Wie ich so viele Bücher lese

Ich lese ungefähr ein Buch pro Woche. Manchmal werde ich gefragt, wie ich so viele Bücher lesen kann.

Eigentlich habe ich keinen Zaubertrick, um so viel zu lesen. Während des Zivildienstes hatte ich zwar mal einen Schnelllese-Kurs mitgemacht, mit dem ich meine nominale Lesegeschwindigkeit von 300 auf ungefähr 800 Wörter/min steigern konnte. Das Leseverständnis sinkt interessanterweise nicht so wirklich, allerdings fehlt mir die Zeit um über die Inhalte zu reflektieren. Ich nutze diese Methoden weiterhin um langweilige Pflichtlektüren schneller hinter mich zu bringen. Aber bei Romanen oder Sachbüchern, die ich genießen möchte, mache ich das nicht. Ich lese so mit den 200 bis 300 Wörter/min, bei denen ich subvokalisiere (im Kopf laut vorlesen).

Dafür nehme ich einfach explizit die Zeit zum Lesen. Früher habe ich meine Aufmerksamkeit in Online-Nachrichten und vor allem Twitter verbracht. Dort vergeht die Zeit enorm schnell, ich werde angeregt mit vermeintlich spannenden Dingen. Am Ende einer Twitter-Sitzung frage ich mich allerdings, was ich davon mitgenommen habe. Und die Antwort ist meist ernüchternd.

Während des Studiums habe ich keine Romane gelesen, ich hatten einen Laserfokus auf mein Studium. Das war rückblickend nicht sonderlich weise, der Persönlichkeitsentwicklung tun diverse Romane und Sachbücher anderer Fachrichtungen sehr gut. Das habe ich erst so richtig verstanden, als ich einen Vollzeitjob hatte und im Urlaub wirklich mal frei im Kopf hatte. Dann habe ich wiederentdeckt, wie gerne ich eigentlich lese.

Ich finde immer genug neue Bücher, die ich gerne lesen möchte. Diese trage ich dann in die Biliotheksverwaltung Zotero ein, siehe Artikel zur Verwaltung meiner Leseliste. Ich lese maximal vier Bücher parallel, meist einen Roman, ein Sachbuch und ein Buch für die Arbeit. Je nach Stimmung kann ich dann dazwischen wechseln. Wenn ich fertig bin, schreibe ich ein bisschen was dazu in meiner Quartalsliste mit gelesenen Büchern. Das ist für mich eine schöne Möglichkeit die guten Bücher zu teilen und auch zu sehen, wie viel ich eigentlich gelesen habe.

Die Bücher lese ich als E-Book auf einem E-Reader. Ich habe da einen älteren Kindle 4, der mit den Büchern von Amazon und MOBI-Dateien kompatibel ist. Man kann EPUB-Dateien manchmal auch konvertieren. Die meisten guten Verlagen bieten aber direkt beide Formate zum Herunterladen an. So kann ich auch längere Bücher einfach dabei haben und unterwegs lese. Anstelle auf dem Handy in Twitter zu scrollen, lese ich lieber im Buch. So gehen auch die Bahnfahrten ins Büro schneller vorbei, als mir lieb ist.

Für so ein Buch brauche ich, je nach Buch, 5 bis 15 Stunden. Die Länge eines Buches in Zeit sieht man auch immer schön bei den Hörbüchern, die sind meist so um 10 Stunden lang. Das ist nicht wirklich unendlich lang, das ist etwas mehr als ein Arbeitstag. Von daher wäre es, wenn Bücherlesen der Job wäre, durchaus möglich alle zwei Tage ein Buch fertig zu haben. Das wären drei Bücher die Woche. Wenn ich also jeden Werktag eine halbe Stunde lese und am Wochenende einen Tag auf dem Sofa verbringe, habe ich ein Buch durch. Es dauert also nicht so lange, wie es manchmal scheint, wenn man immer nur wenig auf einmal liest.

Kostet das nicht viel Geld?

Die Bücher kostet so 10 bis 25 EUR pro Stück, die E-Books sind auch nicht wirklich günstiger als die gedruckten Bücher. Pro Jahr sind das dann schon 300 bis 1000 EUR in Büchern. Allerdings wäre es mir das auch wert, schließlich habe ich durch die Bücher einen wirklichen Mehrwert. Eine Kinokarte mit Snacks würde ähnlich viel kosten, mich aber nicht so befriedigen.

Allerdings muss ich relativ wenige Bücher wirklich kaufen. Die meisten Bücher kann ich über Skoobe beziehen, einem Leihdienst für Bücher, der 15 EUR/Monat kostet. So habe ich zum Beispiel im April für 51,97 EUR Bücher gelesen, aber nur 15 EUR bezahlen müssen. Außerdem stellt mir mein Arbeitgeber arbeitsrelevante Fachbücher, sodass ich die ebenfalls nicht selbst bezahlen muss. Am Ende bleiben nur wenige Bücher übrig, die ich wirklich kaufen muss.