Touchieren nach Vorfahrtsmissachtung an Fränkischer Straße

In Bechlinghoven (Bonn) entlang der Siegburger Straße wird der Radverkehr komplett auf der nördlichen Seite geführt. Bei den beiden Einmündungen der Fränkischen Straße, welche eine ∩-Form hat, wird auf einem gemeinsamen Geh- und Radweg geführt. Dort kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen, und natürlich irgendwann auch zu einem heftigen Unfall. Und nun hat es uns auch erwischt.

Diesmal allerdings an der westlichen Einmündung, an der nicht so viel los ist. Der meiste Verkehr ist immer um die Tankstelle auf der östlichen Seite. Sie ist mit dem Fahrrad Richtung Osten gefahren (blauer Pfeil). Ein Autofahrer kam mit seinem Auto an die Kreuzung.

Bildquelle: Bonn 3D1

Die Siegburger Straße ist hier die Vorfahrtsstraße, der Autofahrer hätte warten müssen. Er hat zuerst auch gewartet und Blickkontakt hergestellt. Im letzten Moment hat er aber einen Kavalierstart mit anschließender Vollbremsung hingelegt, und sie dann am Knie touchiert. Es scheint allerdings keine Verletzungen geben zu haben.

Danach folgten Beleidigungen, aber beide sind danach weitergefahren. Erst einige Minuten später setzte dann der Schock ein. Der Autofahrer hat sich überhaupt nicht erkundigt, ob er sie touchiert hat, ob alles in Ordnung ist. Es ging ihm nur um sein Vorankommen. Ob das jetzt Fahrerflucht war, kann ich nicht sagen, moralisch falsch finde ich es allerdings schon.

Aus ihrer Sicht präsentiert sich der Radweg so:

Dort ist eine Hecke, man sieht nicht so wirklich gut um die Kurve. Auch aus der Perspektive des Autofahrers ist zu erkennen, dass es unübersichtlich ist:

Das entschuldigt das Verhalten allerdings nicht, der Radverkehr aus beiden Richtungen ist klar beschildert. Die rote Fahrradfurt signalisiert auch eindeutig, dass hier Radverkehr ist. Man muss langsam in den Kreuzungsbereich fahren. Wenn man ein Auto mit langer Motorhaube hat, muss man eben besonders vorsichtig sein.

Die Stelle ist mir schon länger ein Dorn im Auge. Linke Radwege haben an Kreuzungen ein deutlich höheres Unfallrisiko (ich hörte 6× gegenüber rechten Radwegen). Deshalb sind sie in der VwV-StVO für innerorts auch letztlich verboten. Bisher ist die Stadt auch nicht auf meine Vorschläge eingegangen. Da aber anscheinend nur danach geschaut wird, wie viele Unfälle es gab, muss man das wohl jedes Mal melden, damit das irgendwann einmal eine kritische Schwelle überreicht.

Da ich hier nicht weiß, ob das Stadtplanungsamt, die Straßenverkehrsbehörde oder das Tiefbauamt zuständig ist, schreibe ich mal an den generellen Kontakt bei der Stadt Bonn. Die können selbst besser entscheiden, wer zuständig ist. Da haben die anscheinend nur ein Kontaktformular, das ist aber auch okay.

Nachricht per Kontaktformular an Stadt Bonn an 09.07.2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Verlobte und ich fahren häufig mit dem Fahrrad entlang der Siegburger Straße in Bechlinghoven. Die beiden Einmündungen der Fränkischen Straße sind für den ausfahrenden Autoverkehr schwer zu überblicken, weil der Radweg für beide Fahrtrichtungen auf der Nordseite der Straße angelegt ist. Dieser linker Radweg ist deutlich gefährlicher zu befahren, als normale rechte Radwege. Die VwV-StVO hat hohe Hürden für linke Radwege, besonders innerorts. Gerade das Kriterium von wenigen Einmündungen ist in diesem Bereich nicht erfüllt.

Nun haben wir regelmäßig brenzlige Situationen, weil Autofahrende nicht hinreichend auf den Radverkehr achten. Teils geschieht das aus Unachtsamkeit, teils aus Unwissen über den von rechts kommenden Radverkehr, teils aber auch aufgrund der eingeschränkten Sicht durch den Zaun und Baum. Letztes Jahr kam es dort auch zu einem Unfall mit schweren Verletzungen, siehe Pressemeldung der Polizei. Und in dieser Woche hatte meine Verlobte eine Situation, bei der ihr ein Autofahrer die Vorfahrt nahm und sie touchiert hat. Im Luftbild von Bonn 3D habe ich ihre Fahrtrichtung in Blau, die des Autofahrers in Rot eingezeichnet.

Die Siegburger Straße fungiert als einzige Zufahrtsstraße zu dem relativ neuen Gewerbegebiet. Alle Kund*innen der Tankstelle fahren durch die östliche Einmündung wieder auf die Siegburger Straße, Mitarbeiter*innen von RAL und den anderen Firmen durch die westliche Einmündung. Straßen NRW wollte keine weitere Einmündung auf die B 56, um dort die Leichtigkeit des Kraftverkehrs zu erhalten. Dies geht auf Kosten des Radverkehres, der noch immer auf einen Radweg parallel zur B 56 an diesem Abschnitt wartet.

Ich bin diese Einmündungen der Fränkischen Straße inzwischen sehr leid. Zu regelmäßig erlebe ich dort brenzlige Situationen. Als Radfahrer habe ich gegenüber den in die Fränkische Straße einbiegenden Autos nach StVO 9(3) Vorfahrt, gegenüber den ausfahrenden durch die Vorfahrtsstraße an sich. Realistisch muss ich aber auf drei Richtungen achten, dass ich nicht übersehen werde.

Durch den Schwerlastverkehr, insbesondere zur Tankstelle, ist eine Aufpflasterung mit Sinusschwellen wahrscheinlich im Unterhalt sehr kostspielig. Auch möglich wäre eine Lichtsignalanlage, oder ein durchgehender baulich getrennter Radweg auf der südlichen Seite der Straße. Ich bitte hier an beiden Einmündungen etwas zu verändern, bevor dort der nächste Unfall passiert.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Ueding

Dazu bekam ich dann eine Eingangsbestätigung (PDF).

Eine Reaktion darauf habe ich nicht bekommen. Das kann ich hier auch verstehen, ich habe ja keine Frage gestellt. Dass die Siegburger Straße nicht über Nacht umgebaut wird, ist auch klar. Aber ich hoffe einfach, dass das irgendwo eingetragen wird.


  1. Bild von Bonn in 3D:

    • Bundesstadt Bonn, Amt für Bodenmanagement und Geoinformation (CC-by-sa 4.0)
    • Land NRW (2017)/Bundesstadt Bonn, Amt für Bodenmanagement und Geoinformation, dl-de/by-2-0
    • GeoBasis-DE/LVermGeoRP2018, dl-de/by-2-0, https://www.lvermgeo.rlp.de