Bettelampel über B 56

Die B 56 trennt den Kern von Hangelar und Niederberg. Dort um die Bundesstraße ist so ein Niemandsland, das als Mischgebiet ausgewiesen ist. Südlich der B 56 gibt es Bäcker, ein paar Wohnhäuser, aber auch Schreibwaren-Großverkauf, Autowerkstatt und einen Autohändler. Dazwischen ganz viele große Straßen, auf denen viele Autos fahren. Hier einmal die Open Street Map dazu.

Rot markiert habe ich die Fußgängerampel, die ich dabei immer nehme. Das ist dort eine Bettelampel, bei der man wirklich den Taster bedienen muss. Der Autoverkehr löst diese Ampel nicht aus. Wenn man also Pech hat, und der Fahrverkehr gerade grün bekommen hat, muss man einen kompletten Umlauf warten, bis die Fußgängerampel grün wird.

Mir ist nicht so ganz klar, warum sie nicht einfach automatisch grün wird. Es gibt dort keine Ampel für Abbieger mit Pfeil, bei der man keine weiteren Verkehrsströme kreuzt. Der Fahrverkehr muss also beim Einbiegen auf die Bundesstraße aufpassen. Wenn die Fußgänger*innen also kein grün bekommen, so können mehr Autofahrer*innen abbiegen, ohne warten zu müssen. In der nächsten Ampelphase müssen dann aber andere Autofahrer*innen warten. Es kommt also zu keiner wirklichen Entlastung für den Autoverkehr, wohl aber zu einer zusätzlichen frustrierenden Wartezeit für den Fußverkehr.

Das ist etwas, was ich mal an die Verwaltung herantragen kann. Aus bisherigen Erfahrungen mit Sankt Augustin weiß ich, dass dort wohl nicht viel passieren wird. Wenn aber niemand etwas schreibt, wird erst recht nichts passieren.

Aus dem dritten Anlauf bei der Reinold-Hagen-Straße weiß ich inzwischen, dass Straßen NRW dort nichts alleine machen kann, sondern die jeweilige Stadt das entscheidet. Von daher ist auch die Stadt Sankt Augustin dort zuständig. Ich schreibe also am 29.12.2021 an den entsprechenden Fachbereichsleiter.

Sehr geehrter Herr […],

in Hangelar liegt die Kreuzung der B 56 mit der Konrad-Adenauer-Straße und der Kapellenstraße. Die Fußgängerampeln, die über die B 56 führen, scheinen »Bettelampeln« zu sein. Löst der Fahrverkehr über die Kontaktschleifen die Signalanlage entsprechend aus und bekommt ein grünes Signal, werden die Signale für den Fußverkehr nicht mitgeschaltet. Man muss also schon vorher den Taster betätigt haben.

Regelmäßig sehe ich Fußgänger*innen, die den Taster nicht betätigen; so wie ich früher ebenfalls. Der Fahrverkehr bekommt grün, man selbst aber nicht. Dann betätigt man den Taster, muss jedoch einen weiteren Umlauf abwarten. Oder man kommt in dem Moment an der Ampel an, bei der die entsprechende Richtung grün bekommt. Man erreicht den Taster aber zu spät, um in der aktuellen Ampelphase noch teilzunehmen. So steht man dort noch etwas länger an der vielbefahrenen B 56 auf der kleinen Insel und ist Lärm- und Abgasbelastung ausgesetzt.

Da weder die Kapellenstraße, noch die Konrad-Adenauer-Straße eine eigene Grünphase für das Linksabbiegen auf die B 56 haben, sind die Konfliktströme nicht komplett getrennt. Mir ist nicht ersichtlich, warum das Signal für den Fußverkehr nicht immer grün bekommen kann, wenn der Fahrverkehr in die parallele Richtung auch grün bekommt.

Könnten die Signale entsprechend zusammengeschaltet werden, sodass dies keine »Bettelampel« mehr ist?

Mit freundlichen Grüßen

Martin Ueding

Am 30.12.2021 bekam ich dann noch eine Antwort. Pandemiebedingt würde es etwas dauern. Klar, da habe ich wirklich volles Verständnis.

Antwort

Am 17.01.2022 bekam ich dann schon die Antwort. Er hat dies bei Straßen NRW überprüfen lassen und musste entsprechend noch die Antwort abwarten.

Straßen NRW sagt, dass eine Änderung der Schaltung eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit für den MIV wäre. Daher würde die Schaltung auch nicht verändert werden. Dort seien nur wenige zu Fuß unterwegs. Es wurde nicht explizit genannt, aber hier soll dem MIV anscheinend in jeder Hinsicht Vorrang eingeräumt werden.

2017 wurde die Ampelanlage wohl das letzte Mal verändert. Dort wurde die das Mitschalten der Fußgängerampel nur zwischen 7 und 8 Uhr, sowie zwischen 12 und 14 Uhr aktiviert, jedoch sonst nicht. Dies sei die Zeit, in der

Er führt aus, dass weder Straßen NRW oder die Stadtverwaltung Sankt Augustin in den letzten vier Jahren Beschwerden oder Änderungswünsche erhalten haben. Das halte ich auch nicht für weiter überraschend. Dort gehen wahrscheinlich eher weniger Leute zu Fuß, als in dichter besiedelten Gegenden. Dann müsste denen auch noch auffallen, dass die Fußgängerampel so geschaltet wurde. Die meisten werden sich wohl einfach nur wundern und den Taster betätigen, wenn sie gefühlt lange warten. Oder sie drücken immer, weil man derartige Ampelanlagen kennt. Die meisten dürften dann nach wenigen Minuten auch schon das Ärgernis vergessen haben, falls sie es überhaupt wahrgenommen haben. Dann müssen sie bewusst darüber nachdenken, wie die Ampelphasen geschaltet sind, und dass die Fußgänger dort gegenüber dem Autoverkehr benachteiligt werden. Dann müssen sie raussuchen, wer dafür zuständig ist, und noch eine E-Mail schreiben. Wie viele Leute kennt Ihr, die das machen? Darüber hinaus scheint meine eine Anfrage auch nicht ausgereicht zu haben etwas zu verändern. Nach einer solchen Erfahrung werden die meisten wohl nicht erneut an eine Stadtverwaltung schreiben.

Mir ist aber weiterhin nicht klar, was der Vorteil für den MIV sein soll. Ich habe mir das ganze nochmal genauer angeschaut. Es gibt vier relevante Ampelphasen:

  1. Der Verkehr auf der B 56 geradeaus hat grün. Hier ist die Fußgängerampel natürlich rot.
  2. Der Verkehr auf der B 56 jeweils nach links hat grün. Auch hier ist die Fußgängerampel rot.
  3. Der Verkehr, der von Südosten von der Konrad-Adenauer-Straße nach links auf die B 56 nach Südwesten abbiegen möchte, hat grün. Das ist eine getrennte Phase mit grünem Pfeil. Dann ist jene Fußgängerampel auch rot.
  4. Der Verkehr in alle Richtungen aus der Kapellenstraße und der Geradeausverkehr aus der Konrad-Adenauer-Straße hat grün. Dann kann die Fußgängerampel auch grün haben. Indem die Fußgängerampel aber nicht grün wird, so können die Rechtsabbieger aus der Konrad-Adenauer-Straße schneller passieren.

Die Ampelphase für die Fußgänger*innen ist sehr kurz, das Signal schaltet schon wieder auf rot, wenn man noch nicht einmal die halbe Fahrbahn im Stechschritt überquert hat. Wenn man die Fußgängerampel gar nicht auf grün schaltet, so kann vielleicht die Räumzeit entfallen und dadurch die Grünphase von der Kapellenstraße aus kürzer sein. Aber auch da braucht es wieder eine Räumzeit, bis die B 56 wieder grün bekommen kann.

In der E-Mail steht aber klar, dass da nichts verändert wird. Von daher spare ich mir und denen auch eine Antwort. Schade, dass dies das Ergebnis ist, aber dann ist das halt so.

Verständnis der Ampelphasen (Update 29.01.2022)

Über Twitter habe ich noch mehr über die Ampelphasen gelernt. Es sind nicht die vier Phasen, die ich beschrieben habe. Die Ampel stellt die nämlich dynamisch zusammen. Und so gibt es eine Phase, in der alle aus Sankt Augustin kommend grün haben, die Fußgänger aber rot.

So können in der Phase für die Linksabbiegenden auch noch die Geradeausfahrenden durchfahren, ohne auf ihre Ampelphase warten zu müssen. Der Fußverkehr muss dann halt warten.

Wenn jemand den Taster betätigt, dann kann zwar links abgebogen werden, jedoch muss der Geradeausverkehr dann warten.

So kann ich jetzt auch verstehen, wie das mit der »Leistungsfähigkeit« gemeint ist. Der Geradeausverkehr muss so weniger häufig warten, und wenn nur Linksabbieger aus Sankt Augustin kommen und in die Konrad-Adenauer-Straße wollen, jedoch keine Linksabbieger von Bonn kommend in die Kapellenstraße wollen, kann so der Geradeausverkehr fahren. Das scheint also eine Ampel zu sein, die sehr stark nach Bedarf gesteuert ist.

Nachts fährt dann aber teilweise gar kein Auto geradeaus durch, wenn man dort wartet. Von daher erkennt die Ampel den nicht-Bedarf wohl nicht so gut, als dass sie die Fußgängerampel grün schalten würde. Und Fußgänger können ja auch jederzeit stehenbleiben, während ein Abbremsen von 70 km/h natürlich nicht zumutbar ist.

Dann ist es nicht ganz so dreist, wie ich das angenommen hatte. Es zeigt aber mal wieder deutlich, dass die Infrastruktur nur auf das zügige Vorankommen im Auto ausgelegt ist, auf Kosten der anderen Verkehrsarten. Diese Ampelanlage gleicht die inhärenten Geschwindigkeitsunterschiede nicht aus, sondern verstärkt sie noch weiter.