Neue Diskussion um Ausbau B 56 bei Reinold-Hagen-Straße

Vor etwas mehr als einem Jahr schrieb ich über die Pläne zur Aufweitung der B 56 bei der Reinold-Hagen-Straße. Damals gab es drei Varianten:

  1. Größere Ampelkreuzung
  2. Turbokreisel mit Tunnel für Radverkehr
  3. Großer Kreisverkehr mit Tunnel für die B 56

Die zweite Variante ist inzwischen verschwunden, die Ampelkreuzung hat inzwischen einen Tunnel bekommen. Und der Kreisverkehr ist auch leicht modifiziert worden. Nun schlägt die Verwaltung in einer Beschlussvorlage vor, weiterhin bei der Ampelkreuzung zu bleiben, und dort noch die Tunnel zu bauen. Aber ist der Kreisverkehr nicht besser? Ich finde nicht. Schauen wir uns erstmal den aktualisierten Plan einmal an:

Die B 56 wird weiterhin als Tunnel geführt, der Durchgangsverkehr kann den Knotenpunkt hier ungehindert passieren. Es gibt Rampen zum Kreisverkehr, somit bekommt das einen autobahnartigen Charakter. Das ist bestimmt richtig super für den Autoverkehr, es entfällt die Kreuzung mit der Reinold-Hagen-Straße und auch noch der Kautexstraße. Ampelkreuzungen sind immer schlecht für den Durchsatz, das wird dem Autoverkehr wohl echt gut tun. Für alle anderen Richtungsbeziehungen dürfte der Kreisverkehr dem Kraftverkehr ebenfalls sehr gut tun. Dies ist auch das Ergebnis der Mikrosimulation für den Kraftverkehr.

Nun ist der Kraftverkehr aber nicht mein Interesse. Ich schaue hier auf den Radverkehr und dann noch auf den Fußverkehr. Und da hat der Kreisverkehr einige gravierende Probleme. Das erste sind einfach die Kosten. Der Kreisverkehr war in der alten Planung mit ungefähr 10 Millionen EUR abgeschätzt, die Kreuzung mit knapp 4 Millionen EUR. In der aktualisierten Kostenschätzung ist die Kreuzung mit Tunnel bei 2,5 bis 3,5 Millionen EUR abgeschätzt. Das ist also ein deutlicher Unterschied. Das zusätzliche Geld kann an anderer Stelle viel besser für den Radverkehr eingesetzt werden.

Dann kommt die schiere Länge der Kreisfahrbahn. Der Umfang des Radweges wird wahrscheinlich ungefähr 600 m sein. Bei einer Geschwindigkeit von 18 km/h braucht man exakt zwei Minuten, um diese Strecke zu fahren. Das entspricht vielleicht zwei Ampelphasen. Ich darf auch nur gegen den Uhrzeigersinn fahren, sonst wäre ich ein Geisterfahrer. Das ist gerade bei meiner üblichen Fahrtbeziehung von der Kautexstraße zur Siegburger Straße ziemlich mühsam. Wahrscheinlich werden viele Radfahrer*innen dann anfangen den kürzesten Weg zu nehmen, es wird chaotisch werden.

Dann kommt noch, dass Kreisverkehre nicht so toll für den Radverkehr sind. Sie haben zwar keine Lichtsignale, was eigentlich gut ist. Allerdings hat man bei jeder Ein- und Ausfahrt die Gefahr von einer ausfahrenden Person im Auto angefahren zu werden. Das kann Unfähigkeit in Form von »Übersehen« sein, oder es ist Unwissen über die Vorfahrtsregelungen im Kreisverkehr. Ausfahren aus dem Kreisverkehr ist Rechtsabbiegen und somit muss man nach StVO §9(3) den parallel fahrenden Radverkehr durchlassen. Aber Moment! Das ist nur innerorts relevant. Kreisverkehre haben innerorts und außerorts andere Vorfahrtsregeln für den Radverkehr. Außerorts wird der Radverkehr immer mit Zeichen 205 (Vorfahrt achten) wartepflichtig gestellt. Und dann wird das ein sehr düsteres Bild für den Kreisverkehr. Weil es sich hier um eine Bundesstraße handelt, und den Ortsschildern nach das alles außerorts ist, wird der Kreisverkehr wahrscheinlich auch genau so beschildert. Der sieht dann aus Sicht des Radverkehrs nämlich so aus:

Und dann war es das nämlich mit den Vorteilen für den Radverkehr. Man muss dann dort also von der Kautexstraße zur Siegburger Straße folgende Ein- und Ausfahrten queren:

  1. Kautexstraße
  2. B 56
  3. Bundesgrenzschutzstraße
  4. B 56

Das sind, insbesondere nach Fertigstellung des Wohnpark 2 in Vilich-Müldorf dann vier vielbefahrene Straßen, bei denen man eine Lücke finden muss. Die Prämisse für den Ausbau ist ja gerade das große Kraftverkehrsaufkommen, mit dem dort gerechnet wird. Ich sehe nicht, wie man da im Berufsverkehr auch nur eine Chance haben sollte, sinnvoll durchzukommen. Und dazu kommt dann noch die reine Fahrtzeit von zwei Minuten für eine volle Umrundung des Kreisverkehrs. Eine Ampelanlage ist hier schneller, so unintuitiv es erscheinen mag.

Ein weiteres Problem in der Gegend ist dass das Gewerbegebiet mit der Tankstelle nicht direkt an die B 56 angebunden worden ist. Das wurde damals nicht gemacht, damit die B 56 nicht noch eine Kreuzung bekommt. Dadurch fährt der Kraftverkehr dann aber über die Siegburger Straße zur Tankstelle, und die Ausfahrt aus der Fränkischen Straße kreuzt den Zweirichtungsradweg entlang der Siegburger Straße, mit erwartbaren Konsequenzen. Der Kreisverkehr hätte die Chance geboten hier noch einen Arm für das Gewerbegebiet einzurichten. Das wäre eine Verbesserung für den Radverkehr gewesen. Da dies aber nicht eingeplant ist, hat der Kreisverkehr nur Nachteile für den Radverkehr.

Und auch, dass der Kreisverkehr mit dem Tunnel für den Kraftverkehr den Autoverkehr attraktiver macht, sehe ich als Nachteil in der heutigen Zeit.

Geplante Kreuzung

Fairerweise muss man sich noch die Kreuzung anschauen. Siehe dazu den Plan 2 Die hat aber zum Bestand für den Radverkehr keine wirklichen Nachteile. Hier kann der Radverkehr wie vorher auch über die Ampel fahren. Der Radweg parallel der B 56 zur Kreuzung Am Herrengarten wird noch vervollständigt. Es werden mehr Fahrstreifen für den Kraftverkehr, aber das ist keine Verschlechterung.

Dann gibt es noch die Variante mit Tunnel, siehe Plan 1a. Da gibt es dann nur drei Furten für den Fußverkehr, vorher gab es aber auch nur drei Furten. Die Querung über die B 56 ist von der westlichen auf die östlichen Seite verschoben worden. Ein Tunnel unter der Reinold-Hagen-Straße auf der südlichen Seite der B 56 bietet hier für den Radverkehr eine direkte Verbindung.

Ich finde das ziemlich cool. Denn die Kreuzung stärkt den Autoverkehr zwar, jedoch bleiben alle Kreuzungen erhalten. Für den Radverkehr entfällt in einer Fahrtrichtung die Notwendigkeit zu halten. Außerdem ist es von den Kosten deutlich geringer, sodass mehr Budget für andere Verbesserungen übrig bleibt.

Die Beziehung zwischen Kautexstraße und Bundesgrenzschutzstraße hat sich etwas verschlechtert. Vorher musste man an zwei Ampeln warten, einmal über die Reinold-Hagen-Straße, und dann über die B 56. Aktuell sogar noch an drei, wegen dem einzeln signalisierten Rechtsabbieger, gegen den ich geklagt habe. In der neuen Planung muss man dann also den Rechtsabbieger queren, dann die B 56 und dann die Bundesgrenzschutzstraße. Das ist schlechter, weil man dann wirklich mehrere Umläufe braucht.

Auch die Beziehung zwischen Reinold-Hagen-Straße und Bundesgrenzschutzstraße wird furchtbar. Da muss man dreimal queren, wo man vorher nur einmal queren musste. Allerdings wird die Bundesgrenzschutzstraße wohl auch auf der östlichen Seite einen Radweg bekommen, sodass man die Bundesgrenzschutzstraße nicht mehr unbedingt queren muss. Das sieht dann soweit eigentlich wieder okay aus. Die Beziehung vom Wohnpark nach Pützchen, also die jeweils westlichen Seiten der Reinold-Hagen-Straße und Bundesgrenzschutzstraße, bleibt aber so deutlich schlechter. Die Verbindung von Hangelar nach Holzlar (Kölnstraße zu Kautexstraße) ist etwas besser, allerdings gibt es deutlich kürzere Routen an anderen Kreuzungen. Das würde ich so nie fahren.

Fazit

Die neue Kreuzung ist durch die Verschiebung der Querung über die B 56 von Westseite nach Ostseite minimal schlechter für gewisse Beziehungen. Möchte man nach Hangelar, ist es ein bisschen besser, das wird aber wohl fast niemand nutzen. Der Tunnel bietet eine ordentliche Verbesserung für den Radverkehr entlang der B 56.

Der Kreisverkehr scheint mir gravierende Nachteile zu haben: Kosten, Wartepflichtigkeit für den Radverkehr, Attraktivität für den Kraftverkehr. Daher bevorzuge ich bei den zur Auswahl stehenden Alternativen die Ampelkreuzung.