Zeichnungen mit Triage besser sortieren und verwalten

Schon länger überlege ich, wie ich meine Zeichnungen am sinnvollsten archivieren kann. So richtig zufrieden bin ich aber noch nicht.

Gerne bewahre ich die Dinge auf, die ich gezeichnet habe. Da ich alle meinen Papierkram einscanne, mache ich das auch mit den Zeichnungen. Und ich hebe die Originale dann unsortiert in einer Archivbox auf, die Dateien organisiere ich allerdings ziemlich stringent auf dem Computer. Falls ich doch noch einmal das Original brauche, habe ich das noch verfügbar. Das hat mir zum Beispiel erlaubt meine Zeichnungen mit besseren Scanner-Einstellungen erneut zu scannen. Somit will ich weiterhin die Originale aufheben.

Das hier ist also mein Arbeitsablauf:

Ich scanne die Bilder in Farbe und 600 DPI Auflösung. Das speichere ich verlustfrei komprimiert als PNG. Daraus leite ich dann ein JPEG ab, bei dem ich per Histogram die Kontraste ein bisschen anpasse, Schmierflecken retuschiere und das zu Graustufen konvertiere. Somit habe ich, in Analogie zur RAW-Fotografie, dann »entwickelte« Zeichnungen.

Und so habe ich auf dem Laptop einen Ordner mit inzwischen 300 Zeichnungen. Das sieht ganz nett aus, da ist alles mögliche drin. Hier ein Ausschnitt aus diesem Ordner, man erkennt verschiedene Übungen aus Büchern, assoziativen Quatsch. Die letzten drei Bilder waren mehr Arbeit und die finde ich ziemlich cool.

Meist kritzele ich nur Dinge in mein Skizzenbuch. Manchmal wird daraus dann eine ordentliche Studie, ich probiere etwas aus. An manchen Tagen geht es weniger um das Ergebnis und mehr darum einfach etwas gezeichnet zu haben. Selten gebe ich mir sehr viel Mühe und male über Tage hinweg an einem Bild auf das ich am Ende dann stolz bin.

Das Verhältnis dieser Dinge ist aber so, dass ich deutlich mehr Skizzen als wirkliche Zeichnungen habe. So habe ich auch viele Dinge, die nur so aussehen:

Ist ja ganz nett, vielleicht schaue ich die für Inspiration auch nochmal an, aber ehrlich gesagt sind die entbehrlich. Das Problem ist jetzt einfach deren Anzahl. Die guten Bilder gehen darin unter.

Um mich besser in meinen Bildern zurechtzufinden hatte ich diese Online-Galerie gebaut. Dort kann ich filtern. Jedoch ist das ganze ziemlich aufwändig zu verwalten. Ich muss die Metadaten in eine Tabelle eintragen und dann das Python-Skript laufen lassen. Als dritten Schritt kann ich das dann im Webbrowser anschauen. Wenn ich ein Detail ändern möchte, muss ich wieder an die Tabelle.

Mit diesem selbstgebauten Werkzeug konnte ich dann nach Papierart filtern, aber so richtig übersichtlich fand ich es am Ende dann doch nicht. Zudem die Bilder alle in einem Ordner im Dateisystem liegen und die Metadaten getrennt waren. Die ganzen durchwachsenen Bilder belegen noch immer den meisten visuellen Platz.

Drei Kategorien

In dem Zeichen-Buch Figure Drawing for Dummies1, was ich aktuell nutze, beschreibt Herr Okabayashi im letzten Kapitel Tipps zum Organisieren, Archivieren und Präsentieren von Zeichnungen. Wenn einem jede zwanzigste Zeichnung gefällt, dann sei das eine gute Quote. Würde man die alle aufheben, bräuchte man sehr viel Platz.

Er schlägt daher vor sie in drei Kategorien zu unterteilen:

  1. Drawings you’re proud of and that you want to either frame or post on your Web site (I discuss both options later in this chapter)
  2. Drawings you feel show promise or demonstrate progress but lack the “finished” quality they need for presentation
  3. Drawings that range in quality (these include the ones you did on your “off-drawing-days” and your “have-so-many-of-the-same-poses” drawings)

Übersetzt ist das also:

  1. Zeichnungen, auf die Sie stolz sind und die Sie entweder einrahmen oder auf Ihrer Website veröffentlichen möchten
  2. Zeichnungen, von denen Sie glauben, dass sie vielversprechend sind oder Fortschritte zeigen, denen aber die »fertige« Qualität fehlt, die sie für die Präsentation benötigen
  3. Zeichnungen unterschiedlicher Qualität (dazu gehören die Zeichnungen, die Sie an Ihren »zeichnungsfreien Tagen« angefertigt haben, und die »die Pose habe ich schon so oft«-Zeichnungen)

Nachdem man die Zeichnungen in diese drei Kategorien eingeteilt hat, soll man möglichst viele aus der dritten Kategorie entsorgen.

Auch wenn es schwerfallen mag eigene Kunstwerke zu entsorgen, soll es mit der Zeit immer einfacher sein, schreibt er. Und das kann ich bestätigen. Ich habe im Kopf vielleicht Platz für meine besten 100 Zeichnungen und dadurch werden anfängliche Kritzeleien dann irgendwann »zu viel« und ich kann mich von ihnen trennen.

Er empfiehlt im Zweifelsfall alle Zeichnungen zu scannen. So kann man sie noch anschauen, ohne dass sie physisch Platz verbrauchen. Und genau das mache ich ja schon. Aktuell kommt noch alles in die Kiste. Allerdings überlege ich schon, die gar nicht erst voll werden zu lassen.

Organisation wie Fotos

Ich hatte meine Zeichnungen bisher komplett getrennt von meinen Fotos wahrgenommen. Auf die Idee, dass ich die Zeichnungen wie Fotos verwalten könnte, bin ich erst spät gekommen.

Und so habe ich dann mein Foto-Verwaltungsprogramm Digikam doch dafür genommen. Dort kann ich Sterne-Bewertungen machen und so die ganzen weniger tollen Bilder entsprechend verstecken. Ich kann dann in der Filteransicht einfach den Filter auf "zwei oder mehr Sterne" stellen und erhalte somit die mittleren und guten Bilder:

Die Dateien habe ich jetzt auch in Ordner sortiert. Dabei habe ich die Ordner ganz assoziativ gewählt, wie sie mir beim Betrachten der Sammlung in den Sinn kamen. Ich habe jetzt je einen Ordner pro Lehrbuch, aber auch Ordner für Themen oder Projekte. So habe ich dann die Bilder besser gruppiert und es gefällt mir deutlich besser.

In meinem Order für »assoziativen Quatsch« (ist noch ein Arbeitstitel) kommen so die Dinge rein, die ich einfach so drauf los gemalt habe. Manchmal kommt da wirklich was cooles bei herum, manchmal eben nicht.

Und jetzt in Digikam kann ich einfach schnell die Bewertungen ändern oder die Bilder in einen anderen Ordner verschieben.

Deutlich reduzierte Online-Galerie

In meiner ganz alten Online-Galerie waren einfach alle meiner Bilder drin. Das war dann ganz nett, aber nun mit 300 Bildern ist es einfach nur noch zu viel. Die neue Online-Galerie kann man zwar filtern, allerdings ist da noch sehr viel Zeug drin.

Gemäß dem Ratschlag von Herrn Okabayashi veröffentliche ich nur noch jene Bilder, auf die ich auch ein bisschen stolz bin. Somit ist es dann deutlich reduziert, jedoch sind dort dann die schönen Bilder zu finden. Das ganze habe ich wieder als Nikola-Galerie gemacht, weil das in der Blog-Software schon enthalten ist.

Präsentationsmappe und Eckspanner

Und dann habe ich mich noch von viel Papier getrennt. Ich bin meine Kiste mit Zeichnungen durchgegangen und habe nur noch jene behalten, die mir Freude bereiten. Ich habe auch noch eine Mappe voller Klarsichtfolien gefunden. In die habe ich meine Zeichnungen gepackt, auf die ich im Moment stolz bin:

Und der Rest, von dem ich mich nicht trennen wollte aber auch nicht in die Mappe packen wollte, passte dann in einen Eckspanner:

Die ganzen groben Übungsskizzen zu entsorgen fühlte sich befreiend an, so kommt der Rest besser zur Geltung. Und mit der Zeit werde ich mich wahrscheinlich von diversen älteren Dingen auch noch trennen können. Es ist jedenfalls ziemlich übersichtlich jetzt.


  1. Okabayashi, K. Figure Drawing for Dummies. (Wiley, 2009).