Mit dem Schulbus zur High School (2007)

Während meines Schuljahres in den USA bin ich mit dem Schulbus zur Schule gefahren. Es gab dort, wo meine Gastfamilie gewohnt hatte, keine öffentlichen Verkehrsmittel. Es gab den einen gelben Schulbus, der morgens kam. Die Schule fing um 08:00 Uhr an, allerdings musste der Schulbus diverse Häuser abklappern. Dadurch fuhr der 50 Minuten, und ich musste dann um 06:55 Uhr am Straßenrand stehen und auf den Bus warten.

Die Route vom Bus war auch ziemlich unvorteilhaft für mich, ich war einer der ersten im Bus. Und so schlängelte sich der Bus ewig über die Landstraße und hielt an jedem Haus. Die Busfahrerin war jeden Tag die gleiche, und sie wusste genau, wer wo wohnte. Außerhalb von perfektem Wetter warteten die Schüler*innen teilweise auch drinnen. Und so hielt der Bus, die Eltern machten das Kind darauf aufmerksam, das Kind zog sich die Jacke an und kam raus. Das hat dann wirklich ewig gedauert.

Das unbefriedigendste war daran allerdings, dass ich der Älteste im Bus war. Jede Person über 16 hatte schon den Führerschein gemacht und ein Auto gekauft. Die meisten Teenager*innen arbeiteten irgendwo in der Stadt als Aushilfe bei einem Restaurant. Und davon finanzierten sie ihr Auto. Allerdings brauchten sie auch das Auto, um zur Arbeit zu kommen. Als Nebeneffekt konnte man damit dann auch zur Schule fahren.

Der Parkplatz für Schüler*innen an der High School war entsprechend groß, sodass es für jeden einen Platz gab.

Der war auch einfach extrem weitläufig, es erscheint mir absolut absurd, gerade im Vergleich zu den städtischen Schulen hier.

Und somit hatte ich im Bus nur andere Leute, die jünger waren, als ich. So richtig gut konnte ich mich mit ihnen nicht unterhalten, das machte die Fahrt ziemlich öde.

Das andere Problem dabei war, dass es auch nur einen Schulbus zurück gab. Der ging direkt nach dem Unterricht. Und so konnte ich weder zu AGs, noch zu irgendwelchen Sportaktivitäten noch an der Schule bleiben; ich wäre nicht mehr nach Hause gekommen. Ich war ohne Auto im ländlichen Raum sehr aufgeschmissen. Und von der Schule waren es zu meiner Gastfamilie je nach Route mindestens 9,6 km. Es gab aber keine Gehwege, ich hätte also zwei Stunden an einer Landstraße gehen müssen, an der niemand mit Fußverkehr gerechnet hätte.

Auch konnte ich ohne Auto keine anderen Leute besuchen fahren. Die meisten Leute aus der Schule wohnten aber innerhalb der kleinen Stadt, und nicht noch einmal über 5 km außerhalb. Somit fiel es mir auch sehr schwer einen Anschluss zu finden. Ich hätte andere Leute überreden müssen, mich abzuholen, aber dazu hätte ich die Leute erstmal in einer AG oder beim Sport besser kennenlernen müssen. Ich war halt der eine ältere Teenager in den USA, der ganz weit draußen wohnte und kein Auto hatte. Das war in meiner Altersgruppe zu merkwürdig. Und so bin ich dann nach der Schule immer wieder nach Hause gefahren. Die Gasteltern mussten noch arbeiten, und so habe ich ziemlich viel Fernsehn geschaut.

Vielleicht war es dieser Umstand, der mich über die Jahre zum Aktivisten für die Verkehrswende gemacht hat. Ich möchte mich nicht wieder in die Situation begeben, in der ich mich nicht selbstbestimmt bewegen kann. Und so möchte ich zum einen in einer Stadt wohnen, die ein gewisses Maß an Mobilität ohne Auto bietet. Zusätzlich arbeite ich daran, dass sich noch mehr Menschen selbstbestimmt bewegen können, als es jetzt schon der Fall ist. Ich möchte, dass meine Kinder nach der Schule noch diverse Aktivitäten wahrnehmen können, ohne gefahren werden zu müssen.