Rheinbach hat den schmalsten Zweirichtungsradweg

Kommt man von der Voreifel nach Rheinbach, so findet man dort den schmalsten Zweirichtungsradweg, den ich bisher gesehen habe.

Laut VwV-StVO soll ein gemeinsamer Geh- und Radweg innerorts mindestens 2,5 m breit sein. Für eine Freigabe in Gegenrichtung müssen es mindestens 2,0 m sein, im Regelfall aber 2,4 m sein.

Nun kann man sich den Radweg in Rheinbach einmal anschauen, da sind effektiv zwei Gehwegplatten frei. Die sind jeweils 50 cm breit, man hat also eine nutzbare Breite von 1,0 m.

Selbst wenn man da einmal ordentlich freischneiden würde, so käme man vielleicht auf 1,5 m Breite. Das ist viel zu schmal für eine Richtung.

Nachdem man diesen Abschnitt am Ölmühlenweg gefahren ist und nach hinten schaut, sieht man auch noch die Nutzungspflicht in die Gegenrichtung:

Das ist alles viel zu schmal. Weiter südlich und außerorts wurde das ganze saniert. Dort sieht das wirklich gut aus.

Das hier ist mal wieder eine Landstraße, also ist Straßen NRW Baulastträger. Trotzdem ist es innerorts, die Stadt Rheinbach wird also Dinge planen können.

Recherche im Ratssystem

Bevor ich mich da an die Stadt wende, wollte ich mal schauen, was ich in deren Ratssystem finden kann.

Da gibt es zum einen das Sitzungsdokument vom Ausschuss für Umwelt und Mobilität - 01.12.2022 - 18:00-19:30 Uhr. Dort finden wir das folgende, Hervorhebung von mir:

Der Ausschuss für Umwelt und Mobilität empfiehlt dem Rat, folgenden Beschluss zu fassen: Für die Ortschaften mit Ausnahme von Todenfeld und Hilberath wird das Konzept der Radverkehrsanbindungen soweit möglich und zügig umgesetzt. Die dazu erforderlichen Maßnahmen und Schritte (einschließlich einer etwaigen erforderlichen Abstimmung mit anderen Behörden und Maßnahmen zur Information der Öffentlichkeit) sollen in einem Arbeits- und Zeitplan dargestellt werden, der dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen vorgelegt wird.

[…]

  • Hinwirken bei Straßen.NRW

    • auf den Bau zweier straßenbegleitender Radwegeabschnitte entlang der Landesstraße nach Todenfeld und nach Hilberath
    • Unterhaltung der 155 Meter Geh-/Radweg entlang der L 113 (Ölmühlenweg) zwischen der Einmündung Waldwinkel und der Einmündung L 492 nach Todenfeld dergestalt, dass der Abschnitt für den Radverkehr attraktiv befahrbar und einladend ist
    • Automatische Grünanforderung oder automatisch Grün Richtung Peppenhoven an der Ampel der Umgehungsstraße
    • ggfls. der Schneidung eines Sichtdreiecks in der im Landesstraßengesetz vorgesehenen Höhe an der Einmündung Ölmühlenweg/Waldwinkel (wenn Straßen.NRW das tun muss)

[…]

Die Verwaltung wird beauftragt, den Antrag zu prüfen und das Ergebnis zum Personal- und Finanzbedarfs sowie das der sachlichen Prüfung dem Haupt- und Finanzausschuss am 12.12.2022 oder im Rat am 19.12.2022 vorzulegen.

Abstimmungsergebnis: einstimmig zugestimmt

Das war aus dem Ausschuss, das ganze findet man dann auch noch in der Sitzung des Rates: Sitzung: 19.12.2022 - Sitzung des Rates. Dort steht letztlich das gleiche, das wurde also vom Auschuss in den Rat übernommen.

Bei einer späteren Sitzung, Sitzung: 19.06.2023 - Sitzung des Rates, findet sich noch das hier:

Seit 2018 sind folgende Bürgeranträge im Ratsbüro eingegangen, die als Geschäft der laufenden Verwaltung behandelt werden bzw. wurden und aus diesem Grunde eine Beteiligung des Rates nicht vorgesehen ist bzw. war:

[…]

  • Anregung vom 27.07.2020 betreffend Erhöhung der Verkehrssicherheit auf dem Ölmühlenweg / L113

Leider kann ich dazu im Ratssystem nichts finden, das geht erst ab Dezember 2020 los.

Kontakt zur Stadt

Ich habe dann mal an die Stadt Rheinbach geschrieben. Vielleicht lässt sich ja etwas erreichen?

E-Mail an infothek@stadt-rheinbach.de am 27.09.2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

an der L 113 Ölmühlenweg im Abschnitt zwischen Waldwinkel und Mörikeweg ist der Zweirichtungsgeh- und Radweg an der östlichen Seite zu schmal um den Anforderungen der VwV-StVO an Radwege außerorts zu entsprechen. Im Abschnitt zwischen Mörikeweg und Uhlandweg werden die höheren Anforderungen an derartige Radwege innerorts ebenfalls nicht erfüllt.

Im Ratssystem der Stadt konnte ich einen Auftrag an die Verwaltung von Ende 2022 finden. Auf Straßen NRW soll eingewirkt werden »auf den Bau zweier straßenbegleitender Radwegeabschnitte entlang der Landesstraße nach Todenfeld und nach Hilberath« sowie südlich der Einmündung Waldwinkel.

Dann fand ich noch einen Verweis auf eine »Anregung vom 27.07.2020 betreffend Erhöhung der Verkehrssicherheit auf dem Ölmühlenweg / L113« im Protokoll vom 19.06.2023 zur Sitzung des Rates. Zu der Anregung konnte ich aber nichts mehr finden.

Derartige Landstraßen, die innerorts möglicherweise auch noch Ortsdurchfahrten sind, machen es alleine schon wegen der Zuständigkeiten schwer dort etwas zu verändern.

Ich habe zwei Anliegen:

  1. Könnte kurzfristig das Grün auf dem Hochbord beschnitten werden, damit mehr als die aktuellen 1,0 m nutzbarer Breite zur Verfügung stehen? Es scheint gerade in der Nähe des Uhlandweges eher 1,7 m Hochbord an sich zur Verfügung zu stehen.

  2. Gibt es Pläne die Straße zu sanieren und bei der Gelegenheit das Hochbord auf die in den VwV-StVO vorgesehenen 2,5 m Breite zu erweitern? Im Abschnitt der L 113 zwischen Richtung Merzbach scheint es vor nicht allzu langer Zeit eine Sanierung gegeben zu haben, der Radweg dort ist wirklich sehr schön geworden.

Zwei Fotos der Örtlichkeit habe ich Ihnen angehängt.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Ueding

Wie erwartbar keine Antwort. Dann muss sich da mal die Lokalpolitik kümmern.