Frustrierende Quests in Divinity: Original Sin 2
Bei Computerspielen bevorzuge ich meist die Sorte mit interaktiven Geschichten. Ich finde so rundenbasierte Spiele ohne Geschichte wie Counter Strike oder Massive Online Battle Arena nicht so wirklich spannend. Es ist auch gar nicht mehr mein Ziel bei Spielen »gut« zu sein. Früher fuhr ich gerne Autorennen, inzwischen kann ich mit Autos und Autoverkehr allerdings weniger anfangen.
Über die Spielmusik auf Spotify bin ich auf »Divinity: Original Sin 2« aufmerksam geworden. Und so habe ich mir mal das Spiel angeschaut. Es ist ein Rollenspiel, in dem man mit einer Gruppe aus Charakteren durch eine Welt voller Monster kämpft.
Die Charaktere vereinen eine oder zwei Kampfklassen, was das Spiel ziemlich interessant macht. Jede Klasse hat diverse Fähigkeiten, und so kann jeder Charakter dann eine interessante Kombination spielen. Früher spielte ich immer Fernkämpfer und verstand nicht, dass das eigentlich unterstütztende Figuren sind. Daher wählte ich hier eine Nahkämpferin.
Es gibt noch diverse andere Klassen, deren Outfits dann entsprechend anders gestaltet sind.
Man beginnt das Spiel in Lumpen auf einer Gefangeneninsel, von der man erstmal entkommen muss. Die Grafik im Spiel ist schön gestaltet, die Menüs übersichtlich. Das gefällt mir wirklich gut.
Im Verlauf kann man dann eine Gruppe aus anderen Leuten zusammenstellen und dann mit vier Charakteren herumziehen. So habe ich noch einen weiteren Schwerkämpfer, einen Bogenschützen und einen untoten Magier eingesammelt. Zusammen ist das eine schlagkräftige Truppe geworden.
Mit der Zeit sind mir allerdings einige nervige Dinge aufgefallen, die mir das Spiel schon ziemlich verleiden. Da eine ist die schlechte Übersetzung ins Deutsche. Ich kann das Spiel auch leider nicht mehr auf Englisch umstellen, nachdem ich es installiert habe. Das ist jetzt etwas ärgerlich.
Aber die Quests sind wirklich das größte Problem. Die sind so gestaltet, dass man Dinge entdecken muss. Auf dieser Insel »Fort Joy« (»Freudenfeste«) trifft man eine Person, die gerade eine Leiche verspeist. Man spricht sie an, und die Person ist total durchgedreht. Sie fragt, »Wo bist du, Verbena?« Und dann greift sie einen an. Wie ich dann in der Komplettlösung gelesen habe, muss man vorher auf der Insel die richtige Blume einsammeln und im Inventar haben. Wenn man das hat, gibt es eine zusätzliche Dialogoption, bei der man die Blume übergeben kann und die Person so besänftigt. Dann kommt sie aus der Rage raus und man kann sich normal unterhalten. Davor hatte sie Lohse angegriffen und getötet.
Dann gibt es andere Quests, bei denen man Gegenstände braucht. In der Stadt Treibholz gibt es ein paar Kinder, die am Ufer nach ihrem Freund Ausschau halten. Er wollte wohl nur etwas schwimmen gehen, kam aber nicht zurück. Man kann den Kindern zusagen nach dem Freund zu schauen. Dann ist aber auch nichts auf der Karte markiert, das ist an sich noch okay. Ich bin an einer anderen Stelle einem wahnsinnigen Hai begegnet, den ich dann getötet hatte. In dessen Bauch waren Gebeine, die habe ich wie alles halt mitgenommen. Und im nächsten Dorf habe ich den ganzen eingesammelten Schrott irgendwelchen Händlern angedreht. Knochen sind in dem Spiel Zutaten für Tränke und anderes. Ich hätte diese Gebeine aber gebraucht um den Kindern zu sagen, dass der Hai ihren Freund gefressen hat. Ich müsste jetzt also alle Händler abklappern und schauen, wem ich diesen Questgegenstand verkauft hatte. Dass man Questgegenstände verkaufen kann ist wirklich sehr ärgerlich. Das ist in Witcher 3 viel besser gelöst. Immerhin gibt es einige Dinge, die man nicht verkaufen kann, das sind wohl die für die Hauptquests.
Viele Quests erfordern, dass man schon die Fähigkeit zum Teleportieren hat. Allerdings fühlte ich mich nicht darauf hingewiesen. Ich lief also durch die Gegend und versuchte herauszufinden, wie man an gewisse Stellen hinkommen soll. Das ist auch ärgerlich gewesen. Und als ich dann irgendwo das Fertigkeitenbuch kaufen konnte, gab es nur eins davon. Man kann aber dann nur andere Charaktere teleportieren, nicht sich selbst. Wenn man also nicht als Gruppe spielt, dann geht das ebenfalls nicht.
Andere Quests erfordern die Fähigkeit »Geistersicht«, die man im Rahmen eines Nebenquests bekommen kann. Damit kann man unsichtbare Dinge sichtbar machen, wie die Hexersicht in Witcher 2 und 3. Bei Witcher zeigt das Tutorial allerdings sehr früh, dass man in Spiel 2 das Medaillon aktivieren muss, oder in Spiel 3 die rechte Maustaste halten muss. Das wird in Divinity allerdings nicht erklärt. Und so steckt man dann in manchen Quests einfach fest und es geht nicht weiter. Das Logbuch sagt dazu auch nichts.
Um es noch schlimmer zu machen gibt es auf der Blutmondinsel ein Archiv, dessen Eingang man nur mit Geistersicht sehen kann. Aber das geht erst, wenn der Charakter »deutlich mehr als 20 Intelligenzpunkte« hat, laut Komplettlösung. Man muss also darauf kommen, mit einem intelligenten Charakter an einer abgelegenen Stelle die Geistersicht zu aktivieren, um da den Eingang zu finden. Im Quest-Logbuch steht nur etwas generisches wie »wir müssen das Buch finden«.
Der Rest des Spiels ist wirklich angenehm. Die rundenbasierten Kämpfe machen mehr Spaß als erwartet, die unterschiedlichen Charaktere sind interessant. Die Geschichte wirkt auch verwoben genug um interessant zu sein, die Motive der anderen nicht immer klar.
Ich bin jetzt so bei der Hälfte von Kapitel 4 von 6 und mir ist die Lust inzwischen größtenteils vergangen. Ich schaue immer wieder in die Komplettlösung rein um die Quests zu absolvieren. Und ein Spiel, bei dem ich nicht eintauchen kann sondern eine Klickanleitung befolgen muss ist kein entspannendes Spiel. Das ist wie ein Film nur mit Zusatzschritten. Und dann kann ich auch ein Buch lesen. Die 45 EUR für das Spiel sind jetzt nicht komplett vertan, es hat ja auch ein bisschen Spaß gemacht. Es bleibt für mich aber deutlich unter seinem Potential. Ein paar mehr Hinweise bei den Quests hätten mich bei der Stange gehalten.