Schulwegquerung an dunkler Landstraße ohne Querungshilfe

Im Dezember 2021 schrieb ich über eine merkwürdige Stelle vor Dambroich. Mich schrieb ein Mitglied einer Elterninitiative an und wies mich auf ein viel größeres Problem hin: Die mangelnde Querungsmöglichkeit für Schulkinder.

Mich hatte damals an der Stelle irritiert, dass man dort eigentlich gar nicht in die Seitenstraße abbiegen darf. Das ist mir aufgefallen, als ich im Sommer dort tagsüber eine Radtour gemacht habe, natürlich an einem Wochenende. Es ist relativ wenig Verkehr, alles hell und gut einsehbar.

Auf den Fotos kann man aber auch eine Bushaltestelle erkennen. Und schaut man sich einmal die Verkehrskarte der Open Street Map an, ist das auch die einzige Bushaltestelle für Dambroich an der die Linien 513 und 535 halten!

Wenn Leute aus dem Ort also zu ihrem Bus nach Oberpleis wollen, so müssen sie diese Straße dort queren.

Tagsüber sieht das dann so aus. Die Kinder kommen aus der mit dem roten Pfeil markierten kleinen Straße und müssen dann ohne Hilfsmittel diese Landstraße überqueren, auf der man mit dem Auto 100 km/h fahren darf.

Es gibt nur die zwei Straßenlaternen, die eine kann man auf dem Foto erkennen. Ein Anwohner hat mir ein Foto geschickt, wie das ganze bei Dunkelheit aussieht:

Diese Situation ist beängstigend. Leider gab es dort auch schon einige Unfälle.

An sich gibt es hier ziemlich offensichtliche Möglichkeiten die Situation zu entschärfen:

  1. Der Schulbus fährt wieder durch den Ort, Dambroich bekommt eine Schulbushaltestelle, die für die Kinder gut erreichbar ist.
  2. Die Geschwindigkeit des Autoverkehrs wird auf 70 km/h, besser 50 km/h, abgesenkt und es wird eine Verkehrsinsel eingerichtet.
  3. Die Querung wird mit einer Bedarfsampel versehen, mit der Kinder und auch Erwachsene konfliktfrei und somit sicher queren können.

Das ganze wird aber seit Jahrzehnten zwischen den Zuständigkeiten aufgerieben:

  • Die Bushaltestelle der einen Seite gehört zur Kommune Sankt Augustin.
  • Die gegenüberliegende Bushaltestelle gehört zur Kommune Königswinter.
  • Dambroich gehört zu Hennef.
  • Es handelt sich um eine Landstraße, also ist Straßen NRW zuständig.

Auf der Karte habe ich die Kommunengrenzen mit Textmarker markiert. Wir haben also (1) Sankt Augustin, (2) Königswinter und (3) Hennef.

Alt text

Derartige Zuständigkeitsunklarheiten gibt es leider immer wieder und führen in der Regel zum totalen Stillstand.

Am 03.11.2017 hat der Bürgerverein einen Bürgerantrag zur Errichtung einer Querungshilfe an die Stadt geschickt. Dieser wurde in der Sitzung am 27.11.2017 behandelt.

Am 07.06.2018 wurde die Haltestelle an der Kreisstraße umgebaut. Das hilft ein bisschen, allerdings nicht für die beiden Linien, die nach Oberpleis fahren. Diese können weiterhin nur an der Bushaltestelle bei der Landstraße erreicht werden.

Mit der Überführung des Schulbusverkehrs in den regulären Linienbusverkehr wird die Schulbushaltestelle nicht mehr bedient; siehe Bekanntmachung der Stadt Hennef. Dies ist eine Verschlechterung insbesondere für die Kinder, die innerhalb der Dorfgrenze wohnen, da sie nicht mehr in der T30-Zone einsteigen können. Kinder, die außerhalb der Dorfgrenze an der Siegburger Straße südlich der L 143 wohnen, müssen immer jene L 143 queren.

An der Haltestelle Dambroich Pleistalstraße gab es einen Unfall, ebenso an der Haltestelle Hennefer Straße mit der »sicheren Querung«.

Die Elterninitiative hat bei der Haltestelle Hennefer Straße immerhin erreichen können, dass die Haltestellen nun gegenüber liegen. Die Stadtverwaltung, die Kreispolizeibehörde und auch der Verkehrsbetrieb sehen laut GA-Artikel keine Probleme. Die Eltern hingegen sehen sehr wohl die Probleme, die an den Haltestellen sind. Neben den Problemen für die Sicherheit gibt es auch noch ein Problem bei Regen: Nur in Fahrtrichtung Söven gibt es einen Unterstand. Der realitätsferne Vorschlag seitens der Behörden ist das Warten auf der anderen Seite und dann kurz vorher die Seite zu wechseln. Dies bringt natürlich die Kinder zur Hauptverkehrszeit in Gefahr.

Hier scheint insgesamt auch wieder die Leichtigkeit des Autoverkehrs vor der Sicherheit der Schulkinder zu stehen.

Sucht man im Informationssystem der Bezirksregierung Köln nach dem Stichwort »Dambroich«, so findet man die »Sitzungsvorlage für die 12. Sitzung der Unterkomission Rhein-Berg der Verkehrskomission des Regionalrates des Regierungsbezirks Köln am 26. Oktober 2020«. Dort findet man in der Tabelle diese Maßnahme:

Hennef-Dambroich, Querungshilfe auf der Siegburger Str./ Einm.Pleistalstr.

Die Kosten sind auf 200.000 EUR beziffert, die Priorität auf 2,46. Allerdings scheint diese Priorität laut Elterninitiative so niedrig zu sein, dass nicht mit einem zeitnahen Baubeginn zu rechnen ist. Die Kinder werden weiter einen relativ unsicheren Schulweg zur Grundschule mit der Haltestelle Hennefer Straße haben. Und alle anderen werden mit der Haltestelle Dambroich Pleistalstraße mit jeder Überquerung ihr Leben riskieren.

Mich macht dieses Aussitzen wütend. Die Straßenverkehrsbehörden könnten relativ schnell immerhin die Geschwindigkeit absenken. Dafür müssen nur Schilder (und vielleicht ein Blitzer) aufgestellt werden. Ich stelle mir das recht einfach vor, schließlich fehlt eine Querungshilfe. Und solange die fehlt, wird auf T50 abgesenkt. Man kann ja versprechen es wieder auf T70 zu heben, wenn die Verkehrsinsel gebaut worden ist.

Der Landesbetrieb hat es immerhin in die Liste aufgenommen, aber anscheinend gibt es noch wichtigere Dinge. Das mag sein, allerdings scheint es dann nicht genügend Kapazität zu geben, um nötige Maßnahmen zeitnah umzusetzen.

Das gleiche Muster sehe ich auch an anderen Stellen. Die gefährliche Einmündung an der Tankstelle ist seit Jahren ein bekanntes Problem, es wird aber nichts unternommen. Muss aber kein Autoverkehr eingeschränkt werden, so kann direkt nach einem Unfall wieder eine Umlaufsperre montiert werden.

Wenn Infrastruktur so geplant wird wie dort an der Landstraße, dann sind totgefahrene Personen keine Unfälle. Es sind Ergebnisse! Niemand würde einen Messerblock in ein Kinderzimmer stellen und ganz überrascht von einem »Messerunfall« sprechen, wenn sich ein Kind mit einem Messer verletzt. Es ist allen klar, dass man eine Wohnung für Kinder sicher gestalten muss. Im Straßenverkehr scheint das den Verantwortlichen aber nicht so klar zu sein. Hier werden gefährliche Situationen baulich ermöglicht, im Dienst des Automobils.

Würde man die Geschwindigkeit in diesem Abschnitt auf einer Länge von 500 m reduzieren, wäre gar nicht viel zusätzliche Fahrtzeit nötig. Bei 100 km/h braucht man für den Abschnitt 18 s, mit 70 km/h dann 26 s und bei 50 km/h schon 36 s. Senkt man die Höchstgeschwindigkeit also auf T70, brauchen die Personen im Auto 8 s länger für ihre Fahrt. Bei T50 wären es 18 s länger. Selbst die 8 s zusätzliche Fahrtzeit ist die Sicherheit der Busfahrenden nicht wert. Und das ist wirklich ein Armutszeugnis.

Ich hoffe, dass diese Maßnahme seitens Straßen NRW doch zeitnah umgesetzt wird.

Wer Kontakt mit der Elterninitiative aufnehmen möchte kann mir Kontaktdaten schicken, ich leite sie dann weiter.