Butter oder Margarine – Abwägungen zwischen Regenwald und Tierwohl

Bei Butter oder Margarine habe ich bisher nichts finden können, was ich mit komplett gutem Gewissen auf mein Brot schmieren kann und lecker finde.

Früher habe ich immer Butter aus konventioneller Landwirtschaft auf mein Brot geschmiert. Die schmeckt gut und ist relativ günstig. Der Nachteil ist allerdings, dass sie im Kühlschrank gelagert alles andere als streichzart ist.

Später entdeckte ich die sogenannten Mischstreichfette, also Produkte aus Butter und Rapsöl. Das ist auch gekühlt streichzart und deutlich komfortabler. Es schmeckt auch weiterhin wie Butter, ist aber etwas gesünder und besteht anteilig weniger aus tierischen Produkten.

Nachdem wir Das System Milch geschaut haben, wollte ich ein veganes Streichfett haben. Aber das ist auch gar nicht so einfach.

Nehmen wir einmal die Halbfettmargarine vom Discounter. Schaut man da unten auf die Zutatenliste, so findet man Palmfett:

Das liegt nicht nur hier an dem Produkt von Albert Heijn, das ist bei Aldi, Lidl oder Penny genau das gleiche. Die Margarine enthält immer Palmfett. Auch die Markenprodukte haben das gleiche Problem. So enthält Becel Gold auch 8 % Palmöl, Becel Vital 4 %, Becel Classic 5 %. Soweit ich weiß ist Palmfett immer schädlich für den Regenwald, da helfen auch Zertifizierungen wenig.

Die Rama So Buttrig scheint immerhin nur Kokosfett zu enthalten und kein Palmfett. Das ist vielleicht ein bisschen besser, wobei Kokosfett bezüglich Klima auch nicht ideal ist. Die Rama Klassik enthält wieder Palmfett.

Selbst in Produkten wie der Ja! Sonnenblumenmargarine ist noch Kokosfett drin. Außerdem sind aus Milch gewonnene Aromen enthalten, es ist also nicht vegan. Die Gut & Günstig Sonnenblumenmargarine enthält auch Kokosfett, ist aber vegan. In beiden Fällen ist Margarine mit 80 % Fett für das Brot aber nicht sonderlich lecker, die nehme ich nur zum Backen. Fürs Brot bevorzuge ich um 50 % Fett.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Margarine für das Klima schlechter sein könnte, als die Butter. Insbesondere wenn es Kühe aus der Nähe sind. Jedoch werden die Kühe häufig mit Soja gefüttert, was zum einen wieder aus Regenwaldgebieten kommen kann, zum anderen von den Kühen auch nicht sonderlich gut verstoffwechselt wird. Es entstehen dann wohl mehr Klimagase als wenn sie einfach nur mit Gras gefüttert werden.

Produkte wie das Kerrygold Extra enthalten weder Palm- noch Kokosfett und angeblich werden die Kühe auf den Wiesen grasen gelassen. Aber ist das jetzt besser als Margarine?

Ökotest schreibt, dass die Ölpalme viel effizienter als Kokos ist, man kann mit der gleichen Fläche viel mehr Öl ernten. Daher ist es sinnvoll zertifiziertes Palmfett zu nutzen als unreguliertes Kokosfett zu nutzen. Somit ist es gar nicht erstrebenswert Produkte ohne Palmfett zu haben, wenn diese dann Kokosfett enthalten.

Die AOK schreibt einen Vergleich von Butter und Margarine. Butter enthält tierische Fette, die meist gesättigt (schlecht) sind. Margarine enthält ungesättigte (gute) Fettsäuren. Jedoch muss man diese Öle härten, damit sie auch fest sind. Beim Härten werden sie aber zu gesättigten Fettsäuren und somit auch wieder ungesund. Um das zu umgehen gibt man heutzutage Palm- oder Kokosfett hinzu. Diese sind schon hart und geben der Margarine so ihre Konsistenz. Allerdings führen diese Fette natürlich wieder zu einer schlechteren Klimabilanz.

Immerhin gibt der AOK-Artikel ein Fazit: Margarine ist trotz allem gesünder und auch besser für das Klima.

Zusammenfassend will man also das hier haben:

  • Reine Margarine, keine Butter.
  • Keine Härtung der Fette, sondern eine Beimischung von Palm- oder Kokosfett.
  • Das Palm- oder Kokosfett aus zertifiziertem Anbau, und dann lieber Palm- als Kokosfett.

Vielleicht kann man so eine Margarine tatsächlich irgendwo finden. Es ist allerdings auch abenteuerlich, wie viel Recherche ich da als Verbraucher wieder betreiben muss um genau zu wissen, wie sich die verschiedenen Bestandteile eigentlich auf das Klima und meine Gesundheit auswirken. Und dann natürlich auch noch der Geschmack. Für mich zeigt das mal wieder auf wie bekloppt die Vorstellung ist als »mündiger Verbraucher« das Klima retten zu können.

Nachtrag

Nachdem ich den Entwurf fertig hatte, kam noch dieser Tagesschau-Artikel zur »Skimpflation«. Die Firmen haben bisher die Preise erhöht und die Packungen verkleinert. Nun fangen sie an Zutaten durch billigere zu ersetzen. Fertigpommes werden jetzt nicht mehr in gutem Sonnenblumenöl vorfrittiert sondern in Palmfett. Das ist auf den Verpackungen auch nur als Aufdruck neben dem Haltbarkeitsdatum erkennbar, schließlich haben die Firmen in der kurzen Zeit keine neuen Verpackungen drucken können und eine Sondergenehmigung dafür bekommen.

Das bedeutet, dass Produkte auch jederzeit schlechtere Zutaten enthalten können. Man müsste also regelmäßig prüfen, ob die auserwählte Margarine dann weiterhin die guten Fette enthält.

Bei mir hinterlässt das ein Gefühl der Ohnmacht. Ich kann alle vier Jahre einen Bundestag wählen, der dann eine Regierung hervorbringt. Was diese Regierung dann im Detail macht, kann ich natürlich nicht mehr beeinflussen. Und ich kann auch nicht beeinflussen, welche anderen Parteien in den Koalitionsverhandlungen dann ihre jeweiligen Interessen einbringen bis durchdrücken.

Im Großen kann ich nicht mehr machen als zu wählen. Selbst wenn ich mich selbst für den Bundestag aufstellen lassen würde, so würde das nichts lösen. Es gibt schon genügend viele Politiker*innen, die meine Meinung vertreten können. Deren Parteien bräuchten nur mehr Stimmen. Ich kann also versuchen bei Leuten dafür zu werben, dass sie ebenfalls diese Parteien werben. Das ist aber ein mühsames Geschäft. Und mehr als meine Handvoll Freunde und Familie könnte ich auch gar nicht überzeugen.

Im Kleinen fällt es aber ebenfalls schwer. Bei so etwas banalem wie Margarine gibt es anscheinend kaum ein Produkt, das gesund, nachhaltig und ohne Tierleid gleichzeitig ist. Und selbst wenn ich es schaffen sollte da eines zu finden, wird es mir bei der nächsten Produktkategorie nicht gelingen. Es bindet einfach zu viel Zeit, die ich in meiner Freizeit nicht aufbringen möchte. Wenn Leute hauptberuflich Gewinn auf Kosten der Umwelt machen, kann ich nicht in der Freizeit all dies kompensieren. Damit wären wir wieder beim Großen.

Ernsthafter Klimaschutz ist wohl bei der Menschheit gerade nicht konsensfähig.