Irgendwo muss mein Pony doch grasen!
Es scheint ein gewisses Anspruchsdenken bezüglich des öffentlichen Raums zu geben, der gerade von Autofahrenden nicht in Frage gestellt wird. Ein Versuch das ganze zu entlarven.
Angenommen, ich will ein Pony haben. Dann hätte ich hier in der Mietwohnung schon gar keinen Platz für. In den gemeinsamen Garten kann ich es auch nicht wirklich stellen. Aber zwei Straßen weiter gibt es eine große Wiese, da könnte ich es doch hinstellen.
Ich kaufe mir also das Pony, weil ich es so gerne haben möchte. Beim Kauf fallen Mehrwertsteuer an. Dadurch fühle ich mich gegenüber dem Staat schon vollkommen abgegolten was sämtliche öffentlichen Dinge angeht. Ich habe Steuern bezahlt, ich darf das jetzt! Und dann gehört mir jetzt diese Wiese. Ich zäune sie ab und stelle das Pony darauf.
Vielleicht kommen jetzt die ersten Leute an und sagen mir, dass ich mein Pony dort nicht stehen lassen kann. Ich versuche es mit verschiedenen Argumentationen: Da stört es doch niemanden! Das war vorher einfach nur eine Wiese, da hat ja eh niemand was mit gemacht. Und selbst wenn da jemand Grillen möchte oder mal ein Buch lesen will, kann man das ja weiterhin machen. Das Pony ist doch auch süß, das wertet die Wiese doch auf. Die Leute sollten eigentlich dankbar sein, dass ich mein Pony dort hinstelle und sie sich erfreuen können. Andere müssen für den Streichelzoo Eintritt bezahlen.
Man könnte jetzt noch anderen Argumenten ausgesetzt sein. Aber letztlich kann man hier immer wieder gegenhalten: Irgendwo muss mein Pony doch hin! Zuhause habe ich da keinen Platz, damit muss ich das auf eine Wiese stellen. Wo soll ich das denn sonst hinstellen? Manche werden jetzt argumentieren, dass ich mir dann halt eine Ponywiese irgendwo pachten soll oder es in einem Stall einstellen soll. Aber wisst ihr, was das kostet? Bezahlt ihr mir das? Nein? War ja klar. Aber mir vorschreiben wollen, wie ich mein Geld ausgeben soll.
Davon abgesehen müsste ich dann ja immer so weit laufen, bis ich bei meinem Pony bin. Wenn das so weit von meiner Wohnung entfernt steht, dann bringt mir das ja nichts mehr.
So absurd das klingt, genau das machen Leute mit ihren Autos. Das Auto wird angeschafft, obwohl sie keinen privaten Stellplatz haben. Und dann wird es irgendwo in die Öffentlichkeit gestellt. Oder auch auf die Gehwege, sodass zu wenig Platz für den Fußverkehr bleibt. Möchte man den öffentlichen Raum dann wieder für etwas anderes als Autos nutzen, kommen eben jene Argumente als Widerstand auf.
Es ist gesellschaftlich aktuell einfach akzeptiert, dass man seinen privaten Kram im öffentlichen Raum abstellen darf. Aber nur, wenn es ein Auto ist. Ein Pony geht gar nicht.
Und so steht jetzt seit Monaten ein Anhänger auf einem Radweg, angeschlossen an den Zaunpfeiler.
Der steht da halt herum. Irgendwo muss der Anhänger ja hin. Und es ist anscheinend nicht zumutbar den auf privaten Grund zu stellen. Und weil der seit Monaten dort steht scheint es auch keinen Druck zu geben den zu entfernen, selbst wenn Anhänger ohne Zugmaschine maximal zwei Wochen im öffentlichen Raum stehen dürfen. Wir haben uns einfach so daran gewöhnt, dass es keinen mehr wirklich stört.