Gesichtsausdrücke in Autofronten
Autofronten wirken in letzter Zeit immer aggressiver auf mich. Und weil ich seit einigen Jahren Zeichnen lerne, fällt mir das mit der Mimik immer systematischer auf. Ich habe mal die Gesichtsausdrücke in Autofronten betrachtet.
Nehmen wir den BMW iX. Der hat diesen riesigen Kühlergrill, der früher mal die "BMW Niere" war. Wenn man den Zeichnet, dann sieht das ungefähr so aus:
Daneben habe ich noch stilisiert versucht jene Elemente zu extrahieren, die wie ein Gesicht wirken. Da sind die Augen, Augenbrauen, Nase, Mund und sogar Wangenknochen. Ich bin mir unschlüssig, ob der Kühlergrill die Nase oder der Mund ist. Ich habe einmal beide Varianten gemacht.
Nimmt man es als Mund, so sieht das Auto ungefähr so aus:
Es ist ein riesiges Haifischmaul, das sich da hinter einem auftut. Oder ein aggressiver Biber? Aggressiv wirkt es durch den aufgerissenen Mund und die Richtung der Augen und Brauen. Es ist wie eine zusammengezogene Stirn, die Emotion ist Wut.
ARD-Dokumentation und Monster
In der Taz hatten sie einen Artikel zu der ARD-Dokumentation. Darin wird diese Stelle beschrieben:
Da beschreibt zum Beispiel der Verkehrswissenschaftler Gössling, dass die Scheinwerfer der Autos anders als früher nicht mehr rund, sondern schmal sind. Als er seine 12-jährige Tochter gefragt habe, woran sie das erinnere, habe sie ohne Zögern gesagt: „Ein Monster“.
„Es ist nicht verkehrt, wenn man an ein Raubtier erinnert wird“, bestätigt gleich darauf der Chefdesigner der BMW-Gruppe Adrian van Hooydonk. „Und wenn sie dann Platz machen, auch nicht verkehrt“, ergänzt er mit einem Lächeln. Denn das fänden BMW-Kunden bestimmt gut.
Wenn also schon ein BMW-Vorstand das so formuliert, ist das keine Einbildung. Das soll so. BMWs sollen aggressiv wirken.
Die Anthropomorphisierung des Autos scheint also gewollt zu sein. Es ist nur so übertrieben, dass es halt auch wieder lächerlich wirkt. Bei mir rufen diese Autos durchaus auch eine gewisse Angstreaktion aus, die ich dann kognitiv entkräften muss.
Ins Lächerliche
Man kann das ganze auch ins Lächerliche ziehen. Wenn man das ganze als Nase nimmt, so kann man sich das ganze auch als schlecht gelauntes Schweinchen vorstellen:
Als Wildschein wäre das durchaus noch Angsteinflößend. Zusammen mit den Spinnenaugen ebenfalls.
Andere aggressive Autos
Das ganze macht nicht nur BMW so.
Der Audi A7 hat ähnlich aggressive Scheinwerfer:
Hier ist auch wieder klar zu sehen, wie die Scheinwerfer eckig sind. Sie sind schmal, wie zugezogen. Und sie fallen zur Mitte ab, das lässt es wütend wirken.
Der Maserati Quattroporte ist ähnlich. Dessen Scheinwerfer wirken nach außen richtig hochgezogen, was die Wut noch weiter verstärkt.
Extrahiert man das Gesicht, kann es aber schon fast lustig aussehen.
Nette Autos
Es gibt aber auch freundlich guckende Autos. Zum Beispiel der Fiat 500, der schaut eigentlich wie Pikatchu:
Oder auch der Fiat Panda, der hat die Scheinwerfer nämlich so, dass die "oberen Augenlieder" hochgezogen wirken. Dadurch wirkt der Ausdruck überrascht oder naiv. Und das wirkt nicht beängstigend.
Hier kann man auch gut den an den Seiten hochgezogenen "Mund" sehen. Das macht das Auto sehr freundlich, in Kombination sieht man da positive Überraschung. Das macht positive Gefühle im Rückspiegel.
Der alte Nissan Micra mit den Glubschaugen wirkt auch sehr freundlich. Hier ist wieder der "Mund" hochgezogen und breit, es deutet ein Lachen an.
Der Opel Adam, ein weiterer Kleinwagen, ist da ähnlich. Der wirkt freundlich, aber auch etwas neckisch. Nicht böse, aber so nett schelmisch. Das hat auch etwas.
Überrascht war ich beim Porsche 911. Der ist zwar ein Sportwagen und richtet sich vielleicht schon eher an gut verdienende Männer mit potentiellem Geltungsdrang, hat aber ein eher freundliches Gesicht.
Fazit
Es gibt wirklich "nette" und "böse" Autos. Wenn man die "Mimik" eines Autos in ein Gesicht überträgt, erkennt man die grundlegenden Mechaniken, die die Designer:innen bei den Autos genutzt haben. Die Vermenschlichung der Autos wird gezielt genutzt, um Emotionen zu wecken. Und mir sind die freundlichen Autos, die für ein Miteinander anstelle eines Gegeneinanders im Straßenverkehr stehen mögen, deutlich lieber.










