Das »generische Maskulinum«

Vor einiger Zeit habe ich einen interessanten Artikel über die Herkunft der Artikel gelesen. Ganz kurz zusammengefasst argumentiert der Autor dass das biologische und grammatikalische Geschlecht unabhängig sind, man daher keine Gender-Sternchen braucht und diese eigentlich nur von den wichtigen Dingen wie der Frauenquote ablenken. Dazu habe ich noch ein paar Gedanken.

Zum einen ist es interessant sich mit dem Ursprung der Sprache zu beschäftigen. Ich vertraue da der linguistischen Expertise des Autors, unter anderem weil der Duden das ähnlich darstellt. Letztlich ist »der« das Standardgenus, und alle Wörter fallen einfach darunter. Worte mit »das« sind meist Resultate von Aktionen. Und »die« ist der letzte Artikel, der eingeführt worden ist. Derartige Wörter sind meist abstraktere Konstruktionen. Es bringt ein bisschen System in die scheinbar willkürlichen Artikel rein.

Als Schlussfolgerung kommt, dass Wörter wie »der Radfahrer« nicht explizit einen Mann meinen, sondern kein biologisches Geschlecht implizieren. Das Wort »die Radfahrerin« hätte den Artikel »die«, weil es komplexer und abgeleitet ist. Das Suffix »-in« macht daraus explizit eine Frau, während dessen Abwesenheit nicht unbedingt einen Mann meint.

Ich akzeptiere, dass das in der Sprache so ist und dass es daher auch kein »genisches Maskulinum« als Konstrukt gibt, man sollte das »der« besser als Standardgenus sehen. Witzigerweise sind Konstruktionen wie »Zufußgehende« die Vorläufer vom »Fußgänger« gewesen und daher erscheint es auch wenig sinnvoll wieder auf diese alten Formen zurückzukommen. Grammatikalisch sind sie genauso Standardgenus wie das andere auch.

Man könnte da jetzt aufhören, sprachlich ist das alles geklärt. Wenn sich Personen nicht mitgemeint fühlen, dann sollten sie halt lernen, wie ihre Sprache wirklich funktioniert. Mir ist das aber zu einfach. Sprache ist etwas veränderliches und verändert sich mit der Nutzung. Sie wird geformt durch jene, die sie täglich gebrauchen. Bedeutungen verschieben sich, Rechtschreibung ist auch nicht absolut.

Ich selbst erwische mich ständig dabei, wie ich bei »Radfahrer« an einen Mann denke und eben nicht an allgemeine Personen. Ich brauche immer wieder den Anstoß »Radfahrer*in« um da auch etwas anderes als einen Mann zu sehen. Dieses Mitmeinen funktioniert für mich einfach nicht so, wie es das vielleicht sollte. Und somit sehe ich die Notwendigkeit hier mit der Sprache zu helfen und immer wieder in verschiedenen Kontexten darauf aufmerksam zu machen, dass die Gesellschaft divers ist.

Daher habe ich in den Blogartikeln nun das Gender-Sternchen, weil es die kompakteste Methode ist auf die ganze Diversität aufmerksam zu machen. Es ließt sich sperriger, spricht sich sperriger. Es scheint mir aber aktuell notwendig zu sein. Vielleicht ist es irgendwann selbstverständlich und man denkt wirklich alle mit. Aber bis dahin erscheint es mir gut dies zu nutzen.