Wohngebiet mitten im Gewerbegebiet
In Bonn-Endenich gibt es ein Neubaugebiet mitten in einem Gewerbegebiet. Die Wohnungen sind wirklich schön, die Anbindung mit dem Fahrrad lässt aber zu wünschen übrig.
So sehen die Wohnungen aus. Moderne große Häuser, großzügig geschnittene Wohnungen.
Aber das Problem ist die Lage. Eingeschlossen von Am Propsthof, Siemensstraße und Auf dem Hügel findet man das Neubaugebiet. Auf der Karte ist das Wohngebiet mit grauem Hintergrund unterlegt, das Gewerbegebiet leicht rosa. Man sieht, dass es letztlich nur zwei Wege gibt um das Wohngebiet zu verlassen: einmal zur Siemensstraße im Norden und zum Propsthof im Süden:
Und schaut man sich beide Straßen einmal an, ist das nicht sonderlich einladend. Das hier ist der Propsthof:
Und das hier die Siemensstraße:
Wirklich toll Radfahren kann man in weder der einen noch der anderen Straße. Spazieren will ich da auch nicht.
In dem Wohngebiet selbst gibt es aktuell keinerlei Geschäfte des täglichen Bedarfs. Es soll noch ein Supermarkt mit Bäckerei angesiedelt werden, das Gebäude wird aktuell aber noch gebaut.
Schaut man ein bisschen weiter raus, so findet man dann in der Weststadt und im Kern von Endenich diverse Geschäfte. Allerdings muss man 15 Minuten bis dorthin laufen, das ist nicht sonderlich attraktiv.
Mein größtes Problem mit der Lage ist allerdings die Erreichbarkeit mit dem Fahrrad. Wenn ich irgendwas nördlich der Bahn erreichen möchte, so muss ich entlang vom Propsthof unter der Autobahnbrücke durch fahren. Dort findet man nur einen Schutzstreifen und wird ständig knapp überholt. Es ist eine Stelle, die ich bisher versucht habe zu vermeiden.
Planen wir eine Route auf die andere Rheinseite. Bikerouter gibt uns dann mit 5,3 km die folgende Route:
Die finde ich allerdings aus drei Gründen doof:
- Die Unterführung vom Propsthof ist eher schmal, man wird da knapp überholt. Bei der Vorstellung, dass jede Strecke mindestens eine Nahtoderfahrung mit sich bringt, verlor das Wohngebiet signifikant an Attraktivität für mich.
- Die Thomastraße hat einen linken Radweg, der dann aber ohne sichere Querungsmöglichkeit aufhört. Siehe dazu den Artikel zum Kreisverkehr, da ist weiter unten auch ein Foto der Örtlichkeit vorhanden. Das macht keinen Spaß zu fahren.
- Zuletzt muss man noch den Bertha-von-Suttner-Platz passieren, inklusive Schwebebalken. Das macht mir ebenfalls wenig Spaß.
Verbieten wir doch einmal die Unterführung am Propsthof und schauen, wo wir dann landen. Wir sind bei 0,2 km zusätzlicher Strecke und haben nun 5,5 km:
Auch hier gibt es wieder Stellen, die nicht toll sind.
- Die B 56 Endenicher Straße hat zwei Fahrstreifen pro Richtung und einen Schutzstreifen. Das ist auch nicht sonderlich angenehm.
- Die Unterführung Herwarthstraße ist schwer einsehbar und mit Kopfsteinpflaster ausgeführt. Das ist mit dem Fahrrad unangenehm.
- Hat man das geschafft, muss man beim Hauptbahnhof links abbiegen. Mit den Straßenbahnschienen auch nicht so mein Favorit.
Verbieten wir diese Unterführung landen wir bei 5,9 km, also 0,6 km Umweg. Wir haben nun wie gehabt als erstes die B 56. Dann kommt der Wittelsbacherring, der einen Schutzstreifen neben Parkplätzen hat. Nicht schön. Und zuletzt sollen wir in der Unterführung zum Kaiserplatz absteigen und Schieben. Mag ich auch nicht.
Verbietet man die Unterführung mit Schieben, sind wir bei 6,0 km und damit 0,7 km Umweg. Wir müssen aber jetzt die S-Kurve unter der Bahn nutzen. Je nach dem, wie man zu Straßenbahnschienen steht, ist das noch schlechter.
Verbietet man auch das, werden wir über die Viktoriabrücke geleitet. Aufgrund der Baustelle müssen wir dann durch die Altstadt fahren, ebenfalls mit Kopfsteinpflaster. Der Bertha-von-Suttner-Platz ist ebenfalls mit dabei. Dafür nur 5,8 km, also 0,5 km Umweg.
Sucht man eine Route aus, auf der ich mich wirklich wohlfühle, dann sind wir bei 7,0 km und damit 1,7 km Umweg. Wir fahren dann durch Endenich, die »Hosenbrücke«, über den Uni-Campus und dann die Königstraße. Man muss nicht schieben und fährt letztlich nur auf Nebenstraße. Das lange Stück auf dem Hügel ist noch verkraftbar, da wird man nicht so schlimm knapp überholt.
So wirklich überzeugend ist das aber alles nicht. Der Stadt Bonn fehlen hier ein paar entscheidende Lückenschlüsse. Schaut man sich das aktuell dem Rat vorgelegte Hauptroutennetz an, findet man darin einige Lückenschlüsse. So zum Beispiel die Brücke an der Immenburgstraße, die eine Alternative zur Viktoriabrücke bereitstellen würde. Wann die aber genau kommt, ist mir nicht klar.
Insgesamt sind das also schon schöne Wohnungen. Da man dort im Quartier aber nichts findet, muss man für jede Kleinigkeit das Quartier verlassen. Es ist umringt mit fetten Straßen, auf denen man nicht gerne mit dem Fahrrad fährt. Aufgrund von Zwangspunkten durch Autobahn und Eisenbahn gibt es nur wenige Möglichkeiten, die mit dem Fahrrad alle nicht sonderlich einladend sind.
Wäre ich im Leben anders abgebogen und würde einen dicken Dienstwagen fahren, wäre mir das wohl alles eher egal. Dann würde ich die vielen Straßen und die nahe Autobahnauffahrt wohl eher schätzen. Aber das bin nun nicht ich.