Umbau der Ampelanlage bei Reinold-Hagen-Straße

Die Ampel am Rechtsabbieger der Reinold-Hagen-Straße auf die B 56 wird nach dreieinhalb Jahren endlich zusammengeschaltet. Damit ist mein größtes Ärgernis endlich beseitigt.

Rückblick

Manche Leser*innen mögen diese Kreuzung schon aus vorherigen Artikeln kennen, es gibt fast 10 Stück zu dieser Kreuzung. Zu der Ampelschaltung gibt es bisher vier Artikel, das hier ist der fünfte. Wer die schon kennt, kann diesen Abschnitt überspringen.

Es fing im Juni 2020 an, da habe ich wegen der dummen Ampelschaltung Kontakt mit der Stadtverwaltung über Twitter aufgenommen. Im Juli 2020 kam die Piratenpartei hinzu, sie haben mir einen Bürgerantrag vorbereitet. Den habe ich dann abgeschickt. Im Dezember 2020 wurde der Bürgerantrag angenommen. Alles dazu findet sich im ersten Artikel.

Dann passierte lange nichts. Ich habe im Juni 2021 noch einmal nachgefragt, das war mein zweiter Versuch, der allerdings nichts gebracht hat. Im Juli 2021 bekam ich nur eine generische Antwort, es sei viel zu tun und es könnte dauern.

Im Dezember 2021 schrieb ich dann an den Landesbetrieb, die allerdings nicht zuständig waren. Also auch hier wieder nichts.

Im April 2022 war meine Geduld am Ende. Ich hatte in der Zwischenzeit noch einiges an Verwaltungsvorschriften gelesen und konnte dann auch klar benennen, dass diese Ampel rechtswidrig aber leider rechtsgültig ist. So habe ich dann eine IFG-Anfrage abgeschickt. Weil ich keine Antwort bekam, zog ich am Juli 2022 vor das Verwaltungsgericht. Im September 2022 hatte ich das Verfahren effektiv gewonnen und bekam meine Antwort. Die Stadtverwaltung sagte zu, dass sie die Änderung schon beauftragt hätten.

Im Februar 2023 hat mir die Stadtverwaltung dann auch noch die Prozesskosten überwiesen, da war dann aber vor Ort noch immer nichts passiert.

Weiteres Nachhaken

Seitdem ist in der Umsetzung nichts passiert, ich habe aber nicht locker gelassen. Weil es bisher keinen neuen Stand gab, hatte ich aber nichts geschrieben.

Im April 2023 habe ich erneut nachgehakt. Im Mai 2023 bekam ich dann eine Antwort, die Maßnahme wurde schon beauftragt, die Woche drauf sollte der Sachstand geschickt werden. Der kam wenig überraschend nicht.

Also habe ich im August 2023 nochmal nachgehakt und weitere rechtliche Schritte angedroht. Der Bearbeiter im Tiefbauamt war einige Zeit nicht da, daher blieb das liegen. Im September 2023 teilte er mir aber mit, dass die Stadt Bonn alles erledigt hätte. Der Ball läge jetzt bei der Signalbaufirma, die das dann umsetzen müssten. Das zog sich dann auch noch viele Wochen.

Ersatzampelanlage

Im Oktober 2023 wurde dann eine zweite Ampelanlage neben der ersten aufgebaut. Man kann hier gut sehen, wie die beiden Kreuzungen eine große Lichtsignalanlage haben:

Die obigen Fotos habe ich am 07.10.2023 aufgenommen. Da war die Ampelanlage noch nicht im Betrieb.

Am 10.10.2023 war die neue Ampelanlage dann in Betrieb. Man kann hier sehen, wie die Ampel über den Rechtsabbieger direkt grün ist, ohne dass jemand den Taster gedrückt hätte.

Die Taster wurden zwischenzeitlich entfernt:

Und gegen ein anderes Modell getauscht:

Damit ist jetzt das Problem gelöst, man bekommt direkt Grün, wenn der Autoverkehr auch Grün bekommt. Nur wenn es nachts komplett leer ist, muss man eben einmal den Taster drücken. Soweit ist das dann ganz normal.

Ab da musste die Signalbaufirma noch in allen Signalgeber die alten Glühlampen gegen moderne LED-Leuchtmittel austauschen und die Software aktualisieren, dann können sie wieder zur anderen Ampel zurückschalten. Und das Zeichen 205 (Vorfahrt gewähren) muss natürlich auch noch weg.

Fertige Ampelanlage

Dann wurde auf die fertige Ampelanlage umgeschaltet. Die hat auch die richtige Zusammenschaltung über den Rechtsabbieger. Wunderbar, das Problem ist also endlich gelöst.

Da war noch ein Detail: Die Streuscheiben haben alle nur das Sinnbild Fußverkehr, nicht die kombinierte Streuscheibe mit Fuß- und Radverkehr.

Die Baustellenampel hatte das. Da hat also wieder irgendwer Mist gebaut. Einmal mit Profis arbeiten! 🙄

Ich habe dem Tiefbauamt dann noch einen Hinweis gegeben, der dann an die Signalbaufirma weitergeleitet worden ist.

Nur ein bisschen Grün für den Radverkehr

Aber da ist noch etwas mehr. Man kann auf dem oberen Foto erkennen, dass die hintere Ampel schon rot ist, während die vorne noch grün zeigt. Das Signal über den Rechtsabbieger wird 22 Sekunden früher rot, als die anderen beiden Signale. Wenn man dort also nicht schon steht und erst später kommt, so muss man eventuell wieder auf dem Mittelstück warten. Wahrscheinlich ist das wieder so ein Ding mit der Leistungsfähigkeit. Die armen Leute im Auto sollen nicht so lange warten müssen, bis sie endlich rechts abbiegen dürfen. Damit hat man weiterhin die ursprüngliche Problematik: Auf der Sankt Augustiner Straße fließt ja weiter der Verkehr, so einfach kann man da gar nicht rechts abbiegen.

Nun ist es aber für den Radverkehr in dieser Situation schlechter als vorher. Schließlich kann man dann nicht den Taster drücken und hat 8 Sekunden später grün. Nein, jetzt muss man da länger warten.

Das bedeutet also, dass diese Zusammenschaltung nur für den Anfang der Phase gilt. Schon nach recht kurzer Zeit wird die Ampel über den Rechtsabbieger wieder rot. Für mich ein klares »fick dich« an den Radverkehr. Ich habe nochmal im Tiefbauamt nachgefragt, was das eigentlich soll.

Die Antwort aus dem Tiefbauamt liest sich wirklich »autonormativ«. Weil der Fuß- und Radverkehr ja jetzt immer Grün bekommt, also selbst wenn da niemand ist, bekommt der Autoverkehr ja Rot. Und dadurch sinkt die Leistungsfähigkeit des Rechtsabbiegers.

Ach ja, die Leistungsfähigkeit. Ich verstehe schon. Man hat jetzt alles für den Radverkehr rausgequetscht. Aber irgendwo muss man dann auch fair zum Autoverkehr sein. Nicht, dass der Autoverkehr nicht ungehindert fließen kann. Daher konnte man da nicht zu viel Grün geben, sonst würde sich da wahrscheinlich in der halben Minute eine Autoschlange bis nach Königswinter bilden.

Dann sind wir einfach mal dankbar, dass man dem Radverkehr jetzt ein bisschen mehr Grün zugesteht. Und dass man da nicht mehr drücken muss. Das ist ja immerhin mehr als vorher.

Fazit

Endlich ist diese Stelle gelöst, zumindest so halb. Es hat seit meiner ersten Eingabe geschlagene dreieinhalb Jahre gedauert, diese Änderung dann auch wirklich zu realisieren. Sie hat sehr viele E-Mails, einen Bürgerantrag, eine IFG-Anfrage und eine Verwaltungsklage gebraucht. Das ist ein Aufwand, der ehrlich gesagt in keinem Verhältnis zu dem Problem steht. Wir reden hier von der Umprogrammierung eines Teiles einer Ampelanlage, also das Aufspielen einer kleinen Fehlerbehebung einer Software.

Betrachtet man das einmal nüchtern, so ist die Stadt Bonn und ihre Dienstleister hier himmelschreiend ineffizient und uneffektiv. Kleinigkeiten dauern Ewigkeiten. Mein Blog ist voller Stellen, bei denen es kleine Probleme gibt. Menschen, die noch nicht so verwaltungsgeschädigt sind wie ich, nehmen zurecht eine schnelle Lösbarkeit an. Die Prozesse sind aber umständlich und personalintensiv, mit dem nicht ausreichenden Personal in der Verwaltung lassen sich diese Problemstellen nicht rechtzeitig abarbeiten.

Ich bin froh jetzt nicht mehr mehrfach die Woche an dieser Ampel warten zu müssen. Im dümmsten Fall verpasste man gerade den Umlauf und steht mehrere Minuten dumm herum. Das ist jetzt erstmal vorbei. Andere Leute werden sich bestimmt auch freuen, oder zumindest nicht mehr bei Rot fahren. Da das Signal über den Rechtsabbieger aber schon früher rot wird, bleibt ein Teil der Problematik bestehen. Man wird also weiterhin versucht sein können über Rot zu fahren.

Mein Ausblick auf eine Umsetzung der Verkehrswende ist insgesamt sehr pessimistisch. Wenn sich eine einfach erscheinende Signaländerung so lange zieht und dann noch halbherzig umgesetzt wird, reden wir von vielen Jahrzehnten, die spürbare Änderungen brauchen. Es gibt ein chinesisches Sprichwort zu Bäumen:

Wenn die Vorfahren Bäume pflanzen, können die Nachfahren den Schatten genießen. — wikiquote.org

Und so sehe ich das langsam als Generationenaufgabe. Wir setzen uns für bessere Rad- und Gehwege ein, damit die nächste Generation sich sicher und frei in den Städten und dazwischen bewegen kann.

Nachtrag 23. Dezember 2023

Ende November waren dann auch die Streuscheiben ausgetauscht. Das hat noch ein bisschen gedauert.

Das Zeichen 205 (Vorfahrt gewähren) haben sie aber nicht abmontiert. Der Rechtsabbieger soll also weiterhin untergeordnet sein. Mich überrascht das allerdings nicht mehr.