Siegburger Straße – Fahrrad- und Autoperspektive

Die Siegburger Straße, die durch Bechlinghoven und Beuel-Ost führt, fahre ich sehr regelmäßig, es ist meine Hauptroute ins Zentrum. Auf meiner Heatmap kann man sehr schön sehen, wie häufig ich die bisher gefahren bin. Daher kenne ich auch jede Ecke dort mit dem Fahrrad auswendig, auch bestimmte Wurzelaufbrücke und Hubbel.

Nun sind wir an einem Tag mit 35 °C diese Strecke ausnahmsweise mit dem Auto gefahren. Und wir waren schockiert, wie komfortabel diese Strecke mit dem Auto zu fahren ist. Ich hatte schon einmal über den Radweg an der Siegburger Straße geschrieben, allerdings nur über ein Teilstück, und nur aus der Fahrradperspektive. In diesem Artikel vergleiche ich die Strecke für Fahrrad und Auto.

Wir fangen an der Ortsgrenze an. Dort hat man mit dem Auto einen absurd breiten Fahrstreifen. Für das Fahrrad gibt es einen schmaleren gemeinsamen Geh- und Radweg, der auch noch für beide Richtungen gedacht ist.

Hier fängt es schon an. Im Auto kann ich mit einer anderen Person auf dem Beifahrersitz nebeneinander sitzen und mich bequem unterhalten. Auf dem Fahrrad muss man im Entengang fahren, weil ständig Gegenverkehr kommt und der Weg einfach zu schmal ist.

Dann verschwenkt es ein bisschen, man kann schon die merkwürdige Ecke im Zaun erahnen.

Ich weiß echt nicht, was die sich dabei gedacht haben. Aber irgendwie ist da ein Stück Rasen mit dem Zaun abgesperrt, und man hat dadurch keine Sichtverbindung nach vorne. Man sieht nicht, ob da Gegenverkehr kommt. Es ist eine gefährliche Situation. Mit dem Auto hat man nichts davon, ein breiter Fahrstreifen ohne Einschränkungen.

Dann kommt die Kreuzung, zu der ich schon einen Artikel schrieb und an der es einen Unfall gab. Dieses Bild ist relativ typisch. Es quert viel Kraftverkehr, und man muss mit dem Fahrrad wirklich sehr aufpassen. Dabei hat man auf dem Papier gegenüber allen anderen dort Vorfahrt. Mit dem Auto hat man ebenfalls vor allen dort Vorfahrt, dank Panzer nimmt die einem aber auch niemand.

Es geht ein Stück weiter auf dem gemeinsamen Geh- und Radweg. Durch die Bäume hat man dort Schatten, das ist wirklich angenehm. Leider liegt das Laub dann auch auf dem Weg und wird nicht geräumt. Da es ein gemeinsamer Geh- und Radweg ist, sind die Anwohner*innen zuständig. Aber da es keine Anwohner*innen gibt, ist vielleicht niemand zuständig. Wenn es dann einmal geregnet hat, ist das echt gefährlich. Mit dem Auto auch hier keinerlei Einschränkungen.

Dann kommt auch schon die nächste Einmündung, an der sie auch schon touchiert worden ist. Die Konstruktion ist genauso gefährlich wie bei der Einmündung davor. Man sieht hier auch schön, wie enorm groß die Kurvenradien bemessen sind. Dadurch wird der Kraftverkehr ermuntert schnell abzubiegen und dabei nicht auf den Radverkehr zu achten. Dazu kommen die Bordsteinkanten, bei denen es einfach immer rumpelt. Mit dem Auto auch kein Problem, keine Kanten. Einfach gerade Fahrbahn.

Danach wird der Radweg zu einem getrennten Radweg auf der linken Hälfte. Damit hat man etwas mehr Platz. Für den Autoverkehr ist dann aber schon Platz für einen Abbiegestreifen und eine Sperrfläche. Am Anfang auf dem Gehweg stand auch meist immer ein Auto, das scheint sich inzwischen aber erledigt zu haben. Weil die Falschparker immer auf dem Geh- oder Radweg stehen, hat man mit dem Auto auch freie fahrt.

Man steht dann dort an der Ampel, deren Zwischenzeiten für Radverkehr diskriminierend sind. Obwohl ich mit meinen 25 km/h nur wenige Sekunden mehr Räumzeit bräuchte, muss ich effektiv die Räumzeit für den Fußverkehr einhalten. Der Autoverkehr darf noch 10 Sekunden länger fahren, als der Radverkehr. Das ist nervig, denn somit ist die Ampel für mich häufig rot. Mit dem Auto ist das ziemlich angenehm.

Hinter der Ampelkreuzung gibt es eine Bushaltestelle. Dort fährt der Bus vom Fahrstreifen weg, und man kann mit dem Auto einfach geradeaus an dem Bus vorbei. Der Bus muss danach wieder betteln um wieder einfahren zu können. Das ist so richtig die alte Prioritätensetzung. Für den Radverkehr wird es dann sehr eng, und man wird direkt durch die auf den Bus wartenden Personen geführt. Das ist wirklich eine bescheuerte Situation.

Danach geht der Radweg wieder breit weiter, das ist tatsächlich relativ angenehm zu fahren. Man kann aber wieder nicht durchgängig nebeneinander fahren, während das auf der Fahrbahn mit einem Auto natürlich geht, ein Auto ist ja direkt zwei Sessel breit.

Auf diesem Abschnitt des Radweges gibt es einen großen Wurzelaufbruch, dem könnte ich inzwischen wohl mal einen Namen geben. Davon bekommt man im Auto natürlich auch nichts mit, die Fahrbahn ist schön glatt.

Man nähert sich der nächsten Ampelkreuzung. Für mich mit dem Fahrrad ist die Ampel meist rot, die grüne Welle gibt es halt nur mit 50 km/h und nicht 20 km/h. Für den Kraftverkehr gibt es direkt wieder einen Streifen nach links, sodass die Linksabbieger nicht stören, wenn man geradeaus fahren möchte. Mit dem Fahrrad gibt es nicht mehr Platz. Immerhin ist inzwischen der Papiercontainer weg, sodass nun nicht mehr so viele Falschparker auf dem Radweg stehen.

Es ist wieder so eine Kreuzung, wo man als Radfahrer zum geradeausfahren einen Schulterblick macht, um sich gegen Vorfahrtsnahme durch Rechtsabbieger abzusichern. Mit dem Auto eine untypische Sorge, man fährt halt einfach.

Dann kommt noch so eine Bushaltestelle, die den Platz für Fuß- und Radverkehr reduziert, aber den Autoverkehr nicht stören will.

Danach gibt es nur noch einen gemeinsamen Geh- und Radweg, der für dauerhaftes Nebeneinanderfahren auch wieder zu schmal ist.

Danach kommen dann die Bäume in Mittellage, der Radweg wird nach rechts verschwenkt. Die Fahrbahn bleibt natürlich gerade. Hier wurde kürzlich der Radweg saniert, sodass es jetzt weniger Wurzelaufbrüche gibt, als vorher.

Als Radfahrer muss ich nun auf den Querverkehr an einer Werksausfahrt achten. Manchmal stehen auch Werkfahrzeuge auf dem Radweg, das ist allerdings eher selten. Mit dem Auto bekommt man hier auch mal wieder nichts davon mit.

Wir kommen zur Anschlussstelle Pützchen. Die Fahrbahn geht geradeaus weiter. Weil es einen Rechtsabbieger auf die Autobahn gibt, muss der Radweg nach rechts verschwenkt werden.

Mit dem Auto steht man dann an der Ampel, und hat keinerlei besondere Herausforderungen zu meistern.

Mit dem Fahrrad hingegen steht man dann an einer vor lauter Ampelmasten eher unübersichtlichen Querung. Außerdem muss man ein paar Sekunden länger warten

Hat man diese Querungen geschafft, findet man sich mit dem Fahrrad an einer Bushaltestelle, die wieder von der Fahrbahn getrennt gebaut worden ist. Es gibt also wieder Konflikte, die man mit dem Auto überhaupt nicht wahrnimmt. Man muss ja noch nicht einmal hinter dem Bus warten.

Das Highlight in dem Abschnitt ist dann die eigentliche Autobahnunterführung. Dort ist es mit dem Fahrrad extrem schmal, während der Kraftverkehr dort drei breite Fahrstreifen hat. Es musste wegen der »Leistungsfähigkeit« natürlich wieder ein Fahrstreifen für die Linksabbieger angelegt werden. Da war dann kein Platz mehr für den Radverkehr verfügbar.

Als nächstes hat man die andere Seite der Anschlussstelle. Mit dem Auto gibt es hier nichts zu beachten.

Man fährt hier einfach unbehelligt durch.

Mit dem Fahrrad hingegen hat man wieder eine Querung, die voller Ampelmasten ist. Das ist echt nervig zu fahren, weil man auch eher scharfe Kurven fahren muss, um den markierten Wegen zu folgen. Bei Gegenverkehr ist das auch ziemlich knapp.

Das Stück auf dem Hochbord ist wieder ein gemeinsamer Weg, und eher schmal. Gefährlich wird es dann an der Einmündung der Maria-Montessori-Allee. Hier ragt ein Zaun ins Sichtfeld, man kann weder den Gegenverkehr auf dem Radweg, noch den querenden Verkehr rechtzeitig sehen. Und man muss wieder darauf achten, dass man von hinten nicht noch von einem Rechtsabbieger mitgenommen wird. Mit dem Auto mal wieder die gradlinie Führung. Dahinter dann auch wieder eine abgesetzte Bushaltestelle, damit der Kraftverkehr nicht gestört wird. Für den Radverkehr ergeben sich dann wieder Konflikte.

Als nächstes kommt eine weitere Einmündung. Die ist tatsächlich für den Kraft- und Radverkehr ähnlich. Immerhin etwas.

Danach endet allerdings der Radweg. Das Hochbord wird zu einem Gehweg mit Freigabe. Man kann hier fahren, muss aber nicht. Da es jedoch keine sichere Ausleitung auf die Fahrbahn gibt, fahren die meisten Leute hier einfach mit dem Fahrrad weiter. Immerhin ist dort inzwischen ein Tempolimit von 30 km/h, sodass der Mischverkehr nicht mehr so schlimm ist. Früher war dort 50 km/h, das war echt nicht lustig. Mit dem Auto bekommt man hier nur die 30 km/h mit, das war es dann aber.

Auf der Fahrbahn ist es dann angenehm glatt, gradlinig und gut einsehbar.

Mit dem Fahrrad hat man dann aber erstmal ein Haus an der Kante und eine Baumscheibe, durch die man muss.

Weiter muss man dann auch allen weiteren Bäumen ausweichen, und natürlich rücksichtsvoll gegenüber dem Fußverkehr sein, dessen Gast man in diesem Abschnitt ist.

Bei der nächsten Einmündung wird es wieder gefährlich für den Radverkehr. Man hat eine durch Hecken eingeschränkte Sicht nach rechts, während der Autoverkehr hier mal wieder keinerlei Einschränkungen erlebt.

Dahinter kommt dann die nächste Verschwenkung mit einer Bushaltestelle. Das Muster ist inzwischen absehbar. Man hat mit dem Fahrrad wieder Konflikte, mit dem Auto noch nicht einmal den Bus.

Nach weiteren Verschwenkungen für den Radverkehr geht es dann vor dem Markt vorbei. Dort gibt es auch noch einen Falschparkerhotspot. Mit dem Auto natürlich keine Einschränkungen. Man muss später leicht nach links schwenken, weil dort Parkplätze auf der Fahrbahn angebracht sind. Aber das ist ja eher Service.

Man kommt dann auf eine Kreuzung, mal wieder mit Fahrstreifen nach links.

Mit dem Fahrrad steht man dort mit eigener Fahrradampel. Auf einem Gehweg mit Freigabe ist so eine Ampel schon etwas lustig. Aber gut.

Hinter der Kreuzung gibt es dann nur noch einen Schutzstreifen, man kuschelt sich also zu den Autos. Im Auto ist das gar nicht so schlimm, kann jemand auf dem Fahrrad dank Panzer gar nicht gefährlich werden. Vielleicht muss man ein bisschen warten, bevor man überholt. Aber das ist schon alles.

Im weiteren Verlauf kommen dann noch Parkplätze direkt neben dem Schutzstreifen dazu, die es für den Radverkehr noch schlimmer machen.

Fazit

Mit dem Fahrrad ist die Siegburger Straße eine sehr »abwechslungsreiche« Strecke voller Hubbel, Gefahrenstellen, Verschwenkungen, Engstellen und Ampelmasten. Für den Autoverkehr ist es eine sehr angenehm zu fahrende Ortsdurchfahrt. Es ist erschreckend, wie sehr diese für den Radverkehr extrem wichtige Verbindung auf den Autoverkehr zugeschnitten ist. Und trotz all dem gibt es noch Autofahrer*innen, die über die Benachteiligung des Autoverkehrs sprechen. Check your privilege!