Niederländisch üben ist schwer

An sich ist Niederländisch keine so schwere Sprache. Wenn man nur die Gelegenheit bekäme sie auch zu üben.

Weil ich immer mal wieder in den Niederlanden im Urlaub bin, habe ich angefangen Niederländisch zu lernen. Meinen ersten Kurs an der Volkshochschule habe ich 2010 begonnen, dann habe ich das Phasenweise weiter verfolgt.

Leider habe ich nur selten die Möglichkeit zu üben. Das Problem ist nämlich, dass die Niederländer sehr gut Englisch sprechen. Wenn ich in der Randstadt unterwegs bin, versuche ich es immerhin mit meinem bisschen A1-Niveau Niederländisch. Beim Check-In im Hotel wechselt das Empfangspersonal allerdings meist direkt auf Englisch.

Das ist an sich ja nett. Sie wollen mir nicht zumuten mich abzumühen, sprechen sie doch auch gut Englisch. Ein bisschen schwingt aber auch das Gefühl mit, dass ich sie nicht mit meinem Sprachenlernen aufhalten soll. Ich wechsele dann zu Englisch und dann geht das alles immer ganz schnell.

In Restaurants klappt es besser, da lässt man mich das versuchen. Entsprechend gut kann ich inzwischen Essen bestellen. Bei manchen Rückfragen bin ich aber trotzdem noch überfordert.

Interessant war es dann im ländlichen Raum. In Zeeland geht es ähnlich zu wie auf Mallorca: Sehr viele deutsche Touristen sind dort zu Gast. Die Leute dort im Tourismusgewerbe sprechen alle recht gut Deutsch weil sie es für die Touristen brauchen. Jedoch ähnlich wie auf Mallorca sprechen die meisten deutschen Touristen die Einheimischen einfach in Deutsch an. Ich finde das nicht unbedingt höflich.

In einem fremden Land Leute auf Englisch ansprechen und vorsichtig fragen, ob sie Englisch sprechen finde ich in Ordnung. Nicht jeder spricht jede Sprache aus allen Urlaubsländern. Englisch ist in der westlichen Welt die zweite Sprache, somit passt das. Aber einfach Deutschkenntnisse anzunehmen mag ich nicht.

Die Einheimischen anscheinend auch nicht. Die wirken in Zeeland immer sehr positiv angetan wenn ich zumindest versuche auf Niederländisch zu kommunizieren. Der Rezeptionist fragte mich bei der Abreise auf Niederländisch, ob wir einen guten Aufenthalt hatten. Ich konnte nicht sofort antworten und musste mich erst sortieren. Er fragte direkt ob wir lieber auf Deutsch oder Englisch reden sollten. Ich machte eine »einen Moment bitte« Geste und sammelte mich zu einem »we hebben een leuke vakantie«. Er hat richtig gestahlt und mich ermutigt. Das hat mich auch total gefreut.

Nun bin ich wieder ziemlich motiviert noch mehr zu lernen und im nächsten Urlaub dann noch etwas mehr verstehen und sprechen zu können.

Das gleiche Muster sehe ich auch mit Freunden von der Uni, die nicht mit Deutsch aufgewachsen sind. Mit denen unterhalte ich mich meist in Englisch, einfach weil es einfacher ist. Weil ihr Freundeskreis aber letztlich nur aus anderen englischsprechenden Studenten besteht, sind sie nur selten gezwungen auch Deutsch zu sprechen. Ihnen fehlt die Übung.

Als ich in den USA war, kam mir die Einsprachigkeit dort sehr zugute. Ich hatte sechs Jahre Englischunterricht in der Schule gehabt, dort musste ich das den ganzen Tag hören und sprechen. Dadurch hat sich mein Englisch schnell verbessert.

Inzwischen habe ich ein paar niederländische Kollegen. Und der eine meinte auch, dass Niederländisch schwer zu üben sei weil die Niederländer gerne auch Englisch sprechen. Aber ich werde es weiter versuchen, es hilft ja nichts.