Schock nach einem Unfall

Der Schock nach einem Unfall ist schwer zu erkennen, für die verunfallte Person selbst wie auch für andere Personen. Ein Erfahrungsbericht.

Wir wollten uns am Bonner Talweg treffen, mitten in der Südstadt. Ich war am Treffpunkt und wartete noch ein bisschen, weil ich zu früh war. Da klingelt mein Handy und sie bat mich etwas weiter nördlich zu kommen, sie bräuchte ein Pflaster.

Ich bin also wieder aufs Fahrrad und bin zur Unfallstelle gefahren. Das hier ist die Stelle. Da knicken die Straßenbahnschienen ein.

Egal wie viel Erfahrung man mit den Schienen hat, es bleibt immer ein Risiko sie zu überqueren. Ich hasse diese Stellen auch und versuche sie zu vermeiden. Immer wieder sehe ich Leute, die fast einen Unfall dort haben.

Als ich ankam, saß sie auf einem Mäucherchen, das Blut tropfte von den Fingern. Es war auch niemand sonst da. Es kam mir ziemlich komisch vor, hat denn etwa niemand Hilfe angeboten?

Sie war erst froher Dinge, wollte nur ein Pflaster und dann wären wir weitergefahren. Ich habe gefragt, ob denn niemand sonst geholfen hätte. Doch, sagte sie, die hätte sie nur weggeschickt weil sie nur ein Pflaster bräuchte.

Ich habe mir dann ihre Hand angeschaut, das war keine schwere Verletzung aber auch nicht unbedingt nur eine Schürfwunde. Wenn das Blut langsam tropft, dann ist das für mich ein Fall für den Hausarzt oder um die Uhrzeit eben die Notaufnahme. Da waren auch noch Kratzer am Ellenbogen.

Wir sind dann um die Ecke zum Krankenhaus gegangen. Das ging auch anfangs ziemlich gut. Mit der Zeit wurde dann das Fußgelenk aber immer schmerzhafter. Am Ende lies sich das alles klären, die Wunden wurden sterilisiert und verbunden. Wir haben am Ende ein Taxi nach Hause genommen.

Das interessante hier ist wirklich der Schock. Direkt nach einem Unfall der Person selbst einfach nicht klar, was da eigentlich passiert ist. Man bekommt irgendwelche Hormone ausgeschüttet die ein Weiterkämpfen ermöglichen. Die anderen Leute haben anscheinend vorbildlich gefragt und sich gekümmert. Der Schock war einfach nicht ersichtlich.

Es dauerte schon grob eine Viertelstunde, bis der Schock so richtig angekommen ist. Das war eine heftige Erfahrung das so direkt mitzubekommen.

Wenn man also bei einem Unfall erlebt, wie die verunfallte Person schon sichtbar verletzt ist, sich etwas merkwürdig verhält aber trotzdem behauptet, dass alles gut ist, dann sollte man da skeptisch sein. Natürlich wäre es übergriffig, wenn man die Person direkt einpacken und ins Krankenhaus fahren will. Aber man sollte wohl schon die Möglichkeit eines Schocks berücksichtigen und ein bisschen warten.