Gender-Doppelpunkt und -Stern

In meinem Blog habe ich seit einiger Zeit den Doppelpunkt genutzt, um beide Geschlechter anzusprechen. Das war schon einmal eine Verbesserung gegenüber dem generischen Maskulinum. Den Stern fand ich immer schwer zu lesen, der Doppelpunkt wirkte da deutlich einfacher. Und zumal hörte ich, dass er für Bildschirmleseprogramme besser sein.

Wie so häufig im Leben sollte man aber mal mit betroffenen Personen sprechen. Eine nicht-binäre Person wies mich dann darauf hin, dass diese sich vom Doppelpunkt nicht eingeschlossen fühlt. Dieser würde nämlich die beiden Geschlechter hervorheben, jedoch nichts in der Mitte zulassen. Beim Stern hingegen sei es in Ordnung. Neutrale Konstruktionen seien aber auch in Ordnung, weil diese eben kein Geschlecht mehr haben.

Einer der Kritikpunkte am Doppelpunkt ist auch, dass er wie ein Minimalkonsens wirkt. Daher haben cis-Personen wie ich diesen noch angenommen und haben das Thema damit für erledigt erklärt. Der Stern ist aber ein bisschen umständlich und daher auch eine politische Botschaft.

Ich finde den Stern weiterhin nicht schön zu lesen, mag aber wofür er steht. Und daher werde ich ihn jetzt im Blog nutzen, allerdings gleichzeitig versuchen Satzkonstruktionen so zu wählen, dass ich den gar nicht erst brauche. Anstelle also »Radfahrer*innen« zu schreiben, werde ich »Radfahrende« oder »Radverkehr« nehmen. Damit schließe ich keine Personen aus, habe aber auch Texte die sich möglichst flüssig lesen.

Ob die neutralen Konstruktionen jetzt nicht politisch genug sind, kann ich nicht einschätzen. Schroeder hat es schön formuliert1:

Und ist die neutrale Sprechweise nicht ebenso diskriminierend, indem sie bislang unsichtbare Gruppen weiterhin unsichtbar sein lässt und die bislang Sichtbaren in genau die Unsichtbarkeit rückt, aus der die marginalisierten Gruppen gerade raus sollen? Diese Antwort bleiben sowohl die Verfechter*innen als auch die Verfechtenden leider schuldig.

Es ist wohl ein Prozess in der Sprache, der noch nicht komplett abgeschlossen ist. Mal schauen, wie es sich noch entwickelt.


  1. Schroeder, F. Schluss mit der Meinungsfreiheit!: Für mehr Hirn und weniger Hysterie. (2021).