Ist mein Engagement für die Verkehrswende gescheitert?

In letzter Zeit fühlt sich mein Engagement für die Verkehrswende nicht sonderlich erfolgreich an. Ein Rückblick.

Mein Blog ist eines meiner größten Hobbies, da stecke ich schon viel Zeit rein. Nicht unbedingt nur in das Schreiben der Artikel, sondern eben auch in die Schriftverkehre mit den Behörden, Kontrolle vor Ort, Lesen von Verwaltungsvorschriften und Ordnungen. Das macht mir auch Spaß, zumindest so insgesamt. Es gibt aber durchaus Phasen in denen ich mich frage: Was mache ich hier eigentlich?

Dann kommt ein ganz nüchterner Blick auf das, was ich schon erreicht habe. Wirklich krasse Dinge kann ich gar nicht vorzeigen. Eines der besten Dinge ist die Zusammenschaltung der Ampeln an der Kreuzung Reinold-Hagen-Straße. Das spart jetzt bei jeder Fahrt zwischen 15 Sekunden und zwei Minuten. Das ist ja ganz nett. Aber dafür habe ich dann 3,5 Jahre immer wieder etwas tun müssen. Ich habe einen Bürgerantrag gestellt, der Verwaltung geschrieben, eine IFG-Anfrage gestellt, eine Verwaltungsklage gegen die Stadt Bonn gewinnen müssen. Dabei hätte ich es auch viel einfacher haben können, ich hätte einfach immer Rot fahren können. Das machen viele andere ja auch.

Also gut, eine Ampelschaltung irgendwo im Außenbezirk. Da muss doch noch mehr sein? Da sind noch Entfernungen von Nutzungspflichten auf linken Radwegen in der Kautexstraße und der Müldorfer Straße. Macht das wirklich einen Unterschied? Die Leute fahren doch eh nach Gefühl, wen interessiert da ein dummes Schild?

Die wirklich wichtigen Dinge, wie die unfallträchtige Ausfahrt an der Fränkischen Straße, den Schwebebalken am Suttnerplatz oder die gefährliche Spurrille im Kölner Stadtwald habe ich bisher nicht verändern können.

Wenn man möchte, kann man sich im Rückblick von November 2022 einmal eine detaillierte Bilanz anschauen.

Schaut man in den Transparenzbericht vom Radentscheid so findet man dort vor allem Ausreden, warum die Ziele bisher nicht erreicht werden konnten. Es gibt da im Detail immer gute Gründe für, die Gesamtsituation ist allerdings herb ernüchternd. Wir sitzen auch bei unseren zweiwöchentlichen Treffen vom Radentscheid und fragen uns langsam, ob der Radentscheid gescheitert ist.

Ich habe so langsam alle Hebel einmal ausprobiert. Der Radentscheid an sich ist ein politisches Instrument. Meine Arbeit mit den Verwaltungsvorschriften, IFG-Anfragen und Fachaufsichtsbeschwerden ist der Weg über die Verwaltung. Wir sitzen als Radentscheid kooperativ mit der Verwaltung zusammen und versuchen sie zur Umsetzung des Radentscheides zu motivieren. Als Einzelperson versuche ich es über die Androhung von rechtlichen Mitteln, damit sie sich wenigstens an die gesetzlichen Mindestvorgaben halten müssen. Über meinen Blog und Mastodon versuche ich eine gewisses öffentliches Bewusstsein zu erzeugen und so die Meinungsbildung zu fördern.

Immer mehr von dem gleichen machen, wenn es anscheinend nicht wirklich Ergebnisse liefert, wäre bescheuert. So versuche ich immer neue Wege aus, zuletzt jetzt eine Fachaufsichtsbeschwerde. Ob das jetzt besser fruchtet, weiß ich nicht. Verwaltungsklagen gegen konkrete Dinge habe ich bisher auch noch nicht versucht, habe ich aber im Blick.

Manchmal frage ich mich, wie es wäre, wenn ich im Leben ein bisschen anders abgebogen wäre. Dann hätte ich mir einen fetten Dienstwagen eines Dieselbetrugs-Herstellers geben lassen, wäre irgendwie etwas weiter raus gezogen in ein fettes Haus und hätte einfach allen Quatsch online beim Monopolisten bestellt, weil es so bequem ist. Wenn ich einen Blog hätte, dann wohl eher darüber welche Sommerreifen den besten Grip bei 250 km/h auf der Autobahn liefern.

Aber das bin nun mal nicht in in dieser Realität. Und so werde ich wohl weitermachen. Wahrscheinlich mit mehr Zynismus und auch weniger Kooperativ mit gewissen Teilen der Verwaltungen. Inzwischen weiß ich ziemlich genau, welche Teams wollen und welche nicht wollen. Nett habe ich bei den unkooperativen versucht, dann versuche ich es halt eher robuster.

Ich hoffe einfach, dass schon ganz viele andere Leute von der Verkehrswende überzeugt werden konnten und auch ein bisschen mitmachen. Dann finde ich irgendwann vielleicht auch wieder mehr Hoffnung, dass wir wirklich eine Verkehrswende zu meinen Lebzeiten hinbekommen werden.