Vendor-Lock bei Tolino-Geräten

Damals, als es noch D1, D2 und E-Plus gab, hatten wir den unsäglichen SIM-Lock bei Handys. Bei Tolino-Geräten ist das nicht anders, aber nicht ersichtlich.

Meine Frau und ich nutzen Skoobe um E-Books auszuleihen, siehe den Artikel über ein Buch pro Woche. Nun hat ihr Tolino aber wohl seine Lebenszeit aufgebraucht, der spinnt ständig herum. Also brauchten wir ein neues Gerät für sie. Da sie bisher mit dem Tolino hinreichend zufrieden war, haben wir dann den Tolino Vision 6 bestellt, siehe den Erfahrungsbereicht dazu.

Schaut man auf der Tolino Webseite, so findet man dort eine Möglichkeit das Gerät zu kaufen:

Klickt man auf »Kaufen«, so erhält man eine Auswahl von Händlern, die den anbieten:

An sich ist das erstmal ganz normal. Schaut man dann einmal bei Thalia, so kostet das Gerät dort 169 EUR. Bei Weltbild kostet das Gerät aber nur 134,99 EUR. Da es sich ja anscheinend um das gleiche Gerät handelt, nämlich einen Tolino Vision 6, hat sie den über Weltbild bezogen.

Als sie den dann eingeschaltet hatten, wollte das Gerät ihr erstmal ein Weltbild-Konto aufdrücken:

Ihr Thalia-Konto ging damit nicht. Man konnte mit etwas Gewalt aber ohne Konto fortfahren. Im Hauptmenü dann die nächste Ernüchterung, es fehlt der Skoobe-Eintrag:

Erst auf der Hilfeseite von Skoobe sind wir dann fündig geworden, warum das so ist:

Skoobe ist also nur mit tolinos dieser Anbieter kompatibel. Wenn Du Deinen tolino zum Beispiel bei Hugendubel, Weltbild oder Buecher.de erworben hast, kannst Du Skoobe darauf leider nicht nutzen.

Interessanterweise kostet der Tolino bei Hugendubel 169 EUR, bei Buecher.de aber nur 139 EUR. Es gibt also auch teurere Geräte, die dann trotzdem kein Skoobe können.

Was ist denn hier los? Auf der gleichen Seite von Skoobe steht noch der Hintergrund dazu:

Hinter der Marke tolino steht der Zusammenschluss von führenden deutschen Buchhandlungen, die auf einer gemeinsamen technischen Plattform tolino eReader entwickeln und auf den Markt bringen. Thalia, Osiander, die Mayersche Buchhandlung und Orell Füssli haben sich als eigenständige Buchhandlungen dazu entschieden, die über Thalia und Osiander vertriebenen tolino eReader, für die Skoobe-Flatrate zu öffnen.

Wir haben hier also letztlich gleichaussehende Geräte, die aber ein Branding durch die einzelnen Marken haben. Thalia und Weltbild sind Konkurrenten, arbeiten aber bei den Tolino-Geräten zusammen. Trotzdem sollen Kund*innen dann im Konzern bleiben und nicht bei den anderen Shops kaufen. Angelich kann man seine anderen Bücher noch mitnehmen, sodass man nicht auf einem Anbieter exklusiv gefangen ist, so wie bei Amazon.

Man muss sich also vor dem Kauf eines Tolino-Gerätes klar sein, von welchem der Anbieter man das Gerät beziehen möchte. Und teilweise gibt es dann Angebote von Drittfirmen, bei denen man überhaupt nicht erkennen kann, welches Branding die jetzt eigentlich haben. Das ist total unbrauchbar.

Ich hatte mich damals für den Kindle entschieden, obwohl ich Amazon als Riesenkonzern erstmal suspekt finde. Ich wollte eigentlich nicht zur Bündelung der Marktmacht beitragen. Ich hatte allerdings befürchtet, dass das Konzept Tolino so eine Eintagsfliege wird und dann wieder verschwindet. Weil ich mich mit meiner digitalen Bibliothek anscheinend an einen Konzern binden muss und dann nur mit dessen Apps und Geräten lesen darf, wollte ich etwas solides haben. Und dies hier zeigt mir mal wieder, dass das leider die richtige Wahl gewesen ist.

Diese Fragmentierung ist einfach lächerlich. Dann soll doch Tolino die Geräte rausbringen und jeder Buchhandel einfach eine App mit Katalog anbieten. Aber dann würden die Leute wohl merken, dass Bücher austauschbar sind und sie ohne Gängelung der Kund*innen diese nicht halten können. Weltbild scheint hier mit vergünstigten Tolino-Geräten die Leute einfangen zu wollen. Glücklicherweise haben wir das rechtzeitig gemerkt. Das Gerät wird zurückgehen und ein neues bei Thalia bestellt.