Drei Fahrbahnen parallel zum Wohnen an Hauptstraßen

In einigen Städten habe ich das Konzept von drei Fahrbahnen nebeneinander gesehen. Das wirkt merkwürdig, allerdings erfüllt diese Straße so zwei Funktionen gut.

In Zuidzande ist ein Teil der Oostburgsestraat sozusagen in dreifacher Ausfertigung nebeneinander. Man hat dort zwei Fahrstreifen in der Mitte für den Durchgangsverkehr. Dort ist Fahrradfahren auch verboten. Dann gibt es links und rechts davon jeweils eine weitere Fahrbahn.

Auf diesen Nebenfahrbahnen fahren die Anlieger mit Auto und der Radverkehr. Anscheinend kann man da dann auch am Fahrbahnrand parken.

In Deutschland kennt man so etwas nicht. Da würde man den Platz ganz anders nutzen. Schauen wir uns das einmal an.

Misst man das ganze mit Google Earth aus, komme ich auf 23 Metern zwischen den Grundstücken. Die einzelnen Breiten mit Google Earth auszumessen ist ziemlich fehlerbehaftet, aber nehmen wir vielleicht diese Maße an:

  • Gehweg: 170 cm
  • Fahrbahn: 450 cm
  • Grünstreifen: 180 cm
  • Fahrstreifen: 350 cm

Visualisiert man das mit Streetmix, sieht das so aus:

Mit den 23 Metern Querschnitt kann man auch ganz andere Dinge tun. So hätte man ganz viele Parkplätze und trotzdem Platz für Rad- und Fußverkehr schaffen können:

Man hätte auch Parkplatz und richtig viel Gehweg schaffen können:

Oder man hätte zwischen die Bäume auch Parkplätze machen können, oder ganz ohne Bäume planen können. Dann hätte man da richtig viele Autos reinpacken können:

Die Frage ist, ob bei der aktuellen Planung die Bäume frei geplant worden sind oder diese schon standen. Wenn die Bäume dort fest sind, kann man wahrscheinlich nichts anderes machen. Wenn man die Bäume dorthin gesetzt hat, hat man das damals wohl explizit so gemacht.

Aber es geht im Kern bei diesem Design gar nicht darum, wer wie viel Platz bekommt und wie viele Parkplätze man hat. Es geht darum, dass man Durchgangs- und Anliegerverkehr trennt. Eine Durchgangsstraße hat vollkommen andere Anforderungen als eine Anliegerstraße. In ersterer möchte man gradlinig mit hoher Geschwindigkeit voran kommen können. Es soll keine Unterbrechnungen oder Ablenkungen geben. Außerdem soll sie überörtliche Verkehre bündeln und von den Orten weghalten. Die Autobahn ist die Durchgangsstraße in Perfektion.

Bei der Anliegerstraße möchte man niedrige Geschwindigkeiten haben. Sie soll erschließen, also Einparkvorgänge und Zufahrt zu Grundstücken ermöglichen.

Beide Straßenformen kann man kombinieren, man bekommt aber etwas heraus, das in beidem schlecht ist. Man nennt es auch Stroad, ein Hybrid aus Street (Anliegerstraße) und Road (Durchgangsstraße). Das ganze kann man sich an diesem Beispiel aus Missouri anschauen. Man hat hier eine Durchgangsstraße, die aber gleichzeitig auch alle anliegenden Grundstücke erschließt. In der Mitte gibt es einen Fahrstreifen für die Linksabbieger damit sie den Durchgangsverkehr nicht aufhalten. Für den Durchgangsverkehr ist es stressig, ständig muss man auf einbiegende und abbiegende Fahrzeuge achten. Für die Anlieger ist es stressig, weil sie aus der Kette an Durchgangsverkehr ausscheren müssen. Das ganze mit einem mittleren Tempo mit 50 oder 60 km/h.

Die Niederländer sind schlau genug die Stroad eben nicht zu nutzen.

Schauen wir noch einmal auf den Bestand in der Oostburgsestraat, diesmal mit dem Anliegerverkehr aufgeteilt in Parken und Fahrrad/Auto:

Man fährt zwar mit dem Fahrrad neben geparkten Autos, kann aber genügend Platz lassen. Weil es eine Anliegerstraße ist, drückt der Autoverkehr von hinten nicht sonderlich. Man kann ganz entspannt fahren. Falls der Gehweg zu schmal ist, kann man auch die Fahrbahn nutzen, dort ist wenig und langsamer Verkehr.

In der Mitte kann der Durchgangsverkehr allerdings schnell durch den Ort ohne die Anwohner zu stören. Man kann auch in Ruhe sein Auto parken ohne den Durchgangsverkehr zu stören.

Der Kern der Straße ist eine gute Durchgangsstraße, die Nebenfahrbahnen gute Anliegerstraßen. Diese Anordnung ist tatsächlich überlegen gegen die Konstruktionen mit Parken zwischen den Bäumen, weil dort die Anlieger den Durchgangsverkehr stören.