Freihändig Husten

Leute scheinen auch nach zwei Jahren Pandemie nicht gelernt zu haben, wie man sinnvoll hustet ohne seine Aerosole überall zu verteilen. Es ist vielleicht ein systematisches Problem mit Händen.

In Bekanntenkreis habe ich eine Grundschullehrerin, die eine erstmal unglaubliche Geschichte erzählte. Sie hätten in der Schule eine Zahnrettungsbox angeschafft. Die Kinder würden immer wieder so fallen, dass sie sich dabei Zähne aufschlagen. Damit die Zähne wieder eingesetzt werden können, gibt es jetzt diese Box. Das können die Zähne aufbewahrt werden.

Nun fragt man sich direkt, warum die Kinder überhaupt reihenweise mit den Zähnen auf harte Dinge fallen. Sicherlich müssen die doch den Reflex haben sich mit den Händen abzustützen? Und genau dort scheint das Problem zu liegen. Die Kinder tun das nicht mehr. Wenn sie fallen, dann ohne Hände.

Womöglich lernen die Kinder es über die Eltern. Die Eltern wollen auf ihre Kinder aufpassen und fangen sie, bevor sie fallen. Dadurch entgehen die Kinder den Schmerzen, allerdings lernen sie auch nicht sich selbst zu schützen.

Beim Husten sehe ich ein ähnliches Muster, wahrscheinlich aber aus anderen Gründen. Die Leute sitzen in der Bahn und husten vor sich hin, ohne die Hand vor den Mund zu nehmen. Besonders rücksichtsvolle Menschen vergraben ihren Mund und Nase in Ellenbogen und Armbeuge. Die Hand vor den Mund nehmen ist auch schon besser als nichts. Aber dafür reicht es nicht.

Ich wüsste zu gerne, wann das verloren gegangen ist. Meine Eltern haben mir beigebracht die Hand vor den Mund zu nehmen. Ich hatte das eigentlich für normal gehalten. Bahnfahrten während der Erkältungszeit haben mir aber gezeigt, dass diese gefühlten Grundregeln nicht so universell sind.

Immerhin haben wir jetzt Zugang zu FFP-2-Masken, sodass mir die anderen Leute egal geworden sind. Immerhin etwas positives aus der Pandemie.