3000 Liter Heizöl

Im Fitnessstudio höre ich zwei Herren über die aktuellen Heizölpreise meckern, gerade weil der eine 3000 Liter kaufen muss. Ein Versuch der Einordnung.

Ich war einfach wie immer im Fitnessstudio, mit der Zeit sieht man da auch immer wieder die gleichen Leute. Nicht nur ich habe eine Routine und feste Tage, an denen ich gehe. Da waren zwei Senioren, die meist zusammen kommen. Die beiden unterhielten sich einmal über die »bösen Klimakleber«. Ich hatte mich dann aufgedrängt und versucht für die Verzweiflung (aber nicht für die Methoden) der jüngeren Leute zu werben. Ich versuchte darauf hinzuweisen, dass bei einem Medianalter von ~46 Jahren sich die jungen Leute nicht repräsentiert fühlen. Es war ein nettes Gespräch, in der Sache sind wir nicht wirklich weitergekommen. Aber das ist okay.

Die Tage trafen wir uns wieder zufällig in der Umkleide, die beiden diskutierten diesmal über die hohen Heizölpreise. Es mag durchaus sein, dass da diverse Konzerne noch ihre Gewinnmargen erhöhen und somit die Inflation auch noch selbst antreiben. Allerdings hat die russische Invasion eben auch den globalen Markt durcheinandergebracht, von daher sind Preissteigerungen auch zu erwarten.

Der eine klagte darüber, dass er 3000 Liter nachkaufen müsste und das bei dem aktuellen Preis von 1,05 EUR/l dann über 3000 EUR wären. Mir hat diese Zahl erstmal nichts gesagt, mir kam sie aber ziemlich viel vor für ein (wahrscheinlich) Einfamilienhaus.

Zuhause habe ich dann nochmal in die Nebenkostenabrechnungen hier von der Wohnung geschaut. Der Verbrauch der letzten Jahre für das gesamte Haus ist dieser hier:

Winter Liter
2018/2019 5200
2019/2020 5454
2020/2021 6301
2021/2022 6204

Weil hier aber viele Parteien in dem Haus wohnen, sind das eher so 600 bis 700 l Heizöl pro Partei, also einen Faktor 4 bis 5 weniger als der Herr für sein Haus benötigt.

Ich schrieb schon über den spürbaren Effekt von Dämmung, hier merke ich das auch noch einmal enorm. Unser Mehrparteienhaus wird viel mehr Außenfläche haben als ein Einfamilienhaus. Aber wenn ein Haus nicht gedämmt ist, dann braucht man locker 150 kWh/(m² a) Energie. Das sind Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr. Ein gut gedämmtes Haus liegt bei gerade einmal 50 kWh/(m² a).

Auf der Vergleichsseite findet man diese Aussage:

Ein Einfamilienhaus verbraucht je nach Größe und Baujahr ca. 2.000 bis 3.000 Liter Heizöl im Jahr. Als Durchschnittsbedarf gelten 150 kWh pro Quadratmeter und Jahr, was ca. 15 Litern Heizöl entspricht.

Die 150 kWh/(m² a) gelten also als der Durchschnitt! Das bedeutet dann also, dass die meisten Heizölkund*innen in schlecht gedämmten Häusern viel Heizöl verbrennen um den Wärmeverlust auszugleichen.

Dass wir nicht mit einem Fingerschnipp alle Häuser auf Wärmepumpe umrüsten können und uns dann auch überlegen müssen, ob die Stromnetze in jeder Straße hinreichend dimensioniert sind, ist klar. Aber es braucht schon einen Plan und den gesellschaftlichen Willen hier etwas zu tun.

Es hat noch ein bisschen Marie-Antoinette-Vibes, aber so langsam gilt: Wenn dir Gas oder Heizöl zu teuer ist, rüste doch auf eine Wärmepumpe um. Mir ist klar, dass das nicht für alle bezahlbar ist. Aber langfristig werden die Gas- und Heizölpreise nur steigen und nicht mehr heruntergehen. Die CO₂-Besteuerung wird steigen, der Vorrat an fossilen Brennstoffen schwindet. Langfristig wird die Wärmepumpe günstiger sein.

Als ich fertig war mit Umziehen driftete das Gespräch noch zu »den ganzen Ausländern« ab. Ich weiß nicht, wie es dann weiterging. Aber ich vermute, dass da nichts gutes mehr kam.