Fensterfalzlüfter

Ich kann normalerweise ganz gut hören, ob irgendwo noch ein Fenster geöffnet ist. Der Straßenlärm klingt dann ganz anders. Mit geschlossenen Fenstern ist es dann deutlich dumpfer. In meiner neuen Wohnung habe ich aber häufig den Eindruck, dass die Fenster nicht ganz geschlossen waren. Da es sich um Plastikfenster handelt, kann man das eigentlich nicht falsch machen. Aber vorbeifahrende Autos sind irgendwie immer so präsent …

Irgendwann habe ich mir mal die Fenster genauer angeschaut. Und da habe ich nicht schlecht gestaunt, als ich auf das Konzept Fensterfalzlüfter gestoßen bin. Das ganze ist ein Konzept zur kontinuierlichen Raumbelüftung. Das Fenster hat zwei Dichtungen, einmal im Rahmen und einmal im Flügel. Die Dichtung im Rahmen ist unten an der Seite unterbrochen, sodass dort kalte Luft von außen dort einströmen kann.

Diese wird erwärmt und steigt dann zwischen der inneren und äußerden Dichtung auf. Sie kommt oben an, dort ist der Fensterfalzlüfter eingebaut. Letztlich ist das nur ein Plastikteil mit einer kleinen Klappe. Sollte es zu sehr ziehen, kann sie den Spalt somit schließen.

Und die Dichtung oben am Fensterflügel ist auch unterbrochen, sodass die Luft dann in den Raum strömen kann.

Das ist ein Baustein eines Lüftungskonzeptes. Man muss dazu auf der Luv- und Leeseite des Gebäudes diese Dinge in die Fenster einbauen. Es kann quer durch die Wohnung ein sanfter Durchzug entstehen. Zimmertüren haben normalerweise unten einen Spalt, sodass etwas Luft durchkommen kann. Das ganze wird zur Vorbeugung gegen Schimmel genutzt. Das Problem ist allerdings, dass es normales Lüften in einer bewohnten Wohnung nicht ersetzen kann. Vielmehr ist es nur für Leerstand gedacht, oder längere Abwesenheiten. Es soll also gegen diese abgestandene Luft nach einem Urlaub helfen.

Schaut man auf den Herstellerseiten dieser Produkte, findet man recht schnell die Zielgruppe: Vermieter, die ihre Bausubstanz vor lüftfaulen Mietern schützen wollen. Das kann ich auch irgendwo nachvollziehen. Aber dann müssen sie auch richtig angebracht werden, und nicht nur an einer Seite der Wohnung. Die Produkte werden auch mit »fast unsichtbar« beworben. Anscheinend wissen die Firmen, dass die Mieter diese Teile nicht so gut finden. Aber woran könnte das nur liegen?

Dass ein geschlossenes Fenster die Außenwelt dumpfer klingen lässt, liegt wenig überraschend an der Dämpfung der Geräusche. Aber nicht alle Frequenzen werden gleichermaßen gedämpft, dadurch verändert sich das Spektrum. Und gerade die hohen Töne werden stärker gedämpft als die niedrigen. Zum Dämpfen des tiefen Wummerns braucht es viel Masse, und die hat so ein Fenster nicht. Die hohen Töne werden aber normalerweise von der Dichtung gefiltert. Und wenn die ein Loch hat, muss man sich natürlich nicht über den schlecht gedämpften Autolärm wundern. Die nur an der Straßenseite installierten Fensterfalzlüfter lassen zwar nicht effektiv Luft in die Wohnung, wohl aber den Lärm.

Ich habe versucht den Unterschied einmal aufzunehmen, jedoch ist das Mikrofon in meinem Handy einfach zu ungenau, um das aufzulösen. In der folgenden Grafik sieht man das Tonspektrum jeweils von vorbeifahrenden Autos mit geöffnetem Fenster, mit Fensterfalzlüfter und ohne. Das sind immer wieder andere Autos gewesen, sodass das natürlich nicht wirklich genau ist. Auch wenn hier viel Verkehr vor der Tür ist, kann man das eher schlecht reproduzierbar machen.

Man kann die zwei Autos bei geöffnetem Fenster deutlich von den beiden mit Fensterfalzlüfter oder dem einen bei geschlossenem Fenster unterscheiden. Man sieht auch gut, wie alle Frequenzen bis 20.000 Hz durch das offene Fenster kommen und das geschlossene Fenster das meiste gut unterdrückt. Leider kann man keinen Unterschied zwischen mit und ohne Fensterfalzlüfter sehen, er ist aber hörbar. Warum man die Teile in Fenstern zu einer viel befahrenen Straße anbringt, ist mir auch ein Rätsel.