Beispiel für eine Stroad in Branson (2007)

Als ich damals in den USA war, hatte ich noch nicht wirklich Interesse für oder Ahnung von Verkehrspolitik. Aber aus den inzwischen 15 Jahre alten Fotos kann ich immer wieder neue Dinge sehen. So zum Beispiel dieses Beispiel einer Stroad aus Branson.

Eine Stroad ist ein Hybrid aus Street und Road, ein Konzept aus »Strong Towns«1. Es ist eine Straße, die gleichzeitig eine Durchgangsstraße und eine Anliegerstraße sein soll. Und wie es bei so vielen Hybriden der Fall ist, ist es natürlich schlecht. Hier fahren die Leute mit hoher Geschwindigkeit, es gibt aber auch viele Einfahrten.

Um das ganze zu entschärfen, gibt es in der Mitte einen Fahrstreifen für die Linksabbieger. Da kann man drauffahren, wenn man nach links möchte. Dann hält man nicht die Autos hinter einem auf. Aus einer Einfahrt heraus darf man womöglich nur nach rechts fahren, so interpretiere ich die durchgezogene Linie.

Als Fußgänger will man hier nicht unterwegs sein. Ich war da auch nur am Straßenrand, weil ich das Foto machen wollte. Aber ich war einfach da an dem Parkplatz zu dem Gebäude. In so einer Gegend bewegt man sich einfach nicht zu Fuß.

Marohn beschreibt das Problem in »Confessions of a Recovering Engineer«2 sehr treffend:

A stroad is a street/road hybrid. It is the futon of the transportation system. A futon is an uncomfortable couch that converts into an uncomfortable bed, something that performs two functions but does neither well. A stroad tries to be both street and road, providing both mobility and access, yet fails miserably at both.

Das ist diese autozentrierte Infrastruktur in den USA, die ich inzwischen wirklich verabscheue. Ich bin froh, dass meine Stadt hier deutlich besser für andere Verkehrsformen ist.


  1. Marohn, C. L. Strong towns: a bottom-up revolution to rebuild American prosperity. (2020). 

  2. Marohn, C. L. Confessions of a Recovering Engineer: Transportation for a Strong Town. (2021).