Todes-Kreisverkehr mitten in Wesseling

In der Mitte von Wesseling gibt es einen Kreisverkehr den ich als Todesfalle für Radfahrer halte. Eine Fotostrecke des Grauens.

Kreisverkehre gibt es bezüglich Radverkehrsführung in zwei gegenteiligen Ausführungen, innerorts und außerorts. Die Unterschiede habe ich einmal in einem früheren Blogeintrag genau aufgezeigt. Kurz gesagt hat innerorts der Radverkehr Vorfahrt, außerorts der Autoverkehr.

Der fragliche Kreisverkehr liegt innerorts, der Radverkehr hat also Vorfahrt. Zumindest in der Theorie.

Schauen wir uns das Teil einmal an. Wir kommen hier auf einem getrennten Radweg an. Der ist mit Asphalt, das fährt sich gut. Die immer breiter gebauten SUVs werden dann schon auf dem Trennstreifen geparkt. Was auch immer, ey.

Der Kreisverkehr hat großzügige Kurvenradien. Der ist einfach riesig groß. Und in der Mitte gibt es auch noch den Versuch von Kunst. Der Radweg ist hier auf dem Hochbord, dann mit Pflaster ausgeführt.

In den Kurven gibt es irgendwie eine Protection. Die haben den Kreisverkehr irgendwie riesig angelegt und später verkleinert. Vielleicht hatte der mal zwei Fahrstreifen.

Man wird mit dem Fahrrad jedenfalls da ordentlich um die Kurve geleitet. Man kommt dann hier raus. Und möchte man der Kreisfahrbahn folgen, so muss man in einem sehr scharfen Winkel nach links abbiegen.

Technisch gesehen ist aber das Ausfahren aus dem Kreisverkehr rechtsabbiegen, das Folgen der Kreisfahrbahn geradeaus. Hier ist es aber so gebaut, dass es das überhaupt nicht ist.

Schaut man einmal die Schilder an, so sind die Zeichen 205 (Vorfahrt gewähren) für den Autoverkehr außerhalb des Kreisverkehrs angebracht. Der Radverkehr hat keine. Somit ist der Autoverkehr wartepflichtig beim Ein- und Ausfahren.

Im nächsten Foto sieht man noch einen anderen Arm des Kreisverkehrs. Das ist alles schon sehr fahrdynamisch für den Autoverkehr ausgelegt.

Schaut man einmal von der Stelle, an der man mit dem Fahrrad nach links abbiegen muss, zurück, so sieht man dort eine ziemlich lange Beschleunigungsstrecke für den Autoverkehr.

Kein Wunder, dass man dort recht zuverlässig überfahren werden würde, wenn man hier auf sein Recht besteht und der Kreisfahrbahn folgen wollen würde. Man sollte hier also lieber defensiv-devot fahren und komplett zum Stillstand kommen. Dann nach hinten links orientieren und schauen, ob man queren darf.

So ein Konstrukt dürfte es innerorts schlicht nicht geben. Hier wollte die Stadt Wesseling aber wohl den Autoverkehr bevorrechtigen und hat alles darauf ausgelegt, dass der motorisierte Verkehr leicht fließen kann.

Schaut man sich das im Unfallatlas an, dann findet man für 2022 vier Unfälle mit Personenschaden und Fahrrad-Beteiligung.

Im Jahr 2021 waren es zwei derartige Unfälle.

Das ist wohl schlicht der Blutzoll, den wir für den Autoverkehr zahlen müssen. Es ist auch wirklich bezeichnend. Hier gab es in den letzten zwei Kalenderjahren sechs Unfälle. Umgebaut wurde nichts. Aber wenn auf einem reinen Geh- und Radweg etwas passiert, dann wird dort direkt eine Umlaufsperre hingebaut. Das leuchtet auch ein, schließlich wird dort ja auch kein Autoverkehr verlangsamt. Schutz für Radverkehr gibt es nur, wenn kein Autoverkehr eingeschränkt wird.

Ich kann inzwischen nicht mehr durch irgendeine Stadt fahren ohne derartige Ideologien in der Infrastruktur zu sehen. Wo andere einfach nur einen Kreisverkehr sehen, sehe ich ein menschenverachtendes Weltbild das das Auto über die Menschen stellt. Und noch schlimmer: Ich sehe keinen grundsätzlichen Wandel in der Gesellschaft. Das Auto wird noch weiter munter gefördert. Die Bundesregierung nennt das »Freiheit«.

Immerhin weiß ich, wie ich mich in diesem Umfeld verhalten muss, damit ich nicht überfahren werde. Und so habe ich meine Strecke entsprechend angepasst, damit ich an dieser Todesfalle gar nicht erst vorbeikommen muss. So fahre ich nicht mehr Route 1 an dem Kreisverkehr vorbei, sondern Route 2 durch den Entenfang. Das ist viel schöner zu fahren.

Wenn »Freiheit« heißen soll, dass man auf dem Fahrrad sein Leben riskiert, damit irgendwelche anderen die »Freiheit« haben mit ihrem Auto ein paar Sekunden zu sparen, ist das nicht mein Freiheitsbegriff.