Kreuzungen mit drei Fußgängerampeln
An Kreuzungen von Bundes- und Landstraßen, die wahrscheinlich von Straßen NRW gebaut worden sind, findet man immer wieder nur drei Fußgängerampeln. Über eine der Fahrbahnen kann man dann einfach nicht direkt kreuzen, sondern muss drei Ampel queren, und somit auch drei Ampelphasen abwarten. Die B 56/Gartenstraße ist so ein Beispiel, hier ein Foto von der Fußgängerbrücke:
Es fehlt einfach die Querungsmöglichkeit direkt vorne im Bild. Man muss also wie mit den roten Pfeilen eingezeichnet gehen. Steht man am Anfang der roten Pfeile, so steht man da etwas verloren herum.
Auf der dazugehörigen Karte sieht man auch die fehlende Ampel:
Hier wurde für bestimmt viel Geld eine Fußgängerbrücke gebaut. Und das nur, um diese eine Ampel sparen zu können.
Das ist kein Einzelfall. Eine Kreuzung weiter Richtung Sankt Augustin das gleiche:
Und zwei Kreuzungen weiter ebenfalls:
Und in Wesseling habe ich auch noch so eine entdeckt:
Das ganze hat also ein System. An sich kann so eine zusätzliche Fußgängerampel kein gigantischer Kostenpunkt sein, wenn eine ganze Kreuzung gebaut wird. In ein paar der Fälle ist es in der Tat unnötig eine Fußgängerampel zu haben, weil es dort dann kein Ziel mehr gibt. Beim ersten Beispiel sehe ich das aber nicht; die Existenz der Fußgängerbrücke zeigt auch den Bedarf einer direkten Verbindung vom Wohngebiet Vilich-Müldorf zur Integrierten Gesamtschule in Pützchen/Bechlinghoven.
Leistungsfähigkeit
Der Grund ist wohl Leistungsfähigkeit. An einer anderen Kreuzung der B 56 sind zwar alle vier Ampeln vorhanden, sie sind jedoch Bettelampeln. Denn wenn man an der Stelle kein Grün für den Fußverkehr gibt, so kann man die Ampel geradeaus auch Grün eingeschaltet lassen, wenn der Verkehr nach Links Grün bekommt. Hier bei dieser Kreuzung sehe ich zwei Ampelphasen, die mit einer Ampel dort nicht möglich wären. Einmal kann man von Süden kommend immer direkt nach links abbiegen, wenn man auch geradeaus fahren kann. Nach rechts geht durch den freien Rechtsabbieger jederzeit.
Das andere ist der Abbiegeverkehr von Osten kommend. Hier kann man auch noch den Geradeausverkehr öffnen, weil es dort keine Ampel gibt. Für diese Phase hätte man aber auch einfach die Ampel rot lassen können.
Kontakt zu Straßen NRW
Aber das ist natürlich etwas, das Straßen NRW wohl am besten beantworten kann. Also schreibe ich die einmal an, vielleicht kommt ja etwas hilfreiches zurück.
E-Mail an kontakt.rnl.rb@strassen.nrw.de am 21.08.2022
Sehr geehrte Damen und Herren,
in Bonn, Sankt Augustin und Wesseling habe ich einige Kreuzungen gesehen, bei denen es nur drei Fußgängerampeln gibt. Teilweise gibt es nicht überall Gehwege, sodass ich das verstehe. Bei den Kreuzungen B 56/Am Herrengarten und B 56/Reinold-Hagen-Straße gibt es aber auf allen vier Seiten Gehwege und Ziele.
Ich habe Ihnen ein Foto der Kreuzung B 56/Am Herrengarten angehängt, sowie Kartenausschnitte von ähnlichen Kreuzungen.
Was ist der Vorteil, wegen dem man den Fußverkehr drei Ampeln queren lässt?
Mit freundlichen Grüßen
Martin Ueding
Am 24.08.2022 bekam ich eine Rückmeldung, mein Anliegen wäre an die Fachabteilung gesandt worden.
Am 29.08.2022 bekam ich eine Antwort aus der zuständigen Abteilung. Meine Frage sei nicht so ganz klar, ich wurde eingeladen anzurufen. Das habe ich dann auch einmal gemacht. Der sehr nette Mitarbeiter hat sich über 20 Minuten Zeit genommen, um mir genau zu erklären, warum man diese Ampeln so plant, wer dafür zuständig ist sie zu ändern, und noch ein bisschen darüber hinaus. Er hat mir sogar angeboten bei zukünftigen Fragen derart oder gar Problemen mit dem Tiefbauamt der Stadt einfach anzurufen. Das ist wirklich sehr toll, und drastisch bürgernäher, als ich mir bisher vorgestellt hatte.
Das Weglassen von der vierten Fußgängerampel hat zwei positive Effekte für den Kraftverkehr:
- Man kann zusätzliche Grünphasen für den Kraftverkehr einrichten, wobei man das im Zweifelsfall durch eine Bettelampel auch schaffen könnte.
- Entfällt die Querung für den Fußverkehr, so kann die Haltelinie für den Kraftverkehr weiter vorgezogen werden. Dadurch wird der Kreuzungsbereich effektiv kleiner, und man kann die Zwischenzeiten verkürzen; zwischen dem Rot für die eine Richtung und dem Grün für die andere Richtung muss also weniger Wartezeit eingeplant werden. Dadurch können entweder die Grünzeiten verlängert und die Zykluszeit verkürzt werden, was beides die Leistungsfähigkeit für den Kraftverkehr steigert.
Der Herr war aber ganz bei mir, dass der Fußverkehr bei Kreuzungen in Stadtnähe schon einbezogen werden muss, und dass diese Kreuzungen dann vier Querungen haben sollten. Wenn man noch relativ moderne Kreuzungen so hat, dann wurden die wohl einfach so erneuert, ohne dass da jemand einmal neu über den Bedarf nachgedacht hat.
Diese Planung kommt aber vom Tiefbauamt der Stadt Bonn. Die machen dort die Planung, und Straßen NRW wird nur beauftragt, diese dann umzusetzen. Straßen NRW wird die Lichtsignalanlage dann betreiben und sich um Defekte kümmern. Jedoch können sie keine Änderungen anordnen.
Kontakt zur Stadt Bonn
Da die Kreuzung B 56/Reinold-Hagen-Straße irgendwann ausgebaut werden soll, und dort in den Planungen nur drei Querungen vorgesehen sind, schreibe ich dies noch einmal an das Tiefbauamt.
E-Mail an tiefbauamt@bonn.de am 16.09.2022
Sehr geehrte Damen und Herren,
an der B 56 gibt es zwei Kreuzungen, die nur drei Fußgängerampeln enthalten: Am Herrengarten und Reinold-Hagen-Straße. Als Fußgänger muss man dann einige Umläufe warten, bis man die Straße wie gewünscht queren kann.
Die Kreuzung mit der Reinold-Hagen-Straße soll ja irgendwann ausgebaut werden. In den letzten Planungsunterlagen, die ich gesehen hatte, war dort eine große Kreuzung vorgesehen, die wieder nur drei Fußgängerfurten enthält.
Ich bitte darum, dass falls die Kreuzung an der Reinold-Hagen-Straße mit einer Kreuzung ausgebaut wird, dort alle vier Furten für Rad- und Fußverkehr gebaut werden.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Ueding
Am gleichen Tag wurde die E-Mail an das entsprechende zuständige Amt weitergeleitet, mit der Bitte um Berücksichtigung.
Am 26.09.2022 bekam ich eine Antwort aus dem Stadtplanungsamt. Weil der Knotenpunkt bereits heute »erhebliche Leistungsfähigkeitsdefizite« aufweist, soll Straßen NRW hier eine Aufweitung anstrebt. Wegen der Leistungsfähigkeit müssten hier aber wieder nur drei Fußgängerquerungen reichen:
Bereits im Bestand weist der Knotenpunkt lediglich drei Fußgängerfurten auf. Aus Gründen der Leistungsfähigkeit wird dies auch zukünftig so bleiben müssen. Die B56 ist eine Bundesstraße, welche in ihrer Hauptfunktion übergeordnete Verkehrsströme aufnehmen soll. Daher steht hier die leistungsfähige Abwicklung des Kfz-Verkehrs im Vordergrund. Um dem Fuß- und Radverkehr zumindest auf der Achse Bonn-Beuel - Sankt Augustin eine bessere Führung zu ermöglichen, wird für diese Knotenpunktzufahrt eine planfreie Lösung angestrebt.
»Planfrei« bedeutet anscheinend, dass es dort eine Über- oder Unterführung geben soll.
Für die Beziehung zwischen Holzlar und Vilich-Müldorf, die ich ungefähr dreimal die Woche fahre, ist das enttäuschend. Aber in der Gesamtabwägung kann ich verstehen, dass der Autoverkehr irgendwohin muss. Und dann sollte es dort auch möglichst leistungsfähig sein, damit der Verkehr nicht auf Nebenstraßen ausweicht.
Fazit
Das Weglassen von einzelnen Fußgängerampeln wird zur Steigerung der Leistungsfähigkeit für den Kraftverkehr gemacht. Die Steigerung kommt einmal durch zusätzliche Ampelphasen für den Kraftverkehr. Das andere sind vorgezogene Haltelinien, die dann geringere Zwischenzeiten möglich machen.
Dass die Kreuzungen entlang der B 56 weiterhin nur drei Fußgängerquerungen haben sollen, finde ich schade, kann es aber verstehen. Die angedeutete Unter- oder Überführung könnte es zumindest in eine Richtung deutlich verbessern. Ich bin gespannt.