Gelesene Bücher 2022
Dies sind die Bücher, die ich 2022 gelesen habe.
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Haldeman, J. The Forever War. (1974).
Der Protagonist wird zur Armee eingezogen, um die Kolonieschiffe der Erde gegen einen außerirdischen Feind zu verteidigen. Die Ausbildung selbst fordert einen hohen Tribut an Leben, der erste Kampf ebenso. Ihr Tod ist nur eine Statistik, und man spürt förmlich, wie der Autor seine Gefühle aus seinem Engagement im Vietnamkrieg verarbeitet. Das Buch vermittelt wirklich ein deprimierendes Gefühl eines sinnlosen Krieges.
Was die Physik betrifft, so ist dieses Buch wirklich interessante Science-Fiction. Es nimmt die Zeitdilatation und die Alterung ernst. Die Soldaten reisen in Raumschiffen mit realistischen Beschleunigungen und springen durch Kollapsare, die sich wie Wurmlöcher um schwarze Löcher anhören. Der Protagonist altert aufgrund der exzessiven Raumfahrt mit hohen Geschwindigkeiten weniger als die Welt um ihn herum. Dies führt zu Problemen der Kulturverschiebung und der Entfremdung von der Erde selbst. Auch dies ähnelt dem Gefühl der Entfremdung, das ein Kriegsveteran empfinden könnte, wenn er nach Hause zurückkehrt.
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Marohn, C. L. Strong towns: a bottom-up revolution to rebuild American prosperity. (John Wiley & Sons, Inc, 2020).
Eine Dimension der Stadtplanung, an die ich nicht gedacht hatte, ist die Finanzierung der Stadt. Der Autor ist Bauingenieur und kann berufsbedingt die Infrastrukturkosten schätzen. Aber er hatte den Nutzen der Infrastruktur bis zu einem Wendepunkt in seiner Karriere nicht abgeschätzt. Es stellte sich heraus, dass Städte mit Infrastrukturprojekten in der Regel Verluste machen. Eine neue Infrastruktur ist kein Vermögenswert, sondern eher eine Verbindlichkeit. Und obwohl ein neuer Standort anfangs Steuereinnahmen generiert, sind die Unterhaltskosten 25 Jahre später höher als die kumulierten Steuereinnahmen. Die Städte umgehen dies, indem sie einfach neue Vorstädte bauen und die alten verrotten lassen.
Der Autor plädiert dafür, dass die Städte aufhören sollten, sich auszubreiten und neue Infrastrukturen zu bauen, sondern stattdessen Pläne zur Erhaltung der bestehenden Infrastrukturen im Stadtkern machen sollten. Dies käme auch der Fußgängerfreundlichkeit zugute. Und er spricht sich auch gegen eine strenge Zonierung aus, die eine intensivere Nutzung von Grundstücken verhindert. Ohne Aufwertung ist Stagnation das Beste, was passieren kann.
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Filz, S. & Konopatzki, S. Nachbarn Inklusive. (2012).
Ein seichter Roman über eine Krankenschwester, die in Hamburg keine neue Wohnung findet. Sie zieht zu einer Freundin aufs Land und sortiert ihre Vorurteile dabei neu.
Interessant sind die Abwägungen der Protagonistin, die eigentlich alles in fußläufiger Entfernung haben wollte. Sie zieht dann aber auf das Land, und fährt mit dem Auto. Sie redet sich das schön, vor allem ist das günstige Mietshaus aber wirklich überzeugend. Das Dorf ist allerdings auch mit einem Bus angebunden und hat noch lokale Infrastruktur. Das wirkt eher unrealistisch. Und ein solches idealisiertes Leben außerhalb der Stadt ist natürlich schön.
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Vargas, F. Fliehe weit und schnell. (2001).
Ein weiterer Krimi in der Adamsberg-Reihe. Auch hier ist die Geschichte wieder sehr verstrickt gewesen. Der Mörder wird nicht aus dem Hut gezaubert, und man verdächtigt mit der Zeit diverse Charaktere.
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Musil, R. Die Verwirrungen des Zöglings Törleß’. (1906).
Im Deutschunterricht in der Schule konnte ich mit den Büchern sehr wenig anfangen. Nachdem ich letztes Jahr dann »Tonio Kröger« und vor vielen Jahren »Die Deutschstunde« gelesen hatte, wollte ich dieses Buch aus der Schulzeit einmal nachholen.
Das Buch hat eigentlich wenig äußere Handlung. Das meiste ist die Entwicklung des Internatsschülers Törleß. Er durchlebt die Pubertät, will dazugehören, will individuell sein. In dem Buch werden seine Gedanken und Ängste erzählt.
Jetzt, mit über 30 Jahren, kann ich das auch gut nachvollziehen, was dort passiert ist. In der Schulzeit selbst war ich wohl noch selbst zu sehr in diesen Konflikten, als dass ich das Buch entsprechend hätte aufnehmen können. Witzigerweise ist das auch Teil des Buches, Törleß ließt dort im Deutschunterricht Goethe und Schiller, um zu einem Erwachsenen heranzureifen.
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Vargas, F. Die schwarzen Wasser der Seine. (2000).
Ein kurzes Buch mit drei Kurzgeschichten über Kommissar Adamsberg. Es war nett zu lesen, und erfrischend seichte Geschichten im Vergleich zu den langen Krimis aus der Reihe.
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Haig, M. Reasons to Stay Alive. (2015).
Der Autor beschreibt den Ausbruch seiner Angststörung und die damit einhergehende Depression. Der Bericht liest sich sehr authentisch und ehrlich und gibt auch Menschen, die unter dieser Krankheit leiden, Kraft und Hoffnung. Sein offener Umgang mit dem Thema trägt auch dazu bei, die Stigmatisierung dieser häufigen Erkrankung zu verringern.
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Landes, M., Steiner, E., Wittmann, R. & Utz, T. Führung von Mitarbeitenden im Home Office: Umgang mit dem Heimarbeitsplatz aus psychologischer und ökonomischer Perspektive. (2020).
Ein eher kompaktes Buch zum Home Office aus Arbeitgebersicht. Es war ganz interessant hier die Herausforderungen und Chancen für Firmen zu sehen.
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Lanier, J. Ten arguments for deleting your social media accounts right now. (Henry Holt and Company, 2018).
Lanier ist eine Persönlichkeit aus dem Silicon Valley und hat eine längere Geschichte der Kritik an Unternehmen, die das Geschäftsmodell der Werbung betreiben. Er hat das Akronym BUMMER geprägt, das für »Behaviours of Users Modified, and Made into an Empire for Rent« steht. Er beschreibt, wie diese Maschine gegen die Nutzer arbeitet und Dritte das Social-Media-Unternehmen dafür bezahlen lässt, die Nutzer zu manipulieren. Das Unternehmen kümmert sich nicht um die Details, sondern stellt lediglich eine sich selbst verstärkende Maschine zur Verfügung, die die Polarisierung optimiert.
Er argumentiert, dass die Unternehmen auf kurzfristigen Profit hin optimieren, aber ihre Nutzerbasis unglücklich machen. Aufregung, Ärger und Wut sorgen für das meiste »Engagement« auf der Plattform. Deshalb versuchen die Algorithmen, Konflikte zwischen rivalisierenden Gruppen zu schüren und Inhalte aus einer Blase als Brandbeschleuniger in einer anderen Blase zu verwenden.
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Schlotter, L. & Hubert, P. Generation Z – Personalmanagement und Führung: 21 Tools für Entscheider. (2020).
Noch ein Buch zu Personalmanagement aus Arbeitgebersicht. Hier wird vor allem herausgearbeitet, wie die Generation Z sich von der Generation X unterscheidet. Vor allem sind durch den demografischen Wandel weniger Arbeitskräfte verfügbar, sodass sich die Arbeitgeber*innen mehr um die Arbeitnehmer*innen bemühen müssen.
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Daub, A. What Tech Calls Thinking: An Inquiry into the Intellectual Bedrock of Silicon Valley. (2020).
Der Professor für vergleichende Literatur geht die intellektuellen und philosophischen Grundlagen der Denker und Gründer des Silicon Valley durch. Es war sehr interessant, ein eher philosophisches Buch über technische Themen zu lesen.
Eine der Hauptkonfliktlinien, die er aufzeigt, verläuft entlang der »Disruption«. Tech-Firmen stellen ihre Arbeit als unvergleichbar mit anderen Entwicklungen dar, die bereits stattgefunden haben, obwohl dies nicht der Fall ist. Eines seiner Beispiele ist Uber, das für sich in Anspruch nimmt, den Taximarkt zu »stören«. Die Verwendung dieses Wortes bedeutet, dass sie in einen Markt eingetreten sind, der von einem alten Monopol beherrscht wird und frischen Wind braucht. Sie stellen ihre Aktionen als etwas Positives dar, als korrigierende Marktkräfte. Staatliche Vorschriften behindern nur ihre »Störung«, weshalb die Vorschriften angepasst werden müssen. Andererseits definieren sie »Mitarbeiter« als die für das Unternehmen arbeitenden Techniker. Alle Fahrer sind unabhängig und haben daher praktisch keine Rechte. Wenn ein Technologieunternehmen in Konkurs geht, dann nicht wegen der Marktkräfte, sondern wegen der übermäßigen Regulierung des Marktes. Es ist niemals ihre Schuld.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Frage, wie Technologieunternehmen mit den Daten umgehen, die sie von ihren Nutzern sammeln. Sie »stören« die Märkte mit maschinellem Lernen, das auf Nutzerdaten trainiert wird. Anstatt alle Nutzerdaten zu würdigen, erwecken sie den Anschein, als würden sie sie bald ersetzen. Trainingsdatensätze für die Bilderkennung wären nicht möglich, ohne dass Menschen Fotos mit Tags versehen, und Musikempfehlungen wären nicht möglich, ohne dass Menschen manuell Wiedergabelisten erstellen und diese Daten dem Technologieunternehmen kostenlos zur Verfügung stellen. Er mahnt, dass Technologieunternehmen nicht arrogant behaupten sollten, »Job X durch maschinelles Lernen überflüssig zu machen«, wenn sie in Wirklichkeit dringend die Trainingsdaten benötigen, die von Menschen in genau diesem Job erzeugt werden.
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Diehl, K. Autokorrektur: Mobilität für eine lebenswerte Welt. (2022).
Die Autorin ist schon länger unter der Marke »She Drives Mobility« in sozialen Netzwerken unterwegs. Sie steht für eine Verkehrswende, die die Menschen in den Mittelpunkt rückt und eine inklusive Teilhabe an Mobilität für alle ermöglichen möchte. In ihrem Buch stellt sie ihre Ideen dar, sie ordnet sie auch mit Referenz auf andere gute Bücher (z.B. »Feminist City«) ein.
Sie zeigt vor allem deutlich auf, dass nicht alle, die mit dem Auto fahren, auch mit dem Auto fahren wollen. Die wichtigste Frage im Buch ist: »Willst oder musst du mit dem Auto fahren?« Die Antworten darauf sind vielschichtig, und meist sind es unzulängliche Infrastruktur, Zersiedlung oder das Aussterben der kleinen Läden, die die Personen gegen ihren Willen ins Auto zwingen. Dies hat für mich nochmal einen neuen Blickwinkel verfestigt. Nachdem wir uns neulich selbst »gezwungen fühlten« ein Auto zu kaufen, kann ich diese Abwägungen empathisch mitfühlen und sehe andere Leute im Auto auch weniger kritisch.
Es bleibt aber gerade deswegen noch viel zu tun. Die Mobilitätswende ist nicht nur eine persönliche Sache (alle schaffen einzeln ihr Auto ab), sondern ist etwas, das strukturell erst ermöglicht werden muss. Diesen neuen Kurs in der Stadt- und Landentwicklung muss die Politik setzen. Es muss kommuniziert werden, dass es nicht um den ersatzlosen Wegfall des Auto-Angebotes geht, vielmehr geht es um den Wegfall des Auto-Bedarfs.
In dem Buch wird auch aufgezeigt, wie sehr das Thema Mobilität von erwachsenen, weißen, gesunden, wohlhabenden cis-Männern geprägt wird. Das sind viele Attribute, und jede Abweichung davon macht einen zur unberücksichtigten Minderheit. Die Autorin hat Interviews mit Frauen, Kindern, Senior*innen, BIPoC und Mobilitätseingeschränkten geführt. Wenn wir den öffentlichen Raum von Anfang an für alle planen, so haben auch die weißen cis-Männer etwas davon.
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Allen, T. E., Liebman, M. C. & Park, L. C. A Primer on Mental Disorders: A Guide for Educators, Families, and Students. (Scarecrow Press, 2001).
In den sozialen Medien wird gerne mit Sesseldiagnosen über psychische Erkrankungen um sich geworfen, in der Regel indem man Menschen als »verrückt« bezeichnet. Mit einem Psychologe im engeren Kreis habe ich ein latentes Interesse daran, aber auch nicht genug Tiefgang, um das alles zu verstehen. Diese Fibel war ein interessanter, wenn auch oberflächlicher Streifzug durch die ganze Bandbreite der psychischen Störungen, die auftreten können. Es war interessant zu sehen, dass verschiedene Verhaltensmuster eigentlich die milde Form eines ernsten Zustands sind.
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Sutton, R. S. & Barto, A. G. Reinforcement Learning. (Bradford Books, 2018).
Dies ist das klassische Buch über Reinforcement Learning. Ich habe etwa die Hälfte davon gelesen, aber noch nicht alles ausprobiert. In dieser zweiten Auflage werden die Geschichte des Reinforcement Learning und die verschiedenen Algorithmen und Verbesserungen, die sich entwickelt haben, behandelt.
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Sheldrake, M. Entangled Life: How Fungi Make Our Worlds, Change Our Minds and Shape Our Futures (2020)
Wie die meisten Menschen habe ich die Natur in Form von Tieren als aktive Akteure in einer meist statischen Pflanzenwelt betrachtet. Pilze sind auch präsent, aber eher am Rande. Sicher, es gibt Pilze, es gibt Schimmel, der Dinge verrotten und verfaulen lässt, aber er stand bisher nicht wirklich im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit. Mit diesem Buch hat sich das komplett geändert, jetzt sehe ich die Pilze als einen sehr wichtigen Teil.
Es gibt viele Enthüllungen, die ich sehr interessant fand. Zum Beispiel, dass Pilze das Wurzelsystem der Pflanzen drastisch erweitern. Frühe Pflanzen hatten keine eigenen Wurzeln, sondern waren auf Pilze angewiesen, um Nährstoffe aus dem Boden zu holen. Die Pilze sind auf die Pflanzen angewiesen, um durch Photosynthese Zucker und Lipide zu gewinnen. Es gibt zusammengesetzte Organismen wie Blutegel, die eine Verschmelzung von Pilzen und Algen sind. Sie könnten ohne den jeweils anderen nicht überleben, es handelt sich also um eine echte Symbiose. Pilze gehen nicht nur eine Verbindung mit einer einzigen Pflanze ein, sondern möglicherweise mit mehreren. Sie tauschen Mineralien gegen Zucker und etablieren auf diese Weise Tauschraten. Sie können Nährstoffe zwischen Pflanzen austauschen, so dass Orchideen jetzt Mineralien aufnehmen und später Zucker abgeben können. Im Grunde sind die Pilze aktive Kultivatoren der Pflanzen über der Oberfläche.
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Ludlum, R. The Bourne Ultimatum (1990)
Der dritte Teil der Bourne-Trilogie. Er ist genauso großartig wie die beiden vorangegangenen Bände.
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Beck, K. Extreme Programming Explained (2005)
Nachdem ich im letzten Jahr einige Bücher über Agile gelesen habe, wollte ich auch etwas über Extreme Programming (XP) lesen. Dieses Buch ist schon etwas älter und stammt aus der Zeit, in der SCRUM zu einem aufgeblähten Managementkonzept wurde. Die Idee von Agile ist, dass man mit geringem Aufwand eine Reihe von Maßnahmen ergreifen kann, um die Transparenz und die Planung zu verbessern. Man braucht nur ein kleines Team und einen Stapel Karteikarten, und schon kann man mit Stories, Planung und einem Board anfangen. Man kann größere Tools dafür verwenden, muss es aber nicht. Und man sollte auch nicht zu viel verwenden, denn die Leute haben die Tendenz, sich in den Management-Tools zu verlieren. Dann hat man am Ende etwas, das gar nicht agil ist.
In diesem Sinne gibt Kent Beck dem Leser ein vielschichtiges Set von Werten, Prinzipien und Praktiken an die Hand, die er umsetzen kann, ohne dass er von einem verlangt, eine ganze Reihe von Bewegungen zu übernehmen, die man durchlaufen muss. Stattdessen leitet er dazu an, die zugrundeliegenden Werte zu finden, die man in der Organisation haben möchte, und zeigt Werkzeuge, um sie umzusetzen. Dieser Ansatz wirkt im Gegensatz zu manchen modernen SCRUM-Büchern wirklich erfrischend und macht es auch in bestehenden Organisationen viel besser anwendbar.
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Froyen, R. T. Macroeconomics: Theories and Policies. (Pearson, 2009).
Meine Vorstellung von "der Wirtschaft" war eher undurchsichtig. Ich wusste zum Beispiel, dass, wenn die Regierung die Steuern senkt, "die Wirtschaft" wahrscheinlich wachsen wird. Und wenn die Preise steigen, neigen die Menschen dazu, weniger zu kaufen. Wenn die Nachfrage steigt, das Angebot aber nicht, werden die Preise steigen. Als die Sanktionen gegen Russland begannen und der Rubel abgewertet wurde, wollte ich die makroskopische Dynamik der Wirtschaft besser verstehen.
Dies ist ein Lehrbuch für das College, das mir eine gute Einführung in das Thema bot. Interessant ist, dass es in der Makroökonomie zwei große Schulen gibt, die klassischen Modelle und die keynesianischen Modelle. Erstere gehen davon aus, dass die Privatwirtschaft von Natur aus stabil ist und Instabilität durch externe Schocks und staatliche Eingriffe entsteht. Die zweite sieht die Instabilität eher in den Veränderungen der privaten Investitionen begründet und will, dass die Regierung durch Geld- (Gelddrucken) und Fiskalpolitik (Steuern und Staatsausgaben) stabilisierend eingreift. Und anscheinend gibt es nicht genügend Daten, um beide Modellklassen zu widerlegen, so dass beide zu bestimmten Zeiten in bestimmten Ländern anwendbar sind. Aus der Sicht eines Physikers kommt es mir ziemlich seltsam vor, dass die Grundlagen so wackelig sind, aber ich verstehe, dass man in der Makroökonomie keine unabhängigen und kontrollierten Experimente durchführen kann.
Eine Sache, die mich wirklich umgehauen hat, ist der Wiederverkaufspreis von Anleihen. Auf meine naive Art und Weise spare ich Geld, indem ich es zur Bank bringe, und sie geben mir dafür Zinsen für jedes Jahr, das ich es dort lasse. Und dann könnte ich auch Bundesanleihen kaufen, sagen wir für 10 Jahre. Ich kaufe sie jetzt zu einem bestimmten Preis, und nach 10 Jahren bekomme ich das ganze Geld zurück, plus Zinsen. Aber ich muss die 10 Jahre warten. Wenn ich das Geld früher zurückhaben will, könnte ich einfach Anleihen mit einer kürzeren Laufzeit kaufen und so warten. So funktioniert das im Großen und Ganzen aber nicht. Anleihen sind Finanzanlagen, die gehandelt werden können. Und wie wird der Wiederverkaufspreis bestimmt?
Stell dir eine Anleihe vor, die ewig läuft und jedes Jahr nur die Zinsen zahlt. Wenn die Zinsen also bei 1 % liegen, kaufst du eine Anleihe im Wert von 100 EUR, die dir 1 EUR pro Jahr zahlt. Du kannst sie immer wieder für 100 EUR weiterverkaufen. Da die Anleihen nicht wirklich unbefristet sind, kann man einkalkulieren, wie viel Zinsen noch anfallen werden, und sie dann zu einem Preis verkaufen, in dem die letzten Zinsen enthalten sind. Aber was passiert, wenn der Zinssatz auf 2 % steigt? Dann ist Ihre 100-Euro-Anleihe nur noch 50 Euro wert! Sie könnten eine neue Anleihe für 50 EUR kaufen, die 1 EUR Zinsen pro Jahr bringt. Andere Anleihen mit 1 EUR Zinsen pro Jahr sind dann nur noch 50 EUR wert, auch wenn Sie ursprünglich 100 EUR dafür bezahlt haben. Wenn man also Anleihen besitzt, möchte man, dass der allgemeine Zinssatz sinkt, so dass die Anleihen, die man besitzt, im Vergleich wertvoller werden. Und das bedeutet auch, dass man keine Anleihenfonds kaufen möchte, wenn die Zinsen so niedrig sind wie nie zuvor, weil man dann Wert verliert, wenn die Zentralbanken die Zinsen erhöhen.
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Sapkowski, A. The Last Wish: Introducing The Witcher (1993)
Ich habe Witcher 3, 1 und 2 gespielt; ich habe die Netflix-Serien Staffel 1 und 2 gesehen. Und während ich sie sah, hatte ich immer noch Lücken in der Handlung. Also habe ich mich daran gemacht, die Bücher zu lesen, und dies ist das erste von ihnen. Die erste Staffel der Netflix-Serie basiert größtenteils auf diesem Buch, also war es wirklich hilfreich.
Es macht wirklich Spaß, es zu lesen, vor allem, wenn man ein paar Dinge schon weiß. Die Dynamik zwischen Geralt und Yennefer ist in den meisten Kurzgeschichten in diesem Buch präsent, und es werden eine Menge Kämpfe dargestellt.
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Han, J. Learn CUDA Programming (2019)
Dies ist ein modernes Buch über die NVIDIA-Architekturen und deren Programmierung. Es geht bis zur Volta-Architektur. Es führt in das Modell der Thread-Programmierung ein, zeigt einige Optimierungsmuster und stellt auch Bibliotheken vor, die man verwenden kann. Es ist schön zu lesen und sehr nützlich.
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Sapkowski, A. Sword of Destiny (1992)
Dies ist das zweite Buch mit Kurzgeschichten aus dem Witcher-Universum, länger als das erste. Es war auch sehr schön zu lesen.
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Sapolsky, R. M. Why Zebras Don't Get Ulcers: The Acclaimed Guide to Stress, Stress-Related Diseases, and Coping (2004)
Der Stressforscher stellt das Zusammenspiel der Stresshormone im Körper verschiedener Spezies, darunter auch des Menschen, dar. Er veranschaulicht, wie Stress den Körper verändert, Auswirkungen weit über den eigentlichen Stressor hinaus hat, Gleichgewichte dauerhaft verschieben kann und die Vielzahl von Krankheiten, die durch Stress verstärkt werden. In den letzten Kapiteln zeigt er auf, wie erfolgreiche Bewältigungsstrategien aussehen können. Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, es ist sehr detailreich und der Autor hat einen sehr lebendigen Schreibstil.
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Kafka, F. Der Prozess (1915)
Ich wollte verstehen, was mit »kafkaesk« gemeint ist, und habe eines seiner Bücher gelesen. Es geht um einen hochrangingen Beamten, der plötzlich verhaftet wird. Aber diese Verhaftung hat keinerlei Einschränkungen der Freiheit. Dann wird er in einem Prozess angeklagt, er erfährt aber nicht, warum. Und obwohl total unklar ist, welche Konsequenzen drohen, und wogegen er sich verteidigen müsste, versucht er es. Die detaillierten Ausführungen über die bekloppte Arbeitsweise des Gerichtes lesen sich ziemlich amüsant und verwirrend. So richtig schlau wurde ich aus dem Buch aber nicht, zumindest bin ich aber nicht er einzige, der sich schwer tut, das Buch zu interpretieren. Ich glaube, jetzt aber ein Gefühl für den Begriff »kafkaesk« zu haben.
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Turkle, S. Life on the screen: identity in the age of the Internet. (Simon and Schuster, 1995).
Die MIT-Psychologin beschreibt, wie Menschen an Computer herangehen. Als es nur Kommandozeilenschnittstellen gab, beschrieben die Menschen den Computer in maschinistischen Begriffen. Als die grafischen Benutzeroberflächen aufkamen und alle technischen Details darunter versteckten, begannen die Menschen, psychologische Begriffe zu verwenden und den Computer wie ein Haustier zu beschreiben: undurchsichtig, aber nach internen Regeln handelnd. Dann schreibt sie über Menschen, die Multiplayer-Online-Spiele spielen und verschiedene Charaktere ausprobieren. Manche Menschen nutzen das, um neue Aspekte ihrer selbst zu erforschen, andere neigen dazu, sich vor dem realen Leben zu verstecken, indem sie sich ins Virtuelle zurückziehen.
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Stahl, S. Das Kind in dir muss Heimat finden: Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme. (2015).
Menschen tun häufig Dinge aus den falschen Gründen. Im Modell der Schematherapie können dies Schutzstrategien des inneren »Schattenkindes« sein, das auch Erwachsene noch bestimmen kann. Im Buch wird das Muster beschrieben und Anregungen, wie man einen besseren Umgang mit seinem Schattenkind erlernen kann.
Wie so häufig bei verhaltenstherapeutischen Büchern für Laien scheint mir hier der Umgang eher oberflächlich zu sein. In machen Situationen mag das hilfreich sein, mir fehlt da allerdings die Tiefe in der Betrachtung von möglichen Ursachen für heutiges Verhalten. Dies kann so ein Buch aber auch nicht für eine breite Zielgruppe leisten.
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Willink, J. & Babin, L. Die zwei Seiten der Führung: Führen und folgen – das Erfolgsprinzip der Navy SEALs. (2019).
Die beiden Irakkriegsveteranen schreiben über ihre Erfahrungen im Krieg, die daraus gezogenen Lektionen bezüglich Führung und über die Anwendung in den Geschäftskontext. Dies ist ihr zweites Buch, hier arbeiten sie besonders die Balance heraus. Vorgesetzte sollten weder die Autonomie der Geführten untergraben, noch zu distanziert sein. Sie müssen jene Dinge kontrollieren, von denen sie behaupten, dass sie wichtig wären. Sie müssen eine Balance zwischen Wohl der Mitarbeiter*innen und der Profitabilität des Unternehmens finden.
Durch die konkreten Fallstudien wird ein ganzer Raum an Möglichkeiten aufgespannt, in dem man die Balance finden muss. Dadurch habe ich auch frühere Situationen neu bewerten können und eine bessere Vorstellung davon bekommen, wo gut und wo schlecht geführt worden ist.
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Mertens, W. Psychoanalyse: Geschichte und Methoden. (2016).
Ich wollte noch etwas mehr über Psychoanalyse lernen. Die Werke von Freud selbst soll man wohl nicht unbedingt lesen, zumindest nicht als erstes. Das Buch gibt eine interessante Geschichte der verschiedenen Ideen und Schulen, wobei es mir als Laie auch schwer fällt, die genauen Unterschiede zu verstehen, weil es am Ende schon alles eher ähnlich klingt.
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Turkle, S. Alone Together: Why We Expect More from Technology and Less from Each Other. (2011).
Nachdem ich Life on the Screen gelesen hatte, wollte ich das nächste Buch der Autorin lesen. Sie schreibt hier darüber, wie Menschen auf Roboter reagieren, die Emotionen vermitteln sollen. Meist geht es zuerst darum, wie ein Roboter besser als nichts wäre. Und dann kommt man schnell dahin, dass ein Roboter vielleicht sogar besser wäre als andere Menschen; schließlich habe dieser ja keine bösen Absichten, verträgt Zurückweisung und kann nicht sterben. Gerade für Altenpflege sprechen viele Leute den Robotern Potential zu, jedoch verwässert das unsere Definition von »in Gesellschaft sein«.
Weiter geht es mit Teenagern, die eine Phobie vor Telefonaten haben, und lieber Textnachichten nutzen. Dort können sie sich Zeit lassen, und sie verraten auch nicht so viel über sich, ohne es zu wollen. Trotzdem fühlen sie sich einsam. Sie verbringen Zeit mit oberflächlichen Kontakten, die die Illusion von Gesellschaft geben, aber es nicht ersetzen können.
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Sapkowski, A. Blood of Elves. (1994).
Dies ist der dritte Teil der Witcher-Reihe. Dies sind nicht mehr kurze Geschichten, wie die ersten beiden Bände, sondern der Beginn der durchgängigen Geschichte. Es spielt noch vor dem dritten Computerspiel, und so konnte ich dann noch gut mehr über die Geschichte aus der Welt lernen.
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Lembke, A. Dopamine Nation: Finding Balance in the Age of Indulgence. (2021).
Die Leiterin der Suchtabteilung in Stanford schreibt über den Überfluss an dopaminausschütenden Dingen und Aktivitäten in unserer heutigen Zeit. Sie beschreibt, wie Abhängigkeit zu Drogen funktioniert und wie man davon loskommen kann. Aber es sind nicht nur die klassischen Drogen, auch soziale Medien, Lesen, Sport und ähnliche Dinge können süchtig machen.
Besonders interessant ist der Zusammenhang zwischen Freude und Schmerz, der Körper versucht einen Ausgleich zu schaffen. Dabei führt große Freude zwangsläufig zu einer Phase des Schmerzes, genauso wie Schmerz danach zu Eurphorie führen kann. Bringt man das System zu sehr aus dem Gleichgewicht, kann die Wiederherstellungskraft des Körpers wie der Verlust des Gleichgewichts wirken. Ist man sich diesem Mechanismus bewusst, kann man viel besser für sich die Balance halten.
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Horstmann, C. S. Modern JavaScript for the Impatient. (Addison-Wesley, 2020).
Ich entwickele normalerweise Software für die Kommandozeile oder gar reine API-Backends. Um auf meiner Webseite ein bisschen Interaktivität schaffen zu können, wollte ich ein bisschen JavaScript lernen. Da sich die Sprache stark entwickelt hat, gibt es viele Altlasten. Ich suchte nach einem Buch, dass sich auf den aktuellen Zustand konzentriert und auch wenige der Merkwürdigkeiten im Detail durchgeht, sondern sie einfach umgeht. Dieses Buch ist genau das richtige für diesen Zweck.
Im Buch geht es wirklich nur um JavaScript als Sprache, es wird so gut wie nicht auf das DOM eingegangen oder wie man JavaScript im Browser effektiv nutzt um bestimmte Dinge zu erledigen. Ich werde also noch weitere Bücher zu Canvas oder Bibliotheken wie D3 lesen müssen.
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Huntington, M. D3.js Quick Start Guide: Create Amazing, Interactive Visualizations in the Browser With JavaScript. (Packt Publishing, 2018).
Ich wollte mehr interaktive Grafiken bauen, daher hatte ich mir JavaScript angeschaut. D3 erschien mir eine gute Wahl für eine Bibliothek. Dieses Buch gibt zwar einen Einstieg, allerdings wirkt es sehr oberflächlich und tritt einige Beispiele sehr breit. Ich habe aber nicht den Eindruck, wirklich viel über die Bibliothek gelernt zu haben. Schlimmer noch, einige der Beispiele wirken nicht so, als würden sie dem entsprechend, wie man arbeiten sollte.
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Balaban, G., Grytten, I., Rand, K. D., Scheffer, L. & Sandve, G. K. Ten simple rules for quick and dirty scientific programming. PLoS Comput Biol 17, e1008549 (2021).
In diesem Papier beschreiben die Autoren aus dem Bereich computational biology, wie man im Forschungsalltag sinnvoll zu funktionierender Software kommen kann. Im Gegensatz zu Produktivsoftware, bei denen der Kreis der Nutzer*innen deutlich größer als der Kreis der Entwickler*innen ist, muss man bei Forschungssoftware nicht so viel Feinschliff in die Nutzbarkeit stecken. Trotzdem ist es wichtig keine übermäßigen technischen Schulden aufzubauen. Die Autoren beschreiben einen pragmatischen Weg, eine gute Balance zu erreichen.
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Rozenblit, L. & Keil, F. The misunderstood limits of folk science: an illusion of explanatory depth. Cognitive Science 26, 521–562 (2002).
Menschen überschätzen ihr Verständnis, jedoch hängt es sehr von der Art von Wissen ab. So konnten sich die Teilnehmer*innen der Studien bei Faktenwissen und Filmnarrativen gut einschätzen, bei Erklärungen zu technischen Geräten war die Selbsteinschätzung jedoch deutlich überhöht. In weiteren Studien konnten die Autoren das Verhältnis von sichtbaren zu unsichtbaren Teilen als eine der Hauptfaktoren für diese Überschätzung identifizieren. Können Teile benannt werden, so scheinen Proband*innen ebenfalls eher anzunehmen sie auch wirklich zu verstehen.
Daraus nehme ich mit, dass Softwareentwickler wie ich wahrscheinlich ebenfalls ihr Verständnis von ihrem Projekt überschätzen und gar nicht so viel erklären könnten, wie sie glauben. Wahrscheinlich ist es wichtig sich immer wieder in Erklärungen zu versuchen, um den Kontakt zum tatsächlichen Kenntnisstand nicht zu sehr zu verlieren.
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Turkle, S. Reclaiming Conversation: The Power of Talk in a Digital Age. (2015).
Dies ist das dritte Buch von Sherry Turkle, das ich gelesen habe. In »Alone Together« war schon absehbar, dass sie Konversationen für unverzichtbar hält und sie durch die oberflächliche Kommunikation in sozialen Medien für bedroht hält. In diesem Buch führt sie aus, wie wichtig Konversationen sind. Insbesondere der Zusammenhang zwischen der Angst vor Einsamkeit und dem Wunsch nach Kontrolle ist das, was uns scheut mit einzelnen Menschen ein tiefes Gespräch zu suchen und lieber nur oberflächlich mit unseren »Fans« in sozialen Netzwerken zu kommunizieren. Sie stellt auch heraus, wie wichtig Alleinsein und Langeweile sind, um sich nicht ständig einsam zu fühlen.
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Deutsche Bundesbank. Geld und Geldpolitik. (2019).
Als ich nach Büchern zu Makroökonomie gesucht hatte, wurde mir auch das hier vorgeschlagen. Es wirkt ein bisschen wie ein Schulbuch. Interessant, vom Niveau allerdings nicht sehr tief. Es war interessant zu lesen, aber jetzt auch nicht bahnbrechend.
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Willenbrink, M. & Willenbrink, M. Drawing for the absolute beginner: a clear & easy guide to successful drawing. (North Light Books, 2006).
Manchmal versuche ich zu zeichnen, aber gut bin ich nur bei geometrischen Figuren und Perspektive mit Fluchtpunkten. Das ist etwas, das ich mathematisch konstruieren kann. Allerdings habe ich es überhaupt nicht mit Schatten oder runden Formen. Das Buch ist ein schönes Arbeitsbuch um ein paar Techniken zu lernen. Ich habe diverse Dinge daraus ausprobiert und werde langsam besser, es braucht natürlich viel Übung.
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Meurisse, T. Dopamine Detox: A Short Guide to Remove Distractions and get your Brain to do Hard Things. (2021).
Als ich nach Büchern über Dopamine gesucht hatte, habe ich neben Dopamine Nation auch das hier gefunden. Das hier ist ein Selbsthilfe-Ratgeber, der bei weitem nicht so tief in die Verhaltensmuster einsteigt, wie die Autorin von Dopmaine Nation es getan hat. Es ging vor allem darum, dass man die Handlungen mit dem größten Suchtpotential identifizieren und reduzieren bis eliminieren sollte. Aber das ist irgendwie auch offensichtlich. Das Buch ist wohl vor allem ein Anschub für Leute, die etwas verändern wollen. Mehr aber auch nicht.
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Gladwell, M. Talking to Strangers: What We Should Know About the People We Don’t Know. (2019).
Wir Menschen gehen vom Positiven aus: andere Leute sagen die normalerweise Wahrheit und verhalten sich »transparent«, ihre Mimik und Gestik spiegelt ihren inneren Zustand wider. Das stimmt allerdings beides nicht immer. Und so kommt es zu Missverständnissen, die teils gewaltige Folgen haben können. Der Aufhänger des Buches ist eine aus dem Ruder gelaufene Polizeikontrolle wegen Fahrstreifenwechsel ohne Blinken. Am Ende nimmt sich die Fahrerin das Leben in der Untersuchungshaft. Gladwell holt aus und beschreibt unsere grundsätzlich vertrauensselige Art mit Fremden. Diese ist auch nötig, sonst würde die Welt gar nicht mehr funktionieren können.
Anhand von diversen großen Fehleinschätzungen bezüglich Bernie Madoff, Adolf Hilter und Amanda Knox beschreibt er, wie sich »intransparente« Personen nicht richtig einschätzen lassen. Nehmen wir dann noch an, dass die meisten Leute die Wahrheit sagen, erreichen unsere Zweifel nicht die nötige Schwelle um Konsequenzen zu ziehen. Vielmehr rationalisieren wir unsere Zweifel weg.
Der dritte Aspekt im Buch ist der Kontext von Verhalten. Es wurde angenommen, dass Selbstmorde und Kriminalität immer vorkommt, die Mittel und die Orte sich nach den Gegebenheiten richten. Das ist aber nicht der Fall. Nahm man durch einen Zaun an der Golden Gate Bridge die Möglichkeit zum Sprung, sank die Anzahl der Selbstmorde, sie verlagerte sich nicht. Intensive Polizeikontrollen in besonders schlimmen Straßenzügen reduzierte die Kriminalität, sie verlagerte sich nicht.
Die Polizei in den USA wollte diesen Erfolg kopieren und hat die Polzeikontrollen intensiviert. Sie haben aber nicht so recht verstanden, dass der Kontext wichtig ist. Und so passierten die schrecklich verlaufenen Kontrollen in Ferguisson und anderen Bezirken. Und damit schließt sich der Bogen der Erzählung zum Aufhänger. Der Verlauf der Polizeikontrolle war nicht das Fehlverhalten des Polizisten, der hat wohl nach Lehrbuch den Verdächtigten nicht vertraut. Das Problem war, dass sie nicht sinnvoll mit Fremden sprechen konnten.
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Haig, M. The Midnight Library. (2020).
Die Protagonistin Nora scheint schon depressiv zu sein, aber dann kommt an einem Tag alles zusammen. Ihre Katze wird überfahren, wie verliert ihren Job im Musikgeschäft, ihrem Nachbarn braucht sie die Medikamente nicht mehr mitbringen, ihr Privatschüler für Klavier hört auf. Sie möchte nicht mehr leben und nimmt eine Überdosis.
Plötzlich ist sie in der Mitternachtsbibliothek, einem Ort zwischen Leben und Tod. In jedem Buch ist ein alternatives Leben. Die Bibliothekarin lässt sie zuerst in ein Buch ihrer Schuldgefühle schauen. Und dann fragt wie, welche Entscheidung sie in ihrem Leben verändern möchte. Nora ist zuerst überfordert, wählt dann allerdings ein anderes Leben aus. Die Bibliothekarin holt das Buch, und Nora taucht in ein alternatives Leben ein.
Im alternativen Leben hat Nora allerdings nicht die Erinnerung der dortigen Nora. Und so ist sie ein Gast oder Spionin, die sich erstmal orientieren muss. Schnell stellt sie aber fest, dass sie in diesem anderen Leben auch nicht glücklich ist. Sie landet wieder in der Bibliothek. Und dann probiert sie die nächsten alternativen Leben aus. Mit der Zeit erkennt sie immer mehr Muster, dass ihre Leben durchaus Gemeinsamkeiten haben. In allen Leben ist sie depressiv und es gibt negative Konsequenzen, die sie sich so nicht vorgestellt hatte.
Je mehr alternative Leben sie probiert, desto mehr entwickelt sie sich als Person, bekommt den Wunsch zu leben zurück. Und dann, ab der Hälfte war es absehbar, geht sie in ihr früheres Leben zurück. Sie überlebt die Überdosis und lenkt ihr leben in neue Bahnen.
Im Buch zitiert die Protagonistin immer wieder Henry David Thoreau, einen US-amerikanischen Philosophen, der auch in »Reclaiming Conversation« von Sherry Turkle maßgeblich vorkommt. Es scheint, als hätte Matt Haig Bücher von Turkle und Thoreau gelesen.
»Midnight Library« ist 2020 erschienen. 2015 veröffentliche Haig »Reasons to Stay Alive«, in dem er über seine Angststörung und Depression schreibt. Die Schilderung von Noras Gemütszustand wirkt sehr authentisch und nachvollziehbar, was dem Buch noch mehr Tiefe gibt. Noras Charakterentwicklung ist wirklich tiefgreifend und zum Mitfühlen. Mich hat das Buch sehr beeindruckt zurückgelassen!
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Marohn, C. L. Confessions of a Recovering Engineer: Transportation for a Strong Town. (2021).
Das erste Buch, das ich von Marohn gelesen hatte, war »Strong Towns«. Dieses Buch hier ist ein Jahr später erschienen und verspricht mit seinem Titel eine interessante Entwicklungsgeschichte.
Und in der Tat, in der Einleitung beginnt er als frischer Tiefbauer, der einer scheinbar störrischen Anwohnerin erklärt, wie wunderbar die Straße vor ihrer Tür verbessert werden wird: Begradigte Führung, höhere Geschwindigkeitsbegrenzung, vier statt zwei Fahrstreifen, sicherere Seitenbereiche (nach Fällen aller Bäume). Und sie würde sogar noch eine Fußgängerbrücke bekommen. Und das alles im Namen der Sicherheit. Die Anwohnerin fragt, warum mehr und schnellerer Autoverkehr denn sicherer sei? Und ihr Vorgarten würde zum Seitenbereich, ihre Kinder könnten nicht mehr vor dem Haus spielen. Er verstand ihr Problem damals nicht.
Mit der Zeit stellte er die den Straßenbauvorschriften zugrundeliegenden Werte in Frage und fand, dass sie überhaupt nicht den Menschen gerecht werden. Der Autoverkehr wurde zum Selbstzweck, auf Kosten der Menschen. Und so gründete er dann Strong Towns, um die Städte wieder menschlicher zu machen.
In diesem Buch beschreibt er seinen Sinneswandel, und wie er die Regelwerke in Frage stellte. Er greift den Berufsstand offen aber konstruktiv an, und wünscht sich Reformen, die Städte lebenswerter machen.
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Smith, J. Why Has Nobody Told Me This Before? (2022).
Die Psychotherapeutin, die anscheinend auch in sozialen Netzwerken sehr aktiv ist, gibt in diesem Buch praktisch nutzbare und einfach verständliche Erklärungen zu diversen Lebenslagen und emotionalen Zuständen. Unaufgeregt und nüchtern erklärt sie, wie man mit den Höhen und Tiefen der Stimmung besser klarkommt. Es ist gerade keines dieser typischen Selbsthilfebücher die schnelle und oberflächliche Lösungen für grundlegende Probleme verspricht.
In dem Buch geht es um Stress, Trauer, Wut, Depression, Motivation, Angst, Selbstzweifel, Unsicherheit. In jedem der Kapitel beschreibt sie, woher diese Emotionen kommen, welchem Zweck sie dienen und wie diese Zwecke in der heutigen Welt nicht mehr so hilfreich sind. Und eben auch, was man machen kann, um sie sinnvoll zu nutzen.
Zu Stress schreibt sie, dass die meisten Selbsthilfebücher den Stress pauschal als schlecht bezeichnen würden und einen möglichst ruhigen und stressfreien Lebensstil empfehlen würden. Allerdings sei das zu kurz gedacht. Stress ist nämlich die Reaktion unseres Körpers auf bevorstehende Aufgaben und stellt Energie bereit um diese Aufgaben zu bewältigen. Wir wollen also bei einem Vortrag Energie haben und fokussiert sein. Was wir nicht wollen ist eine zu große Stressreaktion, die uns dann wieder vernebelt und unproduktiv macht. Sie leitet an, wie man eine gute Balance findet und den Stress nutzbar macht. Diese Lektion hatte ich selbst vor ungefähr zehn Jahren gelernt, davor hatte ich Stress als negatives Symptom gesehen, gegen das ich etwas tun muss. Heutzutage kann ich mit Stress viel besser umgehen. Und dieses Buchkapitel hätte ich vor fünfzehn Jahren gerne gehabt.
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Schroeder, F. Schluss mit der Meinungsfreiheit!: Für mehr Hirn und weniger Hysterie. (2021).
Schroeder ist Komiker und spielte im öffentlich rechtlichen Fernsehen einen bis dahin systemtreuen Journalisten, der jetzt allerdings die vermeintliche Wahrheit auspackt. Dieser Ausschnitt der Sendung wurde aus dem Zusammenhang gerissen und in der Querdenker-Szene gefeiert. Er erkundete diese Szene und trat in Stuttgart auf. Mit der Frage »Wollt ihr die totale Meinungsfreiheit?« gewann er Zustimmung, nur um dann seine Meinung über Corona als gefährliche Krankheit mitzuteilen. Es folgten Buhrufe, das wollten die Leute dort auch nicht. Dieses Video hatte ich schon gesehen, daher sprach mich das Buch an, als ich es im Laden sah.
Er beschreibt im Buch, wie Kunst und Satire früher nicht eindeutig sein musste. Die Politik war eindeutig, es gab Freund und Feind. Für Politik war bieder, und so konnte die Kunst überspitzen, provozieren. Um die Jahrtausendwende mit 9/11 wurde die Realität und Politik aber so extrem, dass Kunst sie nicht mehr überhöhen konnte. Die Aufgabe der Kunst war es, Chaos in die Ordnung zu bringen (Adorno), jedoch ist den Menschen die Realität heute schon zu chaotisch, sie wollen Ordnung. Und so müssen Dinge eindeutig sein.
Die Pandemie ist chaotisch und komplex, der Wunsch nach Eindeutigkeit ist groß. Sie ist auch einmalig. Mit dem Verschwörungstheorien konnten Sie sich eine Insel der Eindeutigkeit im Chaos schaffen. Und gleichzeitig waren sie einmalig, sie kannten ein vermeintliches Geheimnis, das die anderen nicht kannten.
Schroeder schreibt mit diesem Hintergrund über Meinungsfreiheit, die von vielen Leuten wohl eher als Widerspruchsfreiheit gelesen wird. Er beschreibt seinen Umgang mit Verschwörungstheoretikern. Er beschreibt auch die woken Linken, die teilweise ähnlich dünn argumentieren. Er versucht zu vermitteln und wirbt für eine bessere Gesprächskultur und mehr Willen die Komplexität in Personen und Vorgängen zu verstehen.
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Amiri, N. Zwischen den Welten: Von Macht und Ohnmacht im Iran. (Aufbau, 2021).
Die deutsch-iranische Journalistin beschreibt ihre vielen und langen Aufenthalte im Iran, ihre Arbeit vor Ort und die vielfältigen Freiheitseinschränkungen, die sie dort selbst miterlebt hat. Sie gibt einen Einblick in die Geschichte der islamischen Republik, die verschiedenen Herrscher und die Revolution.
In ihrem Buch stellt sie immer wieder paradox wirkende Gegensätze und Widersprüche vor, die den Iran anscheinend prägen. So demonstrierten damals auch Frauen gegen den Schah, die von Ayatollah ausgerufene islamische Republik beschnitt deren Rechte dann aber massiv. Sie beschreibt das Doppelleben von Frauen, die sich einerseits verschleiern müssen, andererseits weltweit mit den höchsten Konsum an Makeup haben.
Der Sicherheitsapparat des Regimes sichert mit Gewalt seine Macht. Überall gibt es paramilitärische Milizen, die Jugendliche beschäftigen wie hierzulande Fußballvereine, Pfadfinder oder die freiwillige Feuerwehr. Dieser Apparat ist so riesig, dass eine weitere Revolution unmöglich scheint.
Einige Reformer haben versucht im strengen Rahmen der Kleriker etwas zu verändern, jedoch sind immer wieder daran gescheitert. Den Klerikern ging es zu weit, und so wurde wohl die Präsidentschaftswahl gefälscht, damit Ahmadinedschad als Favorit der Kleriker weiter regieren konnte.
Amiri beschreibt mit vielen spannenden Geschichten und Einordnung ein Land, über das ich bisher eher wenig wusste. Sie beschreibt anschaulich die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Führung, die überaus warmherzigen Menschen und die kalte Führung.
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Fuhrhop, D. Verbietet das Bauen!: Streitschrift gegen Spekulation, Abriss und Flächenfraß. (oekom Verlag, 2020).
Der Neubau kostet viele Ressourcen, dabei haben wir rechnerisch schon genügend Wohn- und Büroflächen. Diese sind allerdings an den falschen Orten oder nicht ganz passend. Anstelle von Umbauten oder Sanierungen wird häufig der Neubau bevorzugt. Dies können wir uns mit dem Klimawandel nicht leisten.
Der Autor stellt daher ein komplettes Verbot für Neubau in den Raum und schaut, was daraus folgen würde. So müssten bestehende Flächen anders genutzt werden, Menschen müssten sich verkleinern, gemeinsame Wohnprojekte versuchen, Wohnungen tauschen.
Diese Ideen klingen sinnvoll, würden auch viele Ressourcen einsparen. Sie kommen mir aber unrealistisch vor. Die Leute wollen keine Nachbarn haben, weil die laut sind. Junge Leute wollen nicht mit alten Leuten wohnen, alte Leute wollen keine Fremden im Haus. Man will das Auto nicht aufgeben und man will lieber den Onlinehandel, Discounter und die Mall als kleine Läden mit weniger Sortiment und höheren Preisen. Ich sehe nicht, wie diese Vorschläge in meinem Umfeld mehrheitsfähig wären.
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Thoreau, H. D. Walden: Life in the Woods. (1854).
Nachdem ich immer wieder Referenzen auf Thoreau und Walden in den Büchern von Sherry Turkle gelesen hatte, war ich neugierig. Als ich in der »Mitternachtsbibliothek« von Matt Haig weitere Referenzen gelesen hatte, wollte ich das Buch auch einmal lesen.
Er beschreibt wie er aufs Land zieht und sich eine Hütte am See baut. Die wählt er mit Bedacht klein. Er ernährt sich vegan von selbst angebauten Bohnen, kauft nur sehr wenig dazu. Dadurch braucht er wenig Geld und muss wenig arbeiten. Er lässt sich über Leute aus, die viel arbeiten müssen, damit sie ihr teures Haus bezahlen können. Er scheint Minimalist zu sein und seine Freizeit dann zum Lesen und Schreiben zu nutzen.
So richtig einen Fokus konnte ich bisher nicht erkennen. Er schreibt über diverse Dinge; stellenweise ist es interessant, dazwischen eher öde. Seine Ideen zum Leben im jetzt sind interessant, die genaue Kostenaufstellung zum Bau seiner Hütte fand ich weniger spannend. Es war eher fordernd zu lesen, was er im Buch aber auch als erstrebenswert bezeichnet.