Man soll wohl keine Kinder bekommen?

Ich bin in einem Alter in dem ich immer mal wieder einmal über einen Kinderwunsch perspektivisch nachdenke. Und als Teil davon schaue ich mir natürlich auch an, auf was man da so alles achten muss. Gerade im Bereich Elternzeit, Kindergeld und Kindergartenplätze habe ich langsam den Eindruck, dass man anscheinend gar keine Kinder bekommen soll.

Die Zeiten, in denen der Mann Alleinverdiener war und die Frau als Hausfrau keine eigenen Karriereambitionen hatte, sind ja glücklicherweise vorbei. Allerdings sind die Lebenshaltungskosten inzwischen auch so hoch, dass man sich das anders eigentlich nicht mehr leisten kann. Angesichts der aktuellen Mieten und Hauspreise kann sich meine Generation nicht vorstellen, wie man früher mit einem Gehalt das ganze finanzieren konnte.

Somit müssen die frischen Eltern dann Elternzeit nehmen. Schaut man sich dazu die Seite von Finanztip an, findet man dort eine maximale Auszahlung von 1800 EUR/Monat. Das entspricht bei Steuerklasse 4/4 dann einem Bruttolohn von 31.000 EUR/Jahr (oder 2600 EUR/Monat). Laut Statista ist das Durchschnittsgehalt 2021 bei 4100 EUR/Monat brutto, also deutlich darüber. Das durchschnittliche Nettoeinkommen aller betrug grob 2150 EUR/Monat. Also auch über dem, was es als Elterngeld gibt.

Mit einem Masterabschluss ist man im öffentlichen Dienst in der Regel bei E13. Laut Rechner sind das aktuell 5550 EUR/Monat brutto und 3200 EUR/Monat netto. Also schon deutlich über dem, was es an Elterngeld gibt. Hat man jetzt ein Akademikerpärchen, zum Beispiel zwei Gymnasiallehrer*innen, dann fehlen durch das Elterngeld gute 1400 EUR/Monat netto.

Es ist also gerade für gutverdienende Paare finanziell besonders teuer, sich die Elternzeit zu nehmen. Allerdings geht sie nur 14 Monate insgesamt für beide Personen, häufig genommen werden 12 Monate für die Mutter und 2 Monate für den Vater. Es ist dann ein Jahr, was fehlt. Aber was ist danach?

Man hat ja inzwischen ein Anrecht auf einen Kindergartenplatz. Allerdings hilft das nichts, hier in Bonn findet man dann trotzdem keinen. Dieses Anrecht ist auch nicht auf vollständige Betreuung zu sinnvollen Zeiten. Selbst eine Stunde pro Tag irgendwo mittendrin würde das erfüllen. Es hilft nur nicht. Und dann kostet der Platz auch so um 500 EUR/Monat. Das ist dann auch schwer mit dem anderen Gehalt zu stemmen.

Was ist dann eigentlich, wenn man nach einem Jahr noch keinen Kindergartenplatz gefunden hat? Man kann das Elterngeld auch auf die doppelte Zeit strecken, dann gibt es allerdings pro Monat nur die Hälfte. Das muss man sich dann auch erstmal leisten können. Ein zweites Kind direkt im Anschluss zu bekommen hilft hier auch nicht wirklich. Man bekommt zwar dann neue Elternzeit, allerdings ist das Elterngeld hier wieder 65 % des vorherigen Einkommens. Weil man aber beim Elterngeld ja nur bis 1800 EUR/Monat bekommen hat, bekommt man danach dann halt 65 % von dem entsprechenden Bruttogehalt. Damit kommt man dann so bei grob 1000 EUR/Monat heraus. Auch das muss man sich leisten können.

Man muss also dann drei oder vier Jahre überbrücken, bis man dann hoffentlich einen Kindergartenplatz finden kann. In dieser Zeit bekommt man letztlich ein Jahr die 1800 EUR/Monat, danach gibt es dann nichts mehr. Vom Gehalt des Mannes wird zwar durch das Kindergeld etwas weniger Einkommenssteuer abgezogen, das fehlende zweite Gehalt kann das aber nicht ausgleichen. Oder man geht nach einem Jahr wieder arbeiten und gibt das Gehalt dann für eine Tagesmutter aus. Ob das wirklich besser ist, weiß ich noch nicht.

Insgesamt habe ich bei Betrachtung dieser gesetzlichen Rahmenbedingungen ein schlechtes Gefühl. Es wirkt, als sollte man eigentlich keine Kinder bekommen und lieber arbeiten gehen. In Frankreich scheint man familienfreundlichere Politik zu betreiben, Haushaltshilfen sollen wohl gestellt werden, Kinderbetreuung ist besser.

Was aber noch entscheidend dazukommt ist die Wahrnehmung von Kindern im öffentlichen Raum. Und da scheinen Kinder meist ein Störfaktor zu sein. In der autoabhängigen Gesellschaft können sie sich nicht selbst bewegen. Und das scheint auch kein großes Problem zu sein. In die Schulen wird nicht investiert, die Schultoiletten waren bei mir früher auch eher furchtbar. Während Corona wurde nicht wirklich in Fernunterricht investiert, Luftfilter gab es nicht, man könnte ja lüften.

Ganztagesbetreuung ist auch noch so ein Ding, das es nicht ausreichend gibt. Da kann man dann als Eltern auch nicht wieder fast Vollzeit arbeiten und muss nach der Schule mittags dann wieder verfügbar sein. Zu Aktivitäten nach der Schule muss dann wieder gesondert gefahren werden. Dabei wäre es im Rahmen der Schule eigentlich relativ einfach dort auch noch Sport und Musikunterricht zu machen mit den Freund*innen aus der Schule.

Kurzum, mir scheint es nicht gewollt zu sein, dass man hier ein Kind, geschweige denn mehrere Kinder, bekommt. Und dann muss man sich auch überhaupt nicht wundern, dass wir einen entsprechenden demografischen Wandel haben.