Canon PowerShot G5 X Mark II

So um 2006 hatte ich mir eine digitale Spiegelreflexkamera gekauft, die Canon EOS 350D. Das war damals das aktuelle Einstiegsmodell. Die hat im Vergleich zu der Reise-Kompaktkamera, die ich damals hatte, deutlich bessere Bilder gemacht. Auslöseverzögerung war damals ein großes Thema, da war der schnelle Autofokus ein großer Sprung. Generell rauschte der Sensor weniger, das Objektiv lichtstärker. Kein Wunder, die Kamera war in einer deutlich überlegeneren Klasse (Spiegelreflex gegen Reise-Kompaktkamera), und noch einmal neuer. Mit der Zeit habe ich die Objektive gewechselt, und sehr viele Fotos damit gemacht.

In den letzten Jahren habe ich aber eher wenige Fotos gemacht, und viel mehr mit dem Handy. Auf meiner Fahrradreise von Utrecht aus hatte ich die große Kamera gar nicht dabei, und nur das Handy genommen. Genauso dann auf dem Städtetrip nach Kopenhagen, bei dem ich nur mit Handgepäck geflogen bin. Ich hatte also eine an sich gute Kamera, jedoch selten Lust, sie mitzunehmen. Bei dem Urlaub an die Mosel habe ich sie mitgenommen, allerdings nur auf die erste Wanderung. Bei den folgenden Wanderungen habe ich mir das Gewicht lieber gespart.

Über die Jahre haben sich die Kameras auch ordentlich weiterentwickelt. Vergleicht man die Bilder meiner alten Canon EOS 350D mit denen einer modernen Canon EOS R, ist das einfach kein Vergleich mehr. Auch die günstigeren EOS-Modelle liefern bessere Bilder, als die alte Kamera. Ich überlegte schon länger, ob ich mir eine neue Kamera kaufe, zum Beispiel die Canon EOS R6. Die Bilder wären bestimmt total schön, aber würde ich sie wirklich auf Radtouren mitnehmen? Daher habe ich dann doch keine gekauft.

Nun habe ich irgendwann verstanden, dass ich war eigentlich gerne eine gute Kamera hätte, aber mehr als eine Kompaktkamera realistisch nicht mitnehmen werde. Kompaktkameras sind einfach aufgrund der kompakten Bauweise immer schlechter, als eine große Kamera. Aber sie sind trotzdem besser, als Handykameras, insbesondere bei billigen Handys wie meinem. Es gibt zwei Sorten von Kompaktkameras, einmal die für anspruchsvolle Hobbyfotografen, und dann die Superzoom-Reisekameras. Letztere haben teilweise Zoomobjektive mit 20× oder 40× optischem Zoom, jedoch müssen die Objektive einfach schlechter sein, als wenn der Zoom nur bis 5× geht. In der ersten Kategorie habe ich dann die Canon-PowerShot-Reihe gefunden. Deren Zielgruppe sind wohl ambitionierte oder professionelle Fotografen, die in ihrer Freizeit eine kleine aber vernünftige Kamera haben wollen. Das trifft so ungefähr auf mich zu. Ich weiß so grob, was ich tue, möchte die Kontrolle haben können, aber nicht müssen. Und klein soll sie sein.

Am Ende ist es dann die Canon PowerShot G5 X Mark II geworden. Sehr ähnlich ist die G7 X Mark III. Die nennenswerten Unterschiede sind eigentlich nur, dass die G5 einen 5× Zoom und einen ausklappbaren Sucher hat, die G7 hat dafür eine Klinkenbuchse, an die man ein externes Mikrofon für Videos anschließen kann. Ich habe mehr Wert auf den Zoom und den Sucher gelegt, Videos habe ich bisher eh nicht wirklich gemacht. Und wenn ich damit anfangen sollte, dann am ehesten im Stil von Not Just Bikes, der Straßenaufnahmen zeigt und dann darüber seine Stimme legt. Da brauche ich kein externes Mikrofon unterwegs.

So sieht die G5 aus:

Den Bildschirm kann man nach oben klappen, sodass man damit auch gut Fotos von sich selbst machen kann. Ich mache das ganz gerne vor irgendwelchen Sehenswürdigkeiten, die ich mit dem Fahrrad erreicht habe.

Der Bildschirm lässt sich auch nach unten klappen, wenn man eine besonders hohe Perspektive fotografieren möchte.

Die Kamera ist deutlich kompakter als die alte Spiegelreflexkamera, und auch deutlich leichter. Die habe ich gerne auf Touren dabei.

Handhabung

Die Kamera steckt zwar voller Funktionen und Tasten, ist aber nicht überladen. Das ist wirklich eine angenehme Nutzererfahrung. Auch muss man nicht auf irgendwas warten, der Prozessor ist schnell genug. Der Touchscreen reagiert schnell und präzise, wie man es von einem Smartphone gewohnt ist.

Nach dem Einschalten fährt das Objekt schnell raus. Bei meiner alten Kompaktkamera von um 2000 fuhr das immer sehr gemächlich heraus, das hat häufig viel zu lange gedauert, um einen Schnappschuss zu machen. Mit der PowerShot ist das kein Problem, die ist bereit, bevor ich die Kamera richtig in die Hand gelegt habe.

Der Formfaktor ist etwas zu groß für eine kleine Tasche. Aber sie passt wunderbar in eine zusätzliche Tasche am Rucksack, sodass ich sie bei Radtouren schnell in die Hand nehmen kann:

Bei der EOS war auch irgendwann der CF-Kartenleser verschlissen und ein Pin verbogen. Dadurch habe ich die Kamera immer per USB angeschlossen und die Fotos übertragen. Das war auch okay, jetzt kann ich die SD-Karte einfach rausnehmen und direkt in den Kartenleser im Laptop stecken. Es ist schön, dass dieser Standard sich etabliert hat, und ich jetzt nur noch eine Sorte Speicherkarte habe. Man kann die PowerShot aber auch per USB-C anschließen und die Bilder so übertragen.

Die EOS konnte ungefähr drei Bilder pro Sekunde aufnehmen. Das habe ich recht selten genutzt, bei Sportaufnahmen manchmal. Die PowerShot kann deutlich mehr Fotos pro Sekunde aufnehmen. Außerdem ist die Speicherkarte lächerlich groß, sodass ich jetzt gerade bei Portraits einfach eine Reihenaufnahme mit 50 Bildern mache und dann später das heraussuche, bei dem die Augen offen sind und die Mimik natürlich aussieht.

Der Autofokus kann Gesichter erkennen, das ist sehr praktisch. Die EOS hatte sieben feste Fokuspunkte, die PowerShot hat anscheinend überall frei wählbare. Man tippt auf den Touchscreen, und dann wird auch die Stelle automatisch verfolgt. Das ist auch sehr komfortabel zu nutzen.

Der ausklappbare Sucher funktioniert gut, im Automatikmodus muss man die Schärfe allerdings häufig über den Touchscreen festlegen. Daher sollte man da auf den Programmmodus umschalten. Außerdem braucht das Ausklappen des Suchers zwei Handgriffe, daher nutze ich das nur bei extremer Sonneneinstrahlung oder langen Fotoserien.

Vergleich von Fotos

Wenn man die beiden Kameras direkt vergleichen möchte, muss man sich wohl ein paar Kriterien aussuchen, nach denen man bewerten möchte. So anspruchsvoll bin ich da nicht, ich nehme einfach die JPEGs von der Kamera und justiere höchstens noch das Helligkeitsspektrum ein bisschen. Die Dieffenbachie sieht mit der PowerShot so aus:

Die EOS macht da auch ein vernünftiges Bild, es kommt einfach nur etwas flacher raus. Dafür ist es wohl nicht übersättigt.

Mit meinem Handy sieht es irgendwie langweiliger aus, es fehlt einfach die Brennweite.

Auch die Margerite sieht mit der PowerShot vernünftig aus. Die Objektivgröße ist anscheinend ausreichend, um diesen Freistellungseffekt mit der Schärfentiefe zu erreichen:

Die EOS mit der langen Brennweite kann das natürlich noch etwas besser, dafür hat sie nicht so viel Auflösung.

So richtig einen krassen Unterschied kann ich nicht erkennen, mir gefallen die Bilder von der PowerShot aber ein bisschen besser.

Generell habe ich bei eher dunklen Motiven den Eindruck, dass die EOS zwar ein lichtstärkeres Objektiv hat, der deutlich neurere Sensor in der PowerShot das allerdings mehr als kompensieren kann. Ein moderner großer Sensor mit lichtstarkem Objektiv wäre noch einmal eine ganz andere Welt, aber für eher lichtreichen Fotos tagsüber nimmt sich das nicht so viel.

Fernsteuerung

Für Selbstportraits hatte ich vorher eine Konstruktion mit Tether an den Computer, um zeitnah die Fotos der EOS auf dem großen Bildschirm sehen zu können. Das war aber auch sehr unpraktisch und unflexibel.

Die PowerShot lässt sich per Bluetooth fernsteuern, somit kann man aus der Ferne einfach auslösen. Die Kamera kann sogar ein WLAN-Netzwerk aufspannen, in das man sich mit dem Smartphone dann verbindet. Dann reicht die Datenrate auch, um ein Live-Bild zu übertragen und man kann die Kamera komplett fernsteuern. Das ist wirklich eine coole Sache!

Fazit

Ich bin sehr glücklich mit der neuen Kamera. Ich kann sie immer im Rucksack haben und so unterwegs schönere Fotos machen, als ich das mit dem Handy machen könnte. Die Fotos der Blogartikel sollten also jetzt besser werden als vorher, insbesondere wenn ich vorher nur Handyfotos hatte.