Deckel gespart – Becher weiterhin zu dick

Manchmal kaufe ich die vegetarischen »Wiener Würstchen« von Rügelwalder. Die kleine Portion wird in einem Plastikbecher mit Aluplatine verkauft. Sie werben damit, dass sie ohne Plastikdeckel viel Plastik sparen würden. Dabei ist der Becher absurd dick.

Hat man die Würstchen verputzt, sieht der leere Becher so aus:

An sich ist das nicht so besonders. Allerdings steht dann oben drauf, dass sie jährlich 68 t Plastik sparen, weil sie den Deckel weglassen.

Das klingt jetzt erstmal nach richtig viel Zeug. Allerdings muss man das ja immer in Relation sehen. Ich habe dann mal nach Quellen gesucht, wie viel Verpackungsmüll in Deutschland eigentlich entsteht. Laut NABU sind es 5,5 Mt/a Kunststoffabfälle im Jahr 2021, dagegen sind 68 t/a also fünf Größenordnungen weniger. Das ist, wie wenn man bei einem Nettoeinkommen von 2000 EUR/Monat dann 0,20 EUR/Monat spendet. Also ja, das ist schon Geld, aber irgendwie ist es auch ein symbolischer Betrag. Beim Umweltbundesamt werden 18,8 Mt/a an Verpackungsmüll für 2020 angegeben. Da zählt dann wohl auch noch Papier und Pappe mit rein. Aber man bekommt so eine Idee, dass das eher symbolisch ist.

Aber wie soll eine einzelne Firma auch mehr als symbolische Dinge machen können? Klar, Rügenwalder stellt ja auch nicht alle Lebensmittel her. Von daher müsste man sie an der relativen Einsparung messen oder an der Konkurrenz.

Was mir jedoch am meisten aufstößt ist der ziemlich dicke und steife Becher. Ich habe den mal aufgerissen und mit dem Messschieber nachgemessen:

Ich komme auf eine Dicke von 0,9 mm = 900 µm. Was sind denn so Referenzen bei Kunststoff? Bei Transpack Krumbach geben sie folgende Werte:

  • Bis 25 µm ist es eine dünne Folie, die man für Staubschutz oder leichte Güter nehmen kann.
  • Bis 50 µm ist eine mittlere Folie, zum Abdecken oder auch für Güter.
  • Jenseits der 100 µm ist es eine starke Folie, die man für Säcke und Beutel nutzen kann.

Da ist der Becher mit 900 µm wirklich ein dickes Ding!

Ich habe noch anderen Plastikmüll nachgemessen. Bei einer Tiefziehschale von Chocolate Chip Cookies komme ich auf 100 µm, das erscheint angemessen. Eine Shampooflasche hat 400 µm Wandstärke. Und ganz ehrlich, warum muss hier eine Verpackung für ein paar trockene Würstchen doppelt so dick sein wie eine Shampooflasche?

Meiner Meinung nach hätte man da auch mit deutlich weniger Kunststoff auskommen können. Man will aber wohl diesen festen Becher haben, damit man das ganze relativ leicht direkt in den Rucksack als Gepäck mitnehmen kann. Wenn ich aber wirklich auf die Umwelt achten will, dann würde ich die Würstchen wie die anderen aus Fleisch einfach in eine dünne Folie einschweißen und diese bedrucken. Dann kann ich mir die zuhause einfach in eine Mehrweg-Brotdose packen und bequem mitbringen.

Und somit ist das ganze Weglassen vom Deckel dann doch nur Greenwashing. Also ja, es hilft, aber sie könnten noch deutlich mehr machen, wenn sie wollten.