Merkwürdige Trainingsweisen beim Krafttraining

Beim Kieser-Training gibt es eine ziemlich klare Idee, wie man die Übungen ausführen soll. Einige der Trainierenden machen aber wirklich merkwürdige Dinge.

Das Konzept bei Kieser-Training ist an sich schnell erklärt: Man macht Kraftübungen auf Exzentermaschinen. Die Maschine wirken meist nur isoliert auf eine Muskelgruppe, einige Maschinen wirken auf ganze Ketten. Man macht die Übungen langsam: Vier Sekunden hin, zwei Sekunden halten, vier Sekunden zurück, zwei Sekunden halten. Das ganze wiederholt man, bis keine vollständige Bewegung mehr möglich ist.

Hat man mehr als 120 Sekunden geschafft, erhöht man das Gewicht für das nächste Training. Bei unter 90 s verringert man es. Man stellt also mit der Zeit das Gewicht immer so ein, dass man zwischen 90 und 120 s bis zur muskulären Erschöpfung schafft. Das wichtige dabei ist natürlich, dass man das Gewicht nicht absetzt, damit man wirklich die ganze Zeit den Muskel unter Spannung hat.

Durch die langsame Ausführung der Übungen werden die Muskeln stark belastet. Und das ist gut so, schließlich hat das den Trainingseffekt dadurch.

Ob das jetzt die beste Trainingsmethode ist, kann ich nicht einschätzen. Bei mir funktioniert sie gut. Ob was anderes besser funktionieren würde, weiß ich nicht.

Die meisten anderen Leute im Studio trainieren auch so und das sieht dann alles sinnvoll soll. Aber einzelne sind wirklich kreativ. Die setzen zum Beispiel nach jeder Wiederholung komplett das Gewicht ab. Damit kommen sie letztlich nie wirklich in diese totale Ermüdung rein. Die Leute scheinen da viel zu entspannt ihre paar Wiederholungen zu machen und gehen dann wahrscheinlich ohne Trainingseffekt aber mit dem guten Gefühl, etwas gemacht zu haben, wieder nach hause.

Vielleicht würden sie auch gar nicht das hohe Gewicht schaffen, wenn sie es ordentlich machen würden. Für manche ist ein möglichst hohes Gewicht das Ziel, die Korrektheit in der Ausführung ist ihnen nicht wichtig. Ich verstehe das nicht, das Ziel für mich sind nicht die Zahlen an der Maschine, sondern das Gefühl einen starken Körper zu haben.

Andere führen die Übungen mit viel Schwung aus und halten bei maximalem Ausschlag auch nicht. Das ist natürlich viel einfacher als das Gewicht kontrolliert zu bewegen. Hier kann man auch viel höhere Gewichte bewegen, trainiert aber wahrscheinlich gar nicht sinnvoll.

Teilweise machen die Leute das auch in Kombination. Immer absetzen, ein bisschen in der Gegend herumschauen und dann wieder einmal kurz das Gewicht mit Schwung bewegen und wieder absetzen. Die Leute sehen nie so aus, als würden sie kämpfen.

Auch interessant ist die Variante mit Timer. Die stellen sich dann einen Alarm auf 90 oder 120 Sekunden und trainieren so lange, wie die Uhr nervig piepst. Dann hören sie mit der Übung auf. Damit erreichen sie aber nicht die muskuläre Erschöpfung, die nach der Kieser-Methode für das Training allerdings nötig ist.

Ich frage mich ja wirklich, was das dann soll. Die Mitgliedschaft kostet im Vergleich zu anderen Studios ziemlich viel. Und wenn ich schon mehrfach die Woche dort hinfahre, mich umziehe, ein Training mache und wieder zurückfahre und dafür noch viel Geld bezahle, dann soll sich das doch auch lohnen. Ich habe zwar nicht jeden Trainingstag genug Biss um wirklich alles zu geben, was meine Muskeln könnten. Aber ich versuche schon mich da wirklich zu fordern und habe in dem Jahr, das ich nun dort trainiere, spürbare Fortschritte gemacht.

Vielleicht geht es einfach nur um Selbstbilderhalt: Ich gehe Trainieren. Wie sorgfältig man das macht, muss man dem Selbstbild ja nicht sagen.