Zeitumstellung und Zeitzonen

Jetzt am Wochenende war ja wieder Zeitumstellung. Ich finde das total dämlich, und ich will hier einmal ausführen, warum. Denn letztlich stellt man nicht die Zeit um, sondern die Zeitzone.

Schaut man sich mal so astronomisch die Entstehung von Tag und Nacht an, dann ist das ja nichts weiter als die Erde, die um sich selbst rotiert. Wir haben den Tag so definiert, dass sich die Erde dann einmal soweit dreht, dass sie mit der gleichen Seite wieder zur Sonne zeigt. Wären 24 Stunden so definiert, dass die Erde sich exakt einmal um sich selbst dreht, dann stünde im Sommer die Sonne um 12:00 Uhr im Zenit, im Winter dann aber um 00:00 Uhr. Die Erde dreht sich noch um die Sonne, daher nimmt man die Rotation zur Sonne hin als Maßstab.

Durch die Kippung der Drehachse der Erde im Vergleich zur Orbitalebene entstehen die Jahreszeiten. Dadurch ist es im Sommer länger hell als im Winter. Intuitiv kennen wir das alles auch.

Wichtig ist mir gerade, dass in jedem Längengrad die Sonne zu einer anderen Zeit im Zenit steht. Sind wir weiter westlich, erreicht die Sonne später den Höhepunkt. Nun ist das an sich okay, bei Längengrad 0, also Größenordnung Großbritanien, steht die Sonne um 12 Uhr Ortszeit im Zenit. Bei Längengrad +90 sind wir so in Indien, und dort steht die Sonne dann sechs Stunden früher ganz hoch, also 06:00 Uhr britischer Zeit. Im mittleren Westen der USA sind wir bei Längengrad -90 und dort ist die Mittagszeit dann um 18:00 Uhr britischer Zeit. Auch das kennen wir, wenn wir mal mit Leuten auf der anderen Seite der Welt telefoniert hatten.

An sich hätte man das dabei einfach belassen können. Sagen wir, die Leute fangen so grob vier Stunden vor der Mittagszeit an zu arbeiten. Dann ist das in Großbritanien eben 08:00 Uhr. Aber im mittleren Westen wäre das dann halt 14:00 Uhr. An sich wäre es so auch einfacher, wenn man dort anrufen will. Man müsste nichts umrechnen, sondern hätte auf der ganzen Welt die britische Ortszeit, die koordinierte Weltzeit UTC.

Nun muss es aber irgendwie ein Besteben gegeben haben, dass überall auf der Welt der Arbeitsbeginn der Leute 8 Uhr heißt. Oder halt die Mittagszeit 12 Uhr, was auf das gleiche herauskommt. Und somit hat man dann die Zeitzonen eingeführt. Berlin liegt bei Längengrad 13; eine Stunde entsprechen 15°. Von daher muss man Deutschland eine Stunde gegenüber Großbritanien verschieben. Wir rechnen auf die Uhrzeiten also eine Stunde drauf, damit sie passen. Unsere Mittagszeit ist dann 12:00+0100, was in UTC dann 11:00+0000 entspricht. Dieses +0100 bedeutet, dass man 01:00 auf die UTC-Zeit addiert hatte.

Wir haben jetzt zwar überall die Mittagszeit bei 12:00 Uhr, allerdings ist die Uhrzeit jetzt ortsabhängig. Nur im Längengrad 15 ist die Mittagszeit auch wirklich 12:00+0100 Uhr, zu dieser Zeit kann die Sonne nicht auch noch über anderen Längengraden stehen. In Großbritanien ist die Mittagszeit 12:00+0000 Uhr, was aber nicht der gleiche Zeitpunkt wie 12:00+0100 Uhr ist. Die meisten Leute sagen die Zeitzonen aber nicht mit, was dann irgendwie zu Verwirrung führt.

Den Stand der Sonne kann ich nicht verschieben. Aber ich kann die Zeitzone anpassen, sodass die Uhrzeiten etwas anderes bedeuten. Die Idee ist, dass die Leute nicht abhängig vom Sonnenstand ihren Tag gestalten, sondern von der willkürlichen Festlegung, dass die Schule um 08:00 Uhr beginnt. Verändert man die Zeitzone, so verschieben sich alle Termine aller Leute um die gleiche Zeitdifferenz.

Da man im Winter und Sommer einfach unterschiedlich viele Sonnenstunden zur Verfügung hat, aber am Schulbeginn um 8 Uhr festhalten will, muss man mit der Zeitzone so lange basteln, bis der Schulweg möglichst das ganze Jahr über hell ist, aber abends auch noch Zeit für Freizeit bei Tageslicht bleibt. Mit der Zeitumstellung, also eigentlich der Zeitzonenumstellung hat man dann also die Möglichkeit alle Termine entsprechend zu verschieben. Der Zenit der Sonne wird aber nicht verschoben.

Nun wird es aber noch komplizierter. Weil es ja die Zeitzonen gibt, muss irgendwo der Übergang stattfinden. Astronomisch wäre es eigentlich konsequent, wenn man die Zeitzonen kontinuierlich gestalten würde. Wenn ich einen Meter nach Osten gehe, dann sollte ich auch meine Zeitzone verändern. Das Ziel ist es ja, dass 12:00 Uhr exakt Mittag ist. Nun ist Berlin aber bei 13°, Bonn bei 7°. Somit bin ich ungefähr eine halbe Stunde daneben, was die Mittagszeit angeht. Eigentlich müsste ich dann in Zeitzone +0030 sein. Das bedeutet dann aber auch, dass die die Zeiten gegenüber Berlin umrechnen muss. Das wollte man vermeiden, also ist ganz Deutschland in der Zone +0100.

Schaut man sich aber mal die Karte der EU an, wird es bescheuert. So ist der westlichste Teil von Spanien bei Längengrad -9, müsste also in Zeitzone -0100 liegen. Polen liegt bei Längengrad 30 und müsste daher schon bei +0200 liegen. Die spannt so 40° auf der Weltkarte, und bei einer Erdrotation von 15° pro Stunde bedeutet das dann drei Zeitzonen, die man hier eigentlich haben müsste. Portugal und Griechenland haben ihre eigenen Zeitzonen. Der Rest ist aber alles in der gleichen Zeitzone von +0100. Das ist für Madrid bei -4° noch ganz okay, das ist ein bisschen über eine Stunde falsch. Für Polen ist es auch okay, das ist auch eine Stunde falsch. Für den Westen von Spanien und den Osten von Polen ist es dann aber schon echt nicht so passend.

Durch die Sommerzeit wird die EU dann von +0100 nach +0200 gebracht. Damit passt es dann für Polen besser, für Spanien schlechter. Das ist aber nicht so schlimm, schließlich gibt es im Sommer mehr Sonne.

Das ist eh ziemlich lustig. Ich habe mich früher immer gefragt, was eigentlich mit den Spaniern verkehrt ist, dass die um 14 Uhr zu Mittag essen und erst um 20 oder 21 Uhr zu Abend. Das machen wir in Deutschland ja nicht so. Da allerdings da zwei Zeitzonen daneben liegen, ist es dann plötzlich 12 Uhr und 18 Uhr, alles wieder ganz normal.

Als ich das verstanden habe, ist mir aufgefallen, wie absurd eigentlich die Zeitzonen sind. In Spanien beginnt die Schule wohl ab 9 Uhr. Die haben halt erkannt, dass es nicht sinnvoll ist, die Schule um 08:00+0100 anfangen zu lassen, wenn deren Zeitzone eigentlich +0000 oder gar -0100 sein sollte. Dann sind 09:00+0100 nämlich einfach 08:00+0000 und der Schulbeginn ist relativ zum Sonnenstand dort genauso wie hier. Weil Spanien aber in der gleichen Zeitzone ist wie Deutschland, mussten die Leute dort die Uhrzeiten neu festlegen, damit sie zum Sonnenstand passen.

Wir haben also ein System, in dem wir einerseits durch die Zeitzonen versuchen überall Mittag ungefähr bei 12 Uhr zu halten. Andererseits haben wir zur Vermeidung von Zeitzonenumrechnung nur eine Zonezone für den Großteil der EU. Die EU umspannt aber einfach so viele Längengrade, dass sie eigentlich drei Zeitzonen enthalten sollte.

Mit der Zeitumstellung machen wir also etwas, was sonst niemand jemand so formulieren würde: Ich stehe im Sommer freiwillig eine Stunde früher auf, fange eine Stunde früher zu arbeiten, damit ich dann eine Stunde früher Feierabend machen kann und dann noch eine Stunde länger das Tageslicht genießen kann. Durch die Zeitumstellung passiert aber genau das. Meine Aufstehzeit von 06:00+0100 wird auf 06:00+0200 verlegt, was dann eben 05:00+0100 entspricht.

Diese Zeitumstellung wird nicht abgeschafft, weil diese zwanghafte Festhalten an einer Zeitzone innerhalb der EU dann noch schlechter funktionieren würde, als es das aktuell schon tut. Dabei verstehe ich das Problem nicht. Wir gehen einfach auf irgendeine Zeitzone, am besten sogar UTC. Und dann lässt man eben die Schule anfangen, wenn das vom Sonnenstand her sinnvoll ist. In Deutschland wäre das dann halt 07:00+0000, in Spanien dann 08:00+0000 und in Polen vielleicht 06:00+0000. Wir hätten eine Zeitzone, die UTC, man kann Uhrzeiten einfach vergleichen ohne Umrechnen. Aber wir würden mal damit reinen Tisch machen, dass schon jetzt nicht überall in der EU alle Leute gleichzeitig ihren Schultag beginnen. Und Mittag wäre dann halt irgendwann, wann halt Mittag ist. Ich verstehe nicht, warum das so um 12 Uhr sein muss, wenn ich schon eine halbe Stunde zu Berlin verschoben bin und im Sommer sogar 1,5 Stunden.

Ich würde mich echt freuen, wenn der Schwachsinn aufhört. Aber anscheinend ist es ja in den EU Ländern kein Thema mehr, und so wird uns das wohl noch lange begleiten. Warum eine bescheuerte Debatte über E-Fuels für Verbrennungsmotoren wichtiger ist als einfach mal diese Zeitumstellung abzuschaffen, verstehe ich echt nicht.