Pläne zur Aufweitung der B 56 bei der Reinold-Hagen-Straße

Die Kreuzung der B 56 mit der Bundesgrenzschutzstraße und Reinold-Hagen-Straße soll ausgebaut werden. Die B 56 soll vier Fahrstreifen bekommen, die Kreuzung muss angepasst werden. Es wurden verschiedene Vorschläge gemacht, die alle nur noch mehr Verkehr induzieren und Fläche fressen werden. So richtig klar, was gebaut wird, ist bisher noch nicht.

Ich schrieb letztes Jahr zu der Ampelschaltung bei der Reinold-Hagen-Straße. Die eine Ampel ist bis heute noch nicht mit den anderen synchronisiert. Hier nochmal eine Karte von Open Street Map zur Orientierung.

Im Beschluss zum Bürgerantrag steht, dass dies im Rahmen des Ausbaus der B 56 passieren soll. Wenn man sich die Gegend ein bisschen anschaut, dann kann man sehen, wie die B 56 im westlichen Teil schon vierstreifig ausgebaut ist, dann aber auf zwei Fahrstreifen verengt. Bis Siegburg (nach Osten) geht es dann mit zwei Fahrstreifen weiter. Dies soll langfristig komplett vierspurig ausgebaut werden.

Dafür muss entsprechend diese Kreuzung ausgebaut werden, die aktuell nur zwei Fahrspuren hat. Interessant für später ist auch dieser Gewerbepark südlich von der B 56.

Unsinn des Ausbaus

Ich bin erstmal gegen den Ausbau von Kraftfahrstraßen, weil sie meist nur zu mehr Verkehr führen. Sie machen das Pendeln nur noch attraktiver, aber das Leben in der Stadt wird durch den ganzen Verkehrslärm und Flächenfraß des MIV weniger lebenswert. Natürlich kann nicht jeder zentral wohnen, ich würde lieber im Sinne der »Stadt der Fünfzehn Minuten« überall kleine Zentren schaffen, sodass man nicht so weite Wege hat.

Insbesondere wenn man sich aktuell die Anbindung von Sankt Augustin und Siegburg nach Bonn anschaut, sieht man dort die ganzen Autobahnen (rot). Die auszubauende Bundesstraße (orange) ist also für Siegburg, Sankt Augustin Mülldorf und die weiter östlich liegenden Orte Buisdorf und Stoßdorf redundant zur Autobahn. Für Sankt Augustin Ort, Niederberg und Hangelar wird es eine bessere Anbindung mit dem Auto schaffen. Aber gerade dort fährt bereits die Straßenbahn 66 bis Siegburg entlang, siehe schwarze Schienen auf der Karte. Wenn man also entlang der B 56 wohnt, kann man auch recht gut mit der Bahn fahren. Wenn man das nicht kann, so muss man wahrscheinlich noch deutlich weiter als das Bonner Zentrum. Und dann fährt man vielleicht eh auf die Autobahn. Im roten Rechteck ist der vorherige Kartenausschnitt.

Mir scheint der Ausbau daher redundant zu sein. Das ist etwas, was mich aber nicht wundert. Schaut man sich die anderen Artikel zu Sankt Augustin an, so präsentiert sich dort eine autofreundliche Schlafstadt. Nach dem Braess-Paradoxon könnte diese zusätzliche Verbindung sogar zu einer Verlängerung der Fahrzeit führen. Da diese Verbindung zwischen Sankt Augustin Mülldorf und Bonn Vilich dann leistungsfähiger ist, fahren vielleicht einige Leute von der Autobahn ab und nehmen die Bundesstraße. Diese wird dann entsprechend verstopfen.

Das Downs-Thomson-Paradoxon besagt, dass »die durchschnittliche Geschwindigkeit des Autoverkehrs auf einem Straßennetz durch die durchschnittliche Tür-zu-Tür-Geschwindigkeit von gleichwertigen Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestimmt wird.« Wenn die B 56 morgens komplett zu ist, so werden die Leute wohl eher die vom Autoverkehr unabhängig geführte Straßenbahn nehmen. Das wird solange passieren, bis genügend Leute nicht mit dem Auto fahren, dass es für die restlichen Leute mit dem Auto gleich schnell ist. Baut man jetzt die B 56 auf, wird es kurzfristig schneller sein. Leute steigen von der Straßenbahn wieder auf das Auto um, bis die B 56 morgens wieder komplett dicht ist. Dann dauert die Autofahrt wieder so lange, wie die Fahrt mit der Straßenbahn.

Erste Vorschläge für Kreuzung

In der Drucksache 1613393 (Kopie) von 2016 findet man drei Vorschläge. Für diese müssen wir noch ein bisschen ausholen und die Kreuzung der B 56 anschauen, an der diese sieben Richtungen zusammenkommen:

  1. B 56 nach Osten (Hangelar)
  2. B 56 nach Westen (Vilich-Müldorf)
  3. Kautexstraße (Holzlar)
  4. Bundesgrenzschutzstraße (Hangelar, Vilich-Müldorf)
  5. Reinold-Hagen-Straße (Holzlar, Bechlinghoven)
  6. Siegburger Straße (Bechlinghoven)
  7. Kölnstraße (Hangelar)

Generell haben Kreisverkehre viele Vorteile, wenn man viele Richtungen verknüpfen möchte. Ihnen fehlt aber die Leistungsfähigkeit, in meinem Empfinden ein Unwort, die durchgängige Fahrbahnen haben. Die Leistung einer Straße ist die Anzahl der Fahrzeuge, die pro Zeit durch sie fahren können. Bei einer Bahnstrecke würde ich das noch so nennen, aber bei Autoverkehr empfinde ich es eher als die Schadensmenge, die pro Zeiteinheit entstehen kann. Mit Schaden meine ich den unmittelbaren Lärm und Dreck, aber auch den Flächenfraß der Fahrbahnen und vor allem die Zersiedelung, zu der es dann führt. Das Sterben der Nahversorgung und das Induzieren von immer mehr Verkehr. Daher schlägt die Verwaltung in jeder Variante eine durchgängige B 56 vor, die entsprechend mit dem Rest verknüpft werden muss.

Kreisverkehr mit sieben Armen

Die größenwahnsinnigste Idee ist ein Kreisverkehr mit sieben Armen, der alle Nebenstraßen abdeckt. Der Kreisverkehr selbst wird nur einen Fahrstreifen haben. Die B 56 bekommt eine Unterführung, alle Abbiegerichtungen bekommen einen Anschluss über den Kreisverkehr. In Drucksache 1613393ED2 (Kopie) findet man die Pläne. Für den gigantomanischen Kreisverkehr sieht das so aus:

In der Drucksache heißt es zu dieser Variante:

Ein konventioneller Kreisverkehr kann insbesondere das hohe Verkehrsaufkommen im Zuge der B 56 selbst mit zweistreifiger Kreisfahrbahn nicht abwickeln. Sofern der im Zuge der B 56 durchfahrende Verkehr allerdings durch eine Unterführung aus dem zentralen Knotenpunktsystem herausgeführt werden kann, ist ein 7-armiger Kreisverkehr mit einstreifiger Kreisfahrbahn für die verbleibenden Verkehrsmengen leistungsfähig und bietet rechnerisch eine gute Verkehrsqualität (Stufe B).

Man baut natürlich aus, weil man noch viel mehr Verkehr erwartet. Und eine fette Straße zu bauen, bei der es sich an der Kreuzung staut, ist natürlich nicht sinnvoll. Ich würde ja weniger Straße bauen und die Leute die Bahn nehmen lassen, aber gut.

In diesem Mega-Entwurf mit sieben Armen muss der Kreisverkehr entsprechend riesig werden:

Aufgrund der vorhandenen abgesetzten Straßenverläufe der Kölnstraße und der Kautexstraße muss dieser Kreisverkehr einen Außendurchmesser von mindestens 90 m aufweisen, um die erforderlichen fahrgeometrischen Zwänge (Einfahr- und Ausfahrradien) einzuhalten.

Und weil man die Radfahrer nicht einfach auf der Fahrbahn fahren lassen will, zwingt man sie auf einen benutzungspflichtigen Radweg entlang des Kreisverkehrs:

Die Fußgänger und Radfahrer werden bei dieser Lösung auf separaten Wegen um die Kreisfahrbahn herumgeführt. Bei dem Außendurchmesser von 90 m ist daher davon auszugehen, dass viele Radfahrer einen Umweg vermeiden wollen und daher entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung den umlaufenden Radweg in beiden Richtungen befahren. Somit erhöht sich an den Querungsstellen in den Zu- und Ausfahrten des Kreisels das Unfallrisiko.

Bei 90 m Durchmesser ist der Umfang dann lustige 560 m lang. Das ist die komplette Strecke zwischen dieser Kreuzung und der Kreuzung Am Herrengarten. Mein Fußweg zum Bäcker morgens ist ungefähr 700 m lang. Das zeigt, wie absurd riesig dieser Kreisverkehr werden würde.

Das erinnert mich an den Kreisverkehr Rabinstraße, bei dem die Radfahrer auch nur noch die Resteflächen bekommen haben. Die Führung dort ist explizit in beide Richtungen vorgesehen und einfach nur furchtbar. Immerhin darf man dort auf der Fahrbahn fahren. Den Planern war wohl klar, dass eine Benutzungspflicht dort nicht haltbar wäre.

Ist der Radweg hier nutzungspflichtig, dann ist der auch fahrbahnbegleitend und man hat immer Vorrang gegenüber den aus- und einfahrenden Autos. Wie gut das in der Realität klappt, kann ich mir schon vorstellen, wenn ich an den Radweg beim Kreisverkehr im Ennert denke.

Die Kosten sind auch ziemlich stolz:

Der Bau dieses Kreisverkehrs ist mit Herstellungskosten in von Höhe von 8,0 Mio. € verbunden.

Man muss das in Relation zu den anderen Planungsvarianten sehen. Aber so in absoluten Zahlen ist das schon verdammt viel Geld. Der Ausbau der S 13 kostet 502 Millionen EUR, dafür bekommt man auch 13 km neue Bahnstrecke, einige Halte und muss dabei viele Knotenpunkte anpacken.

Und Richtung Sankt Augustin wird dann erstmal wieder auf zwei Fahrstreifen verengt, weil den Rest dann die Stadt Sankt Augustin ausbauen muss. Somit hätte man knapp 700 m mehr vierspurig ausgebaut.

Turbokreisverkehr mit vier Armen

Die zweite Variante ist ein Turbokreisverkehr. Das sind Kreisverkehre, die direkte Abbiegestreifen haben. Somit kann man bestimmte Fahrtrichtungen nehmen, ohne dass man am Kreisverkehr wirklich teilnehmen muss. In der Grafik kann man sehen, wie man von 11 Uhr nach 9 Uhr abbiegen kann und dafür eine gesonderten Fahrstreifen hat. Die Dinger sind die Hölle für Fußgänger, weil sie zum schnellen Abbiegen einladen.

Die Verwaltung schreibt zu diesem Vorschlag:

Eine weitere Kreisverkehrslösung stellt ein Turbokreisverkehr dar. Diese Verkehrsanlage bietet die Möglichkeit, den Verkehr im Zuge der B 56 zweistreifig durch den Kreisverkehr zu führen. Ein Turbokreisverkehr kann jedoch nur vierarmig angelegt werden. Somit würden die dreiarmigen Knotenpunkte Bundesgrenzschutzstraße / Kölnstraße, Reinhold-Hagen-Straße / Siegburger Straße und B 56 / Kautexstraße in ihrer Lage und Betriebsform verbleiben. Für die Rechtsabbieger von der Bundesgrenzschutzstraße in die B 56 ist aus Leistungsfähigkeitsgründen ein separater Bypassfahrstreifen erforderlich. Diese Verkehrsanlage weist damit einen Außendurchmesser von etwa 60 m auf.

Gerade das Neubaugebiet in Vilich-Müldorf, das Feld oben links, wird dann über die Straße auf 11 Uhr angebunden. Damit diese Leute schnell nach Bonn fahren können, braucht es anscheinend einen Rechtsabbieger. Für die Kautexstraße (unten rechts) wird eine gesonderter Linksabbiegerstreifen eingerichtet, sodass der Verkehr zwei Streifen zum Geradeausfahren hat.

Weiter geht es mit der Sicherheit:

Unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit darf ein Turbokreisverkehr aufgrund der mehrstreifigen Kreisfahrbahn von Radfahrern nicht befahren werden. Darüber hinaus ist auch eine Querungsstelle über zweistreifige Zu- und Ausfahrten nicht zulässig. Eine (Nord-Süd-) Querung der insgesamt vierstreifigen B 56 ist daher nur mit Hilfe einer Unterführung möglich.

Zur Sicherheit der Radfahrer dürfen die auf dieses Teil nicht drauf. Die würden ja auch nur stören und sich selbst in Gefahr bringen. Also muss man die komplett getrennt dort fahren lassen. Das klingt aber eigentlich ganz nett. So wird man dann zwar Steigungen fahren müssen, jedoch nicht an der bekloppten Ampel warten müssen.

Weiter:

Der beschriebene Turbokreisverkehr ist sehr leistungsfähig und bietet rechnerisch ebenfalls eine gute Verkehrsqualität (Stufe B). Die Funktionsfähigkeit eines Turbokreisverkehrs müsste allerdings im Netzzusammenhang mit den drei eng benachbarten Einmündungen Kölnstraße, Siegburger Straße und Kautexstraße detailliert mit Einsatz der Verkehrsflusssimulation geprüft werden. Eine Koordinierung der Verkehrsströme im Zuge der B 56 (z.B. mit der LSA Am Herrengarten) ist bei dieser Lösung nicht möglich.

Die Herstellungskosten für den Bau eines Turbokreisverkehrs werden auf 4,1 Mio. € geschätzt.

Das ist jetzt deutlich günstiger als der riesige Kreisverkehr. Und für den Radverkehr auch besser, würde ich schätzen.

Vorhandene Kreuzung ausbauen

Die dritte Lösung ist einfach der Ausbau der bestehenden Kreuzung Es wird drei Turboabbieger geben, ganz viele extra Fahrstreifen für linksabbiegenden motorisierten Verkehr. Und für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen hat man dann so ein Gewirr aus Wegen und Übergängen.

Kommt man von der Siegburger Straße (7 Uhr) und möchte zur Bundesgrenzschutzstraße (11 Uhr), muss man erstmal links abbiegen. Dann rechts über drei Fahrstreifen und zwei Übergänge. Dann dort warten und einmal mit zwei Übergängen zur anderen Seite wechseln. Da der Geh- und Radweg entlang der Bundesgrenzschutzstraße allerdings nur linksseitig ist, muss man nochmal vier Fahrstreifen queren, bis man endlich dort ist. Direkt auf der Westseite die B 56 zu kreuzen ist nicht vorgesehen, obwohl dort schon eine Ampel ist. Das ist genauso wie bei der Kreuzung Am Herrengarten, an der seit dem Umbau auch eine Direktverbindung fehlt und Fußgänger entweder drei Ampeln nehmen oder die Brücke besteigen müssen. Ist ja nur 550 m Luftlinie entfernt, da ist das dann schon konsistent.

Die Verwaltung schreibt zu dieser dritten Variante, die auch ihre Empfehlung ist:

Eine weitere leistungsfähige Lösung stellt der Ausbau der vorhandenen signalisierten Kreuzung B 56 / Bundesgrenzschutzstraße dar. Dabei wird die durchgehende Hauptfahrbahn der B 56 analog zu dem westlichen Bereich der B 56 (AS Vilich und Am Herrengarten) ebenfalls vierstreifig ausgebaut. Dieser Ausbau muss sich bis über den Knotenpunkt mit der Kautexstraße in Richtung Sankt Augustin erstrecken. Dementsprechend ist auch der Knotenpunkt B 56 / Kautexstraße von dem Ausbau betroffen.

Das wird also, genauso wie der erste Kreisverkehr, so eine Gesamtlösung.

Weiter:

In Kombination mit einer neuen verkehrsabhängigen Signalsteuerung können die beiden Knotenpunkte Bundesgrenzschutzstraße / Kölnstraße und Reinold-Hagen- Straße / Siegburger Straße in ihrer jetzigen Lage verbleiben.

Für die Rechtsabbieger von der Bundesgrenzschutzstraße in die B 56 ist aus Leistungsfähigkeitsgründen weiterhin ein separater Bypassfahrstreifen erforderlich. Im Gegensatz zur heutigen Situation ist für die Rechtsabbieger jedoch ein separater Einfädelungsfahrstreifen in die B 56 vorgesehen.

Also noch mehr Platz für den motorisierten Verkehr. Damit man das Neubaugebiet noch besser anbinden kann, braucht es noch einen Einfädelungsfahrstreifen.

Und zum Rad- und Fußverkehr:

Die Fußgänger und Radfahrer werden bei dieser Lösung mit Furten unter Signalschutz über die einzelnen Knotenpunktarme geführt. Von der Bundesgrenzschutzstraße in die Reinold-Hagen-Straße ist ein Schutzstreifen für die Radfahrer vorgesehen.

»Unter Signalschutz« ist Verwaltungssprech für müssen an Bettelampeln warten sich von Insel zu Insel vorarbeiten. Und genauso wie bei der Kreuzung Am Herrengarten, haben haben die Fußgänger*innen keine Querungsmöglichkeit auf der westlichen Seite, wahrscheinlich um die Rechtsabbieger von der B 56 in die Reinold-Hagen-Straße nicht warten zu lassen. Die Fußgänger*innen müssen dreimal die Ampeln nehmen. Legt man beide Kreuzungen nebeneinander, erkennt man die exakten Parallelen. Wahrscheinlich das gleiche Planungsbüro, die die gleichen Fehler wieder machen wollten.

Bildquelle: Bonn 3D1

Weiter im Text geht es noch um die ganzen zusätzlichen Abbiegestreifen:

Mit dem Ausbau der Kreuzung ist eine Trennung der Konfliktströme in der Nebenrichtung (Bundesgrenzschutzstraße und Reinold-Hagen-Straße) möglich. Dies betrifft die Kfz-Ströme (Linksabbieger und Gegenverkehr) sowie die Linksabbieger und parallelen Fußgängerströme. Das Sicherheitsniveau der Kreuzung wird gegenüber heute deutlich erhöht.

Konfliktströme nennt man das, wenn Leute geradeaus fahren wollen, vor ihnen aber ein Linksabbieger auf den Gegenverkehr warten muss. Diese Wartezeit verringert die Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes, also knallt man einfach noch einen Abbiegestreifen dort hin. Und das jeweils nach links und rechts. Somit kann man von jeder Richtung in jede andere abbiegen. Damit das aber die Konflikte wirklich trennt, muss es eine getrennte Ampelphase für die Linksabbieger hin. Somit kreuzen sich keine Ströme mehr gleichzeitig. Das erfordert noch mehr Ampelphasen. Die Fußgänger*innen und Radfahrer*innen müssen also mehrere Phasen abwarten, bis sie endlich die Kreuzung passieren können. Dies ist insbesondere dann nervtötend, wenn man wirklich drei Ampeln passieren muss.

Weiter:

Die beschriebene Kreuzung muss mit einer neuen verkehrsabhängigen Signalsteuerung ausgestattet und mit den Nachbarknotenpunkten koordiniert werden. Im Rahmen der Signalsteuerung können die besonderen Belange der Blinden oder des ÖPNV entsprechend berücksichtigt werden. Die Verkehrsqualität der ausgebauten Kreuzung ist rechnerisch in beiden Spitzenstunden ausreichend (Stufe D).

Damit die Ampeln für den Autoverkehr nicht so schlimm sind, muss man dort die Grüne Welle einrichten. Das bedeutet aber keinerlei Verbesserung für jene, die nicht im Auto sitzen. Und wenn es verkehrsabhängig ist, muss man zur Querung besonders lange warten, wenn im Berufsverkehr eine endlose Blechlawine von St. Augustin nach Bonn und zurück rollt. Aber die Unmotorisierten können dann von fünf Fahrstreifen den Feinstaub wegatmen.

Die Kosten sind, obwohl die Kreuzung für Fuß- und Radverkehr deutlich schlechter ist, gar nicht mal so viel günstiger, nur ungefähr ein Viertel weniger:

Der Ausbau des beschriebenen Knotenpunktsystems, das ohne Bauwerke auskommt, ist mit Herstellungskosten (Tiefbau und neue LSA) in Höhe von 2,9 Mio. € verbunden.

Vergleiche

Der ganze Ausbau erinnert mich ein paar andere Kreuzungen, die ich bisher gesehen hatte.

Autobahnkreuz Oranienplatz

Damals, 1969, hatte jemand zur Illustration der absurden Verkehrspolitik ein Autobahnkreuz aus Los Angeles über den Oranienplatz in Berlin gelegt, siehe Bild. Schaut man sich das heutzutage auf der Open Street Map an, sieht man einen Park und einen Grünstreifen durch die Stadt.

Zum Glück hat war die Satire damals den Plänen des Berliner Senats voraus und man hat das nicht so gebaut. Wenn schon vor 50 Jahren derartige Überspitzungen gegen die Verkehrspolitik nötig waren, wie sehr fällt ein derartiger Mega-Kreisverkehr dann bitte heute aus der Zeit?

Endenicher Ei

In Endenich kreuzt die Stadtautobahn die B 56. Dort hat man sich für einen Kreisverkehr mit Unterführung für die Autobahn entschieden. Auf der Open Street Map bekommt man einen Eindruck über die ganzen Fahrspuren dort.

Und da soll die Autobahn von vier auf acht Streifen ausgebaut werden.

Kreisverkehr Houten

Auf meiner Radreise durch die Provinzen Utrecht und Holland bin ich in Houten (bei Utrecht) an einer schicken Kreuzung vorbeigekommen. Für den MIV gibt es oben einen Kreisverkehr. Und für die Radfahrer gibt es unten einen Kreisverkehr, über den auch die Fußgänger*innen kommen. Man kann mit dem Fahrrad jeden Arm in beide Richtungen verlassen, die Radwege sind breit genug. Man ist komplett entkoppelt vom MIV. Die Steigungen sind angenehm flach, man kann gut einsehen.

Auch auf der Open Street Map sieht das nicht ganz so gruselig aus, da es sich nur um eine Kreisstraße handelt.

Zwischenfazit

Mir wäre es, wie oben beschrieben, am liebsten wenn das gar nicht ausgebaut werden würde. Denn mehr Fernstraßen sorgen nur für mehr Fernverkehr, da wird keine Zeit gespart.

Wenn aber doch ausgebaut werden muss, dann wäre mir die zweite Lösung am liebsten. Die kostet nicht so viel wie das Mega-Projekt und scheint für den Rad- und Fußverkehr am wenigsten beschissen zu sein.

Weitere Entwicklung

Dies war nur der erste Beschlussvorschlag von der Verwaltung an die Politik im November 2016. Dann sind noch ein paar Dinge passiert.

Planungsausschuss

In der Tagung vom Ausschuss für Planung, Verkehr und Denkmalschutz im November 2016 wurden dann noch ein paar Dinge in Drucksache 1613393EB3 (Kopie) festgehalten. Zum einen soll das für den Haushalt 2019/2020 angemeldet werden. Damit sollten die Bauarbeiten schon bald losgehen, würde ich vermuten. Dann soll die Verwaltung eine zusätzliche Variante untersuchen, die ohne Unterführung auskommen würde. Und zuletzt soll noch eine andere Radverkehrsführung überlegt werden:

Die Verwaltung wird gebeten, eine Radverkehrsführung über den geplanten Kreisverkehr nach dem Vorbild Brügge N 397/ Expressweg zu untersuchen.

Die Stelle in Belgien kann man auf der Open Street Map finden. Es ist analog zum Endenicher Ei die Querung einer Bundesstraße mit einer Autobahn.

Auf der Karte muss man genau hinschauen, um die Höhenverhältnisse zu sehen. Ganz unten ist die Autobahn (rot), dann kommt in der Mitte die Bundesstraße (gelb) und dann als Brücke schwebend der Radweg (blau). Im Satellitenfoto von Google Maps kann man das deutlich besser sehen. Es gibt auch noch ein gerendertes Foto von dieser Brücke.

Man möchte also einen Knotenpunkt bauen, in dem der Autoverkehr schnell in alle Richtungen kommt. Für den Radverkehr, und vielleicht auch Fußverkehr, schafft man eine Brücke. Dadurch müssen diese dann noch eine Steigung rauf, während der Autoverkehr einfach eben fährt. Immerhin ist das dann komplett entkoppelt, klingt erstmal nach einer runden Sache.

Bezirksvertretung Beuel

Im Januar 2017 war das Thema auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung Beuel. In Drucksache 1613393EB11 (Kopie) wurden noch diese Dinge anscheinend nur nochmal neu gruppiert.

Stand 2020

Dann wurde im Jahr 2020 nochmal eine Mitteilung erstellt, Drucksache 162895 (Kopie). Darin steht der aktuelle Stand von August 2020.

Es geht vor allem um den Gewerbepark. Gerade die Tankstelle hat ihre Hauptkundschaft von der B 56, ist aber nicht direkt daran angebunden worden. Straßen NRW wollte nämlich nicht noch eine Kreuzung dort bauen. Und jetzt ist den Leuten aufgefallen, dass die umliegenden Straßen dadurch entsprechend überlastet sind. No Shit, Sherlock! Also schreibt das Stadtplanungsamt:

Aus verkehrlicher Sicht ist die Erschließung des Gewerbeparks Pützchen- Bechlinghoven das vordringlichste Thema. Es wurden bereits weit über 10 Varianten untersucht, die alle nicht das gewünschte Ergebnis brachten. Durch die einseitige Erschließung über die Siegburger Straße kommt es laut Untersuchung zur Überlastung der Knotenpunkte entlang der Siegburger Straße (Friedenstraße, Am Herrengarten). Aus diesem Grund wurde dem Landesbetrieb Straßen.NRW Ende des vergangenen Jahres eine Variante vorgelegt, die neben der Erschließung über die Siegburger Straße auch einen direkten Rechtseinbieger aus dem Gewerbegebiet auf die B56 (Sankt Augustiner Straße) vorsah.

Aber das wäre ja zu einfach.

Der Landesbetrieb lehnte diese Variante aus verschiedenen Gründen ab und brachte von sich aus einen Vollanschluss vom Gewerbepark direkt an die B56 zwischen der AS Vilich und dem Knotenpunkt B56/Am Herrengarten ins Gespräch. Damit würde auf dem genannten Abschnitt ein weiterer Knotenpunkt geschaffen, der alle Fahrtbeziehungen erlauben würde. Insbesondere der Verkehr aus dem Gewerbepark mit Bezug zur Autobahn 59 würde damit eine direkte Anbindung ohne große Umwegfahrten erhalten. Bisher wurde ein weiterer Anschluss an die B56 vom Landesbetrieb stets ausgeschlossen. Als Veranlasser sieht Straßen.NRW die Stadt Bonn, weshalb die Finanzierung allein von der Stadt zu tragen wäre. Der Vorschlag wurde zunächst verwaltungsintern geprüft und grundsätzlich für machbar erklärt. Das zuständige Ingenieurbüro sollte mit einem Ergänzungsangebot beauftragt werden.

Es geht hier um den zweiten Gewerbepark, der direkt neben der Autobahn entstehen soll. Dieser soll nach den Erfahrungen bei der Fränkischen Straße nämlich dann lieber direkt an die B 56 angebunden werden. Das bedeutet, dass dann irgendwie hinter dem Sportplatz der Gesamtschule etwas passieren soll.

Das Neubaugebiet nördlich der B 56 wird jetzt in die Planungen mit einbezogen, das erscheint mir ziemlich sinnvoll. Nach dem Zeitplan sollte das langsam soweit sein.

Aufgrund von mehreren Überschneidungen zum Projekt Wohnpark II wurden die zwei parallellaufenden Untersuchungen zwischenzeitlich zusammengefasst. Ein entsprechendes Angebot wurde Ende Juni beauftragt und erste Ergebnisse sind ca. 1 1⁄2 Monate nach Bearbeitungsbeginn durch das Büro zu erwarten. Sobald die finale Untersuchung vorliegt werden die Ergebnisse mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW abgestimmt.

Und dann kommt es endlich zum Knotenpunkt mit der Bundesgrenzschutzstraße:

Ein weiteres Thema ist die zukünftige Gestaltung des Knotenpunktes B56/Bundesgrenzschutzstraße. Der Landesbetrieb Straßen.NRW präferiert eine lichtsignalgesteuerte Kreuzung unter Berücksichtigung der Planungen zum vierspurigen Ausbau der B56 zwischen Mühlenbach und Bundesgrenzschutzstraße. Die von der Politik beschlossene Lösung eines großen Kreisverkehrs scheitert bisher insbesondere an der ungeklärten Finanzierungsfrage. Grundsätzlich wäre der Landesbetrieb bereit den Kreisverkehr zu bauen, allerdings wird eine Kostenbeteiligung von Straßen.NRW lediglich im Rahmen der lichtsignalgesteuerten Lösung in Aussicht gestellt. Durch die Erschließung des Gewerbeparks über einen Vollanschluss an die B56 wäre die Abhängigkeit von der Kreisverkehrslösung (B56/Bundesgrenzschutzstraße) voraussichtlich nicht mehr gegeben.

Straßen NRW will dort also die dritte Variante bauen, die Kreuzung mit der fetten Ampelanlage. Die Variante, die am beschissensten für die Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sind. Wenig überraschend. Haben sie ja auch beim Radschnellweg entlang der A 565 gezeigt, wie ihnen der nichtmotorisierte Verkehr einfach komplett egal ist.

Immerhin hatte Bonn sich wohl für eine Variante mit Kreisverkehr entschieden. Ob sie jetzt die Kostendifferenz selbst tragen, steht dort nicht.

Aktuell führt in dem Abschnitt kein Radweg entlang der B 56. Man muss also, genauso wie zu dem Gewerbepark, einen Umweg über die Siegburger Straße und Am Herrengarten fahren. Da will Straßen NRW wohl immerhin etwas machen:

Der vierspurige Ausbau der B56 (Mühlenbach – Bundesgrenzschutzstraße) ist an die zukünftige Gestaltung des oben genannten Knotenpunktes geknüpft. Die vorzeitige Herstellung des Radweges (vgl. DS 1912778), ggf. provisorisch, wird vom Landesbetrieb grundsätzlich als möglich angesehen. Es ist von Seiten der Stadt angedacht die Planung noch in diesem Jahr voranzutreiben. Die Finanzierung wird zurzeit noch mit StraßenNRW abgeklärt.

Fazit

So oder so wird die B 56 ausgebaut. Jetzt ist nur noch die Frage, ob es ein Kreisverkehr oder eine Ampelschaltung an der Reinold-Hagen-Straße wird. Mehr Verkehr wird es so oder so. Auf die Planung wird man zu diesem Zeitpunkt keinen Einfluss mehr haben.


  1. Bild von Bonn in 3D:

    • Bundesstadt Bonn, Amt für Bodenmanagement und Geoinformation (CC-by-sa 4.0)
    • Land NRW (2017)/Bundesstadt Bonn, Amt für Bodenmanagement und Geoinformation, dl-de/by-2-0
    • GeoBasis-DE/LVermGeoRP2018, dl-de/by-2-0, https://www.lvermgeo.rlp.de