Unwirksames Flehen nach weniger Verkehrstoten

Vor Horrem gibt es eine Querungsstelle über eine Landstraße, bei der von allen Seiten vor Querverkehr gewarnt wird. Baulich wurde die Geschwindigkeit allerdings nicht eingeschränkt.

Ich kam von einem Radweg/Feldweg an die L 277 Erftstraße. Dort sah ich dann dieses Zeichen:

Das Zeichen darunter ist wohl ein Appell an die schwächeren Radfahrer, dass sie auf die stärkeren Autos Rücksicht nehmen müssen. In allen Lebensbereichen haben wir das Prinzip, dass die Stärkeren auf die Schwächeren Rücksicht nehmen. Außer im Straßenverkehr, da nehmen die langsamen Rücksicht auf die Schnelleren.

Jedenfalls sieht das so im Habitus aus:

Die Erftstraße hat links und rechts jeweils einen gemeinsamen Geh- und Radweg. Allerdings ohne Nutzungspflicht für den Radverkehr, man dürfte also auf der Fahrbahn fahren. So sieht es nach rechts aus:

Und so nach links:

Das ist also super ausgebaut, ich würde nicht auf der Fahrbahn fahren.

Müsste man die Fahrbahn queren, so hat man hier keine Hilfe und keine Mittelinsel.

Der Autoverkehr sieht hier ein Achtung Radverkehr Zeichen auf dem Boden.

Das steht auch nochmal als Schild dort.

An der Stelle darf man 70 km/h fahren. Das ist für so eine Querung schon ziemlich anspruchsvoll, gerade wenn Autoverkehr von beiden Seiten kommt. Immerhin muss man nicht unbedingt queren, wenn man entlang der Erftstraße fahren möchte.

Kommt man dann nach Horrem rein, sieht man dort noch diese Bitte:

Denkt an unsere Kinder. Fahrt vorsichtig.

Hä? Unsere Kinder sitzen doch in unseren Autos? Wir fahren sie doch, weil es für sie außerhalb der Autos zu gefährlich ist. Wir denken also doch schon an unsere Kinder. Warum müssen wir jetzt noch gesondert vorsichtig fahren?

Diese Schilder werden eine Vorgeschichte haben. Und so kann man einmal im Unfallatlas schauen. Man findet in den letzten Jahren tatsächlich nur einen Unfall. Dieser ist von 2022 und es wurde ein Radfahrer leicht verletzt:

Ich hätte mir das an der Stelle schlimmer vorgestellt. Vielleicht ist es durch die beiden Zweirichtungsradwege einfach eine Stelle, die man vermeiden kann.

Man hätte aber auch noch andere Maßnahmen treffen können, um die Stelle sicherer zu machen. So haben wir in Bonn die schwer überquerbare Niederkassler Straße, obwohl die auch nur Tempo 70 hat und sogar noch eine Mittelinsel. Derartige Landstraßen sind für Radfahrer einfach immer eine Gefahr. An der Niederkassler Straße soll deshalb demnächst eine Ampelanlage aufgebaut werden.

Das könnte man hier an der Erftstraße auch tun. Oder Aufpflasterungen, Schikanen, eine Mittelinsel bauen. Das hat man alles nicht getan. Hier ist also weiterhin die Leichtflüssigkeit des Autoverkehrs wichtiger als Unfälle zu verhindern. Und somit sind wir dann wieder bei der Formel: Wenn man die Infrastruktur so baut und jemand verletzt wird, ist das kein Unfall sondern ein Ergebnis.