Wer ist für die Emissionen einer Mietwohnung verantwortlich?

Durch Wohnen entstehen CO₂-Emissionen. Wer ist dafür verantwortlich? Offensichtlich die Mieter, oder? Ich finde es nicht so einfach.

Wir wohnen in einer Mietwohnung. Und nun wird es langsam wieder kälter, da machen wir die Heizung wieder an. Mir reichen zwar 19 °C, aber inzwischen ist einfach der Punkt erreicht, wo ich das mit Isolation und Körperwärme nicht mehr alleine schaffe. Drehe ich die Heizung auf, wird unten im Keller Öl verbrannt, das erzeugt CO₂.

Betrachtet man das so, bin ich als Mieter für die klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Ich kann mir ja Mühe geben und weniger Heizen, das spart CO₂. Durch angemessene Temperatur und Stoßlüften kann ich schon einiges erreichen. Von daher liegt es in der Hand der Mieter, die Vermieter haben da keine Verantwortung für das Heizverhalten ihrer Mieter.

So haben die Vermieter argumentiert als sie die CO₂-Umlage komplett auf die Mieter abgewälzt haben wollten. Es ist ja auch schlüssig, schließlich wollen es die Mieter warm haben.

Ganz so einfach ist es aber nicht, wenn man sich sonstige Faktoren anschaut, die die CO₂-Erzeugung steuern. Zum einen ist da der Primärenergiebedarf des Hauses an sich. Wenn man das Haus ordentlich dämmt, braucht es weniger Energiezufluss um die Abflüsse zu kompensieren. Man kann also mit weniger Leistung auf die gleiche Temperatur heizen. Nun kann ich als Mieter aber schlecht das Haus dämmen. Das kann nur der Vermieter machen.

Das zweite ist die Menge CO₂, die pro Wärmeeinheit entsteht. Wir haben hier eine Ölbrennwertheizung, die holt also ein bisschen mehr Wärme aus dem verbrannten Öl als eine altmodische Ölheizung. Somit ist das hier ein bisschen besser als in anderen Wohnungen. Jedoch gibt es auch Wohnungen mit Wärmepumpe. Hat man hier dann echten Ökostrom, so entsteht gar kein CO₂, egal wie man die Temperatur in der Wohnung wählt! Die Heizungsanlage kann ich aber auch nicht einfach austauschen. Das kann ebenfalls nur der Vermieter.

Als Mieter bleibt mir neben dem sinnvollen Lüften letztlich nur die Wahl der Temperatur. Und da darf ich gar nicht zu sehr runtergehen, weil man sonst Schimmel in der Wohnung hat. Also bin ich da auch schon begrenzt. So viele Freiheiten habe ich als Mieter eigentlich nicht. Ich kann mich natürlich dumm anstellen und beliebig viel Wärme verbrauchen. Aber nach unten bin ich einfach durch Dinge limitiert, die nur der Vermieter verändern kann.

Und somit wäre ich dann dabei, dass die CO₂-Umlage letztlich komplett vom Vermieter getragen werden muss, sofern sich die Mieter beim Heizen sinnvoll anstellen. Wie man das allerdings kontrollieren will, ist mir ziemlich schleierhaft. Insofern ist eine gleiche Aufteilung vielleicht ein ganz guter Kompromiss.

Was ich als Mieter also nur machen kann, um meinen individuellen CO₂-Abdruck zu reduzieren wäre ein Umzug. Das ist beim aktuellen Wohnungsmarkt aber auch nicht sinnvoll machbar. Der Einfluss von Mietern ist also begrenzt.

Und damit sind wir eigentlich an einem sehr ernüchternden Punkt angekommen: Wenn man zur Miete wohnt, kann man ab einem gewissen Punkt einfach nichts mehr einsparen. Und so versuche ich mich dann nicht allzu schlecht zu fühlen, dass wir gerade »zufällig« in einer Wohnung mit Ölheizung wohnen. Ändern kann ich daran nicht wirklich etwas.

Falls ich irgendwann mal in einem Haus oder Wohnung mit Wärmepumpe wohnen würde, könnte ich wahrscheinlich ohne schlechtes Gewissen auch 20 °C als Temperatur wählen. Schließlich erzeugt das dann keine Klimagase mehr sondern kostet einfach nur mehr Geld, das ich an den Anbieter des echten Ökostroms überweisen muss. Wenn es nur mein Geld kostet und andere nicht schädigt, dann ist das eine Freiheit, die ich mir nehmen könnte, wenn ich das wollte.

Aber das wird wohl noch etwas dauern, schätze ich.