Unzureichende Zeilenhöhe führt zu typografischen Krämpfen

Ein Geschäft macht mich mild wahnsinnig mit deren brutaler Typographie. Ein bisschen Hintergrund dazu.

Buchstaben sind unterschiedlich hoch. Es gibt Groß- und Kleinbuchstaben, aber es gibt auch jene, die nach oben oder unten länger sind als andere. Das habe ich letztlich schon in der Grundschule mit der Schreibschrift gelernt. Dort hat man Hefte mit drei Streifen. Buchstaben wie »V« ragen nach oben, »g« ragt nach unten und »f« macht beides.

Aber der zweiten oder dritten Klasse hat man dann nur noch Hefte mit einem Streifen, das sieht dann so aus:

Schauen wir uns einmal am Computer erstellte Texte an. Ich habe hier ein Beispiel mit vielen Ebenen:

Welche Ebenen haben wir da? Einige, stellt sich heraus:

Wir sehen die drei Streifen aus dem Grundschulheft. Aber das »Ä« ist nochmal höher als alles andere. Es gibt also vier Ebenen! Merken wir uns das einmal.

Textauszeichnung und Grauwerte

Möchte man im Text etwas hervorheben, so kann man das auf verschiedene Arten machen. Dabei gibt es Auszeichnungen, die den Grauwert verändern oder gleichlassen. Wenn ich Text kursiv schreibe, dann ist der genauso hell oder dunkel, wie vorher. Diese Auszeichnung erkennt man erst, wenn man auf die Stelle schaut, man wird aber nicht auf diese Auszeichnung hingeführt. Anders ist es mit Fettdruck, der dunkler als der umliegende Text ist. Hier wird das Auge auch direkt hingeleitet. Eventuell wird das Wort sogar gelesen, bevor man den Absatz anfängt. So ist das gedacht.

Es gibt aber noch ein paar mehr, die man mit guter Software oder eben früher im händischen Bleisatz machen kann. So gibt es noch die Kapitälchen, das sind kleine Großbuchstaben. Dies kann man nutzen, um Namen herauszustellen. So sah das in meiner Bachelorarbeit aus:

Der Grauwert ist hier ähnlich zum Rest, es sticht nicht heraus. Aber trotzdem ist es anders.

Man kann noch unterstreichen und sperren. Gesperrter Text hat höhere Buchstabenabstände als der restliche Text. Ich finde das nicht gerade hübsch, kann man aber machen.

So wie die Schreibmaschine bis heute das Layout unserer Tastaturen prägt, überleben diverse Behelfslösungen bis heute. Auf der Schreibmaschine hat man nur die eine Schriftart und kann weder kursiv, fett noch unterstrichen schreiben, Kapitälchen gibt es auch nicht. Es bleiben nur zwei Dinge: Komplett in Großbuchstaben oder mit ganzen Leerzeichen sperren. Man hat dann Texte, die dann so aussehen:

Dieser Text ist wie auf einer SCHREIBMASCHINE geschrieben, mit so richtig hässlich g e s p e r r t e m Text.

Manche Leute haben noch nicht ganz verstanden, dass ein Computer doch mehr kann als das, was man mit der Schreibmaschine umsetzen konnte.

Schilder im Laden

Jetzt zu dem Schild in dem Laden. Dort nehmen sie nur Großbuchstaben, damit es deutlicher als Auszeichnung ist:

Dann haben wir aber das Problem, dass wir die vierte Ebene brauchen:

Der Laden wollte aber nicht diesen zusätzlichen Platz reservieren. Also haben sie dann einfach die Kleinbuchstaben dafür genommen, damit es wieder in diesen engen Streifen passt:

Kann man machen, ist dann auch sehr individuell. Meins ist es aber sicher nicht.