Radverkehrsführung an der Kennedybrücke

Die Kennedybrücke ist die zentrale Rheinbrücke, sie verbindet Bonn-Zentrum mit Beuel-Mitte. Auf beiden Seiten der Brücke ist ein Radweg in beide Richtungen. Das ist ein Symptom dafür, dass die Verkehrsführung an den Brückenköpfen ziemlich mies ist. Zur ersten Orientierung erstmal eine Übersichtskarte von OpenStreetMap.org:

Ich bin früher regelmäßig zwischen Endenich (im Westen) und Holzlar (im Osten) gependelt. Dabei habe ich diverse Routen ausprobiert und bin letztlich bei dieser hier für beide Richtungen geblieben:

Für die Strecke von Endenich nach Holzlar sieht das soweit auch sinnvoll aus. Aber für die Rückrichtung erscheint das erstmal bekloppt. Um das zu verstehen, zeige ich einmal die Verkehrsführung an den Brückenköpfen. Dann kann ich darlegen, warum die anderen Routen alle weniger angenehm sind.

Nord-Westen

Fangen wir im Nord-Westen an, also auf der Seite Bonn-Zentrum. Dort kommt man von der Brücke runter und kann das neue Parkleitsystem bewundern. Wir wollen nach Endenich, also fahren wir dort an der Einmündung geradeaus. Dabei muss man sehr aufpassen, dass man nicht von Rechtsabbiegern mitgenommen wird.

In die Rückrichtung kann man die Bedrohlichkeit der Situation gut erkennen. Rechtsabbieger müssen wirklich einen ordentlichen Schulterblick machen, um die Radfahrer zu sehen. Ich gehe davon aus, dass das große Display zum Parkleitsystem die Situation noch schlimmer macht.

Fährt man weiter Richtung Bertha-von-Suttner-Platz, so sieht man eine wunderschöne Angstweiche. Möchte man geradeaus fahren, so muss man auf dem roten Schwebebalken fahren und auch hier wieder auf unachtsame Rechtsabbieger achten. Links können wir hier nicht abbiegen.

Man muss also geradaus fahren, die Straße überqueren, und dann indirekt links abbiegen. Damit ist die eigentlich naheliegende Route über die Nordseite der Brücke und (indirektes) Linksabbiegen am Bertha-von-Suttner-Platz raus, zwei gefährliche Rechtsabbieger und indirektes Abbiegen nimmt niemand freiwillig in Kauf.

Aber was ist, wenn wir an der Einmündung mit dem Parkleitsystem einfach rechts abbiegen? Wir ersparen uns damit die Gefahr, und müssen auch nicht am Bertha-von-Suttner-Platz links abbiegen. Wir kommen dann weiter auf diesem Radweg, der tatsächlich relativ vernünftig aussieht. Danach biegen wir nochmal rechts ab.

Dort erwartet uns dann diese als Radweg ausgeschilderte Dooring-Zone, das muss man auch nicht unbedingt haben.

Am Ende der Straße wartet dann noch eine weitere Angstweiche auf uns. Das ist aber okay, weil wir ja nochmal nach rechts abbiegen wollen. Dort geht der Radweg weiter …

… bis er dann einfach endet. Und damit der Übergang noch so richtig furchtbar wird, wartet noch ein Poller auf uns. Die gestrichelte Linie fürt die Radfahrer dann auch perfekt in die nächste Dooring-Zone. Den Radweg hätte man nicht weiterführen können, schließlich will man lieber mehr Parkplätze.

Danach müssen wir dann an der Oper vorbei und und sind an der Rheingasse. Die geht aber schon ein Stück nach oben, das ist anstrengend. Diese Extrarunde kostet ziemlich schon Kraft, das macht es für Gelegenheitsradfahrer durchaus unangenehm.

Diese Route kann man tatsächlich auch in Gegenrichtung fahren, dafür gibt es extra einen kleinen Linksabbieger bei der Einmündung, sodass man so wieder auf die Brücke kommt.

Wirklich toll ist das aber nicht.

Süd-Westen

Bleiben wir auf dieser Rheinseite, gehen aber nach Süden auf die andere Seite der B56. Neben der Oper gibt es noch einen Weg, der uns zur Brücke führt. Den kann man in beide Richtungen nutzen, das ist praktisch. Es ist eine freigegebene Einbahnstraße mit Busverkehr. Das ist manchmal eng, aber okay.

Von dort aus kommt man auch super auf die Brücke. Der Radweg ist in beide Richtungen freigegeben.

Wenn man hier von Beuel kommt und sozusagen auf der Gegenseite gefahren ist, darf man sogar noch weiter zum Bertha-von-Suttner-Platz fahren. Ich bin dann aber immer schon links abgebogen, weil ich nach Endenich wollte.

Dieser Quadrant der Brücke ist ganz in Ordnung, auch in beide Richtungen. Diese Stelle fahre ich noch am liebsten.

Nord-Osten

Nun gehen wir auf die andere Rheinseite und nach Norden. Dort kann man ebenfalls akzeptabel auf die Brücke auffahren. Man hat zwar ein Stoppschild, muss aber keine weitere Fahrbahn kreuzen.

Die Auffahrt hat von dieser Richtung aus einen Bordstein, man muss also Ausholen und eine S-Kurve fahren.

Möchte man nicht auf der Professor-Neu-Allee fahren, gibt es noch die Möglichkeit von der Rheinaustraße zu dieser Kreuzung zu kommen. Allerdings nur ein Gehweg, der für Radfahrer freigegeben ist.

Süd-Osten

Ein ziemliches Chaos finden wir auf der südlichen Seite in Beuel. Dort verengt sich der für Radfahrer und Fußgänger vorgesehene Bereich auf Höhe des Brückenforums, damit dort Platz für eine Ladezone ist.

Etwas später wird es auf der Fahrbahn sogar dreispurig, damit zwei Spuren auf der B56 geführt werden können und es einen zusätzlichen Rechtsabbieger gibt. Radfahrer und Fußgänger müssen hingegen kuscheln.

Die Querung des Rechtsabbiegers erfolgt fast im rechten Winkel, das ist für die Sichtbarkeit wirklich ein Vorteil. Unglücklich ist die für einen Beidrichtungsradweg zu geringe Breite.

Da ich ja noch Holzlar möchte, können wir uns nun auf die Aufstellfläche begeben und dort auf die Ampel warten.

Dann muss man aber etwas Geduld mitbringen. Schließlich erbittet man eine Pause auf der B56, von der nur Fußgänger und Radfahrer etwas haben. Derartige Störungen des echten Verkehrs gibt es nur selten.

Mir ist das meist zu lange, daher fahre ich lieber den kleinen Schlenker um das Brückenforum und Musikschule herum, als da an der Ampel zu warten.

Die Gegenrichtung ist auch wieder lustig. Da gibt es dann so einen angedeuteten Linksabbieger. Auf der Verkehrsinsel wurde auch extra ein schmaler Durchgang freigelassen.

Man muss nun den Rechtsabbieger überqueren und sich in den Gegenverkehr quetschen.

Fazit

Generell ist der Radweg auf der Brücke ziemlich knapp ausgelegt. Das kann man an sonnigen Tagen gut sehen, da sind viele Fußgänger und Radfahrer in beide Richtungen unterwegs. Die Joggerin in der schwarzen Kleidung ist schon auf dem Radweg, und mit dem Gegenverkehr war es dann eine knappe Sache.

Die Fahrbahn hingegen scheint satte vier Meter breit zu sein. Vom Augenmaß scheinen zwei Fahrzeuge ohne Abstand in den Fahrstreifen zu passen. Das ist für Innenstadt mit 50 km/h viel zu breit, das ist breiter als Autobahnen. Die Grenze zu verschieben wird aber nicht einfach, weil die Masten der Straßenbahn versetzt werden müssten. Das wird nachträglich wohl kaum zu machen sein.

Es gab einmal Wünsche von Bürgern die Radwege nur noch in eine Richtung freizugeben. Das würde in der Tat auf der Brücke die schmalen Radwege entzerren. Jedoch würde die Situation an den Brückenköpfen nur noch viel schmerzhafter.

Bonn ist ja generell die Stadt, in der man nichts links abbiegen darf. Gerade der Busverkehr hat dort ebenfalls diese Blockumfahrungen. Dass in die Kreuzungen an den Brückenköpfen der Radverkehr nur nachträglich notdürftig eingefügt worden ist, hilft aber keineswegs.