Krank im Urlaub

Wenn man im Urlaub krank wird, kann man sich seine Urlaubstage zurückholen. Man braucht nur eine Krankschreibung. Und da fängt es dann an.

In der Nordhalbkugel liegt die Weihnachtszeit ungünstigerweise in der Erkältungssaison. Man kann das ziemlich gut im Wochenbericht des Robert-Koch-Institutes sehen. Das hier sind die Daten aus der 50. Kalenderwoche aus dem Jahr 2023. Man sieht hier in fetter roter Linie die allgemeinen Atemwegserkrankungen (ARE):

Irgendwie ist das Jahresende so eine schlechte Zeit um sich mit vielen Leuten zu treffen. Oder das Jahresende ist eine schlechte Zeit, weil man sich mit so vielen Leuten trifft. Jedenfalls sind da eine Menge Leute krank.

Und viele Leute nehmen sich diese Zeit »zwischen den Jahren«, was auch immer das heißen soll, Urlaub. Laut Gesetz ist das Erholungsurlaub, und man erholt sich nicht, wenn man krank ist. So kann man dann seine Urlaubstage zurückbekommen und sich ein anderes Mal erholen. An sich eine logische Regelung.

Nun braucht man dafür zur Vorbeugung von Missbrauch aber eine Krankmeldung (Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung). Diese gibt es nur von Ärzten. Immerhin gibt es nun wieder die telefonische Krankschreibung. Allerdings auch nur bei leichten Erkrankungen und auch nur, wenn man beim entsprechenden Arzt schon bekannt ist. Das ist beim eigenen Hausarzt aber kein Problem.

Also außer, es ist diese Zeit zwischen den Jahren. Da gibt es dann häufig Praxisurlaub. Ich gönne den Ärzten ihren Urlaub, es nimmt dann nur eben die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung weg. Somit muss man dann bei einer Vertretung vorstellig werden. Diese haben aber bei so typischen Urlaubszeiträumen wie am Jahresende oder zu Karneval häufig auch alle zu.

Bei diesem Jahresende kommt dann noch ein Streik dazu. Viel mehr Arztpraxen haben jetzt geschlossen. Somit sind noch mehr Leute in den Notaufnahmen der Krankenhäuser, die schon eh Kapazitätsprobleme haben.

Interessant ist aus dem Artikel diese Aussage unseres Gesundheitsministers:

»Die Forderungen der Ärzteschaft sind bekannt, sie müssen nicht noch einmal vorgetragen werden, daher braucht jetzt nicht gestreikt werden [...]«

Also dann, liebe Bauern, Letzte Generation, Ärzte, Pflegekräfte, Lokführer, Lehrkräfte. Probleme sind bekannt, bitte wartet geduldig auf die Bearbeitung eurer Anliegen. Bis dahin erstmal geräuschlos weiterarbeiten.

Zurück zum Thema. Wenn man jetzt also richtig krank ist, dann kann man schon eine Behandlung bekommen. Man muss nur je nach Schwere dann eben länger im Wartebereich eines Krankenhauses sitzen. Wenn man nur mit einer Erkältung eine Krankschreibung haben will, ist man ja kein Notfall. Es geht nur um eine bescheuerte Formalität. Ärzte können da auch nichts weiter machen, eine Erkältung dauert eben 7 bis 10 Tage zum Auskurieren. Es geht halt nur darum, dass mir ein Arzt sagt, dass ich mich wieder hinlegen soll.

Es ist alles korrekt geregelt: Krank im Urlaub gibt Urlaubstage zurück. Urlaubstage zurück nur mit Krankmeldung. Telefonische Krankschreibung nur beim eigenen Hausarzt. Ärzte im Urlaub oder im Streik. Notversorgung durch die Krankenhäuser.

Das heißt dann aber letztlich, dass der Preis um die Urlaubstage zurückzubekommen höher als sonst ist. Man müsste sich dann mit einem leichten Infekt über Stunden in einen Wartebereich setzen, in dem wahrscheinlich Leute mit schwereren Infekten sitzen. Und die Chance sich dort etwas schwereres einzufangen ist nicht Null. Somit könnte es sein, dass man zwar am Ende die Krankschreibung wegen der Erkältung hat, dann die Woche drauf aber noch eine echte Grippe. Von daher ist der Preis nicht neben der reinen Zeit vielleicht auch noch eine weitere Exposition mit Viren.

Damit ist es dann wieder einer dieser Momente, an denen man nur noch schulterzuckend die Bürokratie akzeptieren kann. Es hilft ja nichts.