Angst den Kraftverkehr zu behindern

Bei der Firma Kautex gibt es eine normale Fahrbahn mit je einem Fahrstreifen pro Richtung. Wenn man mit dem Auto halten möchte, so kann man das auf der Fahrbahn einfach tun. Gerade abends ist dort nicht mehr so viel Verkehr, als dass sich hinter einem lange Schlangen ausbilden würden. Und selbst wenn, dann ist das halt so.

Regelmäßig stehen allerdings die Leute mit ihren Autos hier auf dem Hochbord, einem Geh- und Radweg für beide Richtungen. Das Hochbord ist ansprechend breit, und lädt wohl förmlich dazu sein, dort zu parken.

Vor dem Firmengebäude gibt es noch diverse Parkplätze, das Privatgrundstück fängt hinter dem dunklen Randstein an. Das unerlaubte Parken auf Privatgrund ist nochmal eine andere Sache als das Parken auf dem Gehweg, und ich hätte lieber mit der Bußgeldstelle der Stadt zu tun als mit privaten Eigentümer*innen. Ich würde aber auch einfach auf der Fahrbahn parken.

Manchmal suche ich in solchen Situationen das Gespräch. Und da hört man immer wieder die gleichen Begründungen: Man könnte doch nicht »den Verkehr auf der Straße behindern«. An der Wortwahl kann man schon viele Denkmuster erkennen. So ist Verkehr natürlich auch Fuß- und Radverkehr. Solche Leute meinen mit »Verkehr« aber immer nur den Kraftverkehr. Und eine Straße ist der komplette öffentliche Raum zwischen den Grundstücken. Diese teilt sich in Fahrbahn und Hochbord ein. Die Leute meinen aber mit »Straße« nur die Fahrbahn. Und der Rest, ja, der ist dann wohl so Gedöns.

Die andere gern genommene Ausrede ist, dass da doch noch genug Platz sei. Moment, gilt das nicht auch auf der Fahrbahn? Da ist doch genug Platz, damit andere mit ihren Kraftfahrzeugen darum herum fahren können. Anscheinend wird hier aber mit zweierlei Maß gemessen. Für Autofahrer*innen scheint es nicht zumutbar einen kleinen Schlenker zu fahren, für Radfahrer*innen aber schon.

Ich wüsste echt gerne, woher das kommt. Warum haben Leute so viel mehr Angst vor anderen Autos, als vor Personen auf dem Fahrrad? Was soll einem denn passieren, wenn man in seinem Auto auf der Fahrbahn steht? Die Türen sind verschlossen, da kommt niemand so einfach rein. Und wenn die Leute hupen, so hört man das auch nur gedämpft. Warum nimmt man Fremde im Auto voreilig wichtig, während man mir als Radfahrer ins Gesicht sagt, dass ich störe?