Wo ist der Gewinn der Autobahn?
Neulich laß ich darüber, dass die Bahn so unprofitabel sei. Moment mal, wo ist eigentlich der Gewinn der Autobahn?
Immer wieder lese ich davon, dass die Deutsche Bahn so viele Verluste machen würde. Und dass man so viel Geld in die Instandhaltung stecken müsste. Es kommen dann Forderungen auf, dass die Bahn »unprofitable Verbindungen« schließen müsste. Das klingt ja erstmal sinnvoll, man will ja kein Geld verschwenden.
Das ergibt aber nur solange Sinn, bis man etwas weiter denkt. Was bedeutet es denn, wenn die Bahn Verlust macht? Die Bahn bekommt Geld mit den Tickets rein. Und da fängt die Komplexität schon an. Wenn ich mit der S-Bahn fahre, kann ich das Ticket über die DB buchen, aber auch über die Stadtwerke Bonn. Oder den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS). Die SWB betreibt aber auch die Busse in Bonn. Wie genau wird das alles verrechnet, stimmt das alles so genau oder wird das geschätzt? Zumal ich ja auch ein Deutschlandticket haben kann und dann überhaupt nicht mehr klar ist, mit welchen Verkehrsmitteln ich am Ende gefahren bin. Nur die Passiere zählen und das Geld umlegen hilft nicht, eventuell ist die Einzelfahrscheinquote im Bus höher als in der Bahn.
Man muss aber noch weiter raus. Hinter der Formulierung »unprofitabel« steckt ja schon die Annahme drin, dass die Deutsche Bahn überhaupt Profit machen muss. Und das ist für mich ein Fehler. Das ganze setzt voraus, dass man eine Gesamtbilanz ziehen kann, die nur aus den Kosten für die Bahn und den Fahrscheinerlösen besteht. Das sind die konkreten Zahlen, ja. Aber sie erfassen nicht alles, worum es geht.
Nehmen wir mal die ganzen Straßen, die wir so haben. Insbesondere die Autobahnen, weil die ja explizit dem PKW- und LKW-Verkehr vorbehalten sind und den Rad- und Fußverkehr ausschließen. Die werden von Steuergeldern finanziert. Da kommt dann zwar etwas durch LKW-Maut, Mineralöl-, KFZ- und Versicherungssteuer wieder rein. Aber bei weitem nicht genug um das alles zu finanzieren. Der Bund kippt Unmengen Geld in das Autobahnsystem rein, damit es läuft.
Wie schaut es denn da aus? Werden unprofitable Autobahnabschnitte dann auch nicht mehr instandgehalten? Wenn nicht genug Leute die Bezahltoiletten auf den Rastplätzen nutzen, kommt der Rastplatz und die ganze Autobahn weg?
Das kommt den meisten Leute ziemlich absurd vor, schließlich sind die Autobahnen ja die »Lebensadern«. Arbeitnehmer brauchen die Straßen, um zur Arbeit zu kommen. Waren müssen per LKW transportiert werden. Der Schaden für die Volkswirtschaft wäre enorm, wenn der Kraftverkehr nicht rollt. Daher ist es nur sinnvoll, dass der Bund da viel Steuergeld investiert, damit die Wirtschaft wachsen kann.
Aha, und bei der Bahn ist das anders? Arbeitnehmer fahren mit der Bahn zu Arbeit, also wenn sie kommt. Und es eine Bahn gibt. Aber falls ja, dann machen Leute das. Und die Bahn transportiert auch Güter. Aber die Bahn soll sich selbst tragen, die Autobahn aber nicht.
Wir können das ja mal gerne machen, dann muss die Autobahn komplett kostendeckend betrieben werden. Da wird dann bestimmt Maut erhoben. Und jedes Jahr wird die Maut erhöht, analog zu den Fahrkarten im ÖPNV. Wird ein Autobahnabschnitt nicht hinreichend viel befahren, muss der Pächter das Land wieder an den Bund zurückgeben. Für externalisierte Kosten muss der Betreiber auch haften, also Lärm, Schadstoffe, Flächenversiegelung und so weiter.
Es zeigt mir immer wieder, dass wir noch immer »Auto first, ÖPNV second« haben, um es im Stil der Oppositionspartei in der Regierung zu sagen.