Verschiedene Skizzenpapiere ausprobiert

Mit der Zeit habe ich auf verschiedenen Papieren gezeichnet und ein Gefühl für die Unterschiede und auch Präferenzen entwickelt. Und so habe ich etwas systematischer Papiere angeschaut und noch mehr bestellt.

Anfangs habe ich einfach auf Kopierpapier gezeichnet. Dann habe ich einen alten Recycling-Malblock gefunden und noch Rosé-Papier. Ein Skizzenbuch ist auch noch aufgetaucht. Erst danach habe ich mir das erste Papier selbst gekauft. Im lokalen Bastel- und Malbedarf hat mich das Canson One sehr angesprochen, weil es so eine mittlere Rauigkeit hat, die mir gefiel. Das Kopierpapier war mir zu glatt, das alte Skizzenbuch zu rau. Damals hatte ich auch noch das Hahnemühle Deko, das fand ich aber zu rau, zu dick und zu teuer.

Zuletzt hatte ich auf Canson One gezeichnet. Da hat mich dann aber mit der Zeit gestört, dass das im Ringbuch ist. Das ist für das Geodreieck nicht so toll. Und auch ist es etwas kleiner als A4. Das ist für meine Klarsicht-Mappe etwas ungeschickt. Und dann habe ich noch ein gebundenes Skizzenbuch mit Hahnemühle Nostalgie geschenkt bekommen. Somit hatte ich wieder ein Buch mit neuem Papier. Das war mir schnell zu glatt. Und somit bin ich dann endgültig in den Strudel von Zeichenpapier gefallen.

Dieser Artikel ist ein bisschen die Fortsetzung zur vorherigen Papieranalyse, allerdings mit deutlich mehr Papieren. Ich habe nämlich dann noch bei den Marken geschaut, was es so gibt, und einfach mal eine Auswahl bestellt.

Die großen Marken, die ich so gefunden habe, sind Canson (FR, seit 1557), Hahnemühle (DE, seit 1584), Daler-Rowney (UK, seit 1783). Alle haben ein großes Spektrum an Papieren für ganz unterschiedliche Anwendungen. Da gibt es saugfähiges Papier für Wasserfarben, wieder andere Kartons für Öl- und Acrylfarben, rauen Karton für Kreide, etwas für Marker, wieder etwas für Kalligraphie und zuletzt noch verschiedenes Papier für Skizzen und für Bleistiftzeichnungen. Damit kann man es etwas eingrenzen, es bleiben aber immer noch viele Produkte übrig.

Ich habe mich bei den Herstellern dann auf Canson und Hahnemühle beschränkt. Vor allem, weil ich von den beiden schon jeweils ein Papier zuhause hatte. Und dann habe ich mir die beiden Webseiten der Hersteller einmal angeschaut und versucht zu verstehen, was dort so passiert.

Generell finde ich diese Marketing-Texte ziemlich wenig hilfreich. Selbstverständlich sind alle Papiere ganz toll und vielseitig einsetzbar. Man muss da ganz genau lesen um irgendwie noch einen Unterschied zu finden. Bei Canson fühlte ich mich im Sortiment etwas wohler, die Beschreibungen leicht hilfreicher.

In der folgenden Tabelle sind die Papiere, die ich bei Canson interessant finde. Ich habe die Grammatur (das Flächengewicht) und die Oberfläche reingetan, sowie auch die Packungsform die ich kaufen würde. Man kann deren Papier als Bücher, Ringbücher, Ringblöcke, Leimblöcke oder Bögen kaufen. Ich habe da den Leimblock (oder Ringblock bei XL) genommen, dazu den Amazon-Preis. Die Benennung der Papiere ergibt für mich letztlich keinen Sinn, dazu gleich mehr.

Hersteller Papier Grammatur / g/m² Blatt Preis / EUR Preis/Blatt / EUR Oberfläche Beschreibung
Canson XL® Skizze 90 120 10,02 0,08 »fein« »speziell für Kunststudierende«, »perfekt für schnelle Skizzen mit Bleistift, Kohle, Rötel und Pastellkreide«
Canson 1557® 120 120 50 6,67 0,13 »leicht gekörnt« »Körnung ist weder zu sanft noch zu rau«, »dezente Oberfläche zum Skizzieren, Zeichnen und für andere Trockentechniken«, »ideal für präzise, technische Zeichnungen mit Graphit und Farbstiften«
Canson Graduate Sketching 96 40 6,80 0,17 »leicht gekörnt« »leicht strukturiertes Papier«, »perfekt für schnelle Bleistiftskizzen«
Canson One Art Book 100 80 14,90 0,19 »leicht gekörnt« »preisattraktive[r] […] täglicher Begleiter«
Canson 1557® 180 120 30 6,48 0,22 »leicht gekörnt«
Canson "C" à grain® 125 125 30 7,49 0,25 »fein« »leicht gekörnte Oberfläche des Papiers«
Canson XL® Zeichnen 160 50 12,99 0,26 »leicht gekörnt« »Seine leichte Körnung ist ideal für scharfe und präzise Linien.«
Canson Graduate Dessin 160 30 8,18 0,27 »leicht gekörnt« »widerstandsfähiges und leicht gekörntes weißes Zeichenpapier«
Canson "C" à grain® 224 224 30 9,90 0,33 »fein«
Canson "C" à grain® 250 250 30 9,90 0,33 »fein«
Canson "C" à grain® 180 180 30 12,68 0,42 »fein«

Wir haben also dieses »C à grain«, das etwas gröber. Der Hersteller unterscheidet zwischen »leicht gekörnt« und dem etwas gröberen »fein gekörnt«. Das hatte ich so halb aus dem Text verstanden. Jetzt, wo ich die in der Hand hatte, ist die Abstufung klar zu spüren.

Es scheint als wäre das »C à grain« und das »1557« so das Papier um schöne Zeichnungen zu machen. Dabei ist ein Unterschied noch, dass das »1557« reinweiß ist, das »C à grain« eher eierschalen. Preislich ist das »C à grain« doppelt so teuer wie das »1557«.

Dann haben sie noch das »XL® Skizze« für Kunststudierende:

XL® Skizze ist ein Papier, das speziell für Kunststudierende entwickelt wurde, die große Mengen Papier verwenden und viele Skizzen anfertigen.

Aber auch noch das »Graduate Sketching«, das für Skizzen gedacht ist. Das »Graduate« klingt irgendwie auch nach Kunststudium, wird aber in der Beschreibung nicht explizit erwähnt.

Bei Hahnemühle gibt es auch noch diverse Papiere, die für mich Frage kommen würden:

Hersteller Papier Grammatur / g/m² Blatt Preis / EUR Preis/Blatt / EUR Oberfläche Beschreibung
Hahnemühle Creativ 100 100 11,65 0,12 »fein« »Die matte fein strukturierte Oberfläche erlaubt besonders gleichmäßigen Farbauftrag.«
Hahnemühle Skizze 120 120 50 7,88 0,16 »gleichmäßige unaufdringliche Struktur«
Hahnemühle Skizze 190 190 50 10,13 0,20 »gleichmäßige unaufdringliche Struktur«
Hahnemühle Nostalgie 190 50 13,17 0,26 »feinkörnig/glatt« »schöne, feine Körnung, die dir einen guten Farbabrieb ermöglicht für einen klaren und farbintensiven Strich«
Hahnemühle Tradition 100 50 18,06 0,36 »feinkörnig« »feine griffige Struktur«
Hahnemühle Dessin 150 25 10,23 0,41 »glatt« »Das Papier wirkt sehr glatt, hat aber eine feine Körnung, die exzellenten Farbabrieb garantiert.«

Das »Nostalgie« habe ich geschenkt bekommen, das habe ich also. Aber irgendwie hat mich der Hersteller nicht so angesprochen, sodass ich die anderen Papiere nicht weiter verfolgt habe. Zudem gehe ich auch davon aus, dass es innerhalb des Sortiments eines Herstellers wahrscheinlich alles gibt, was ich haben möchte und die Spannweite innerhalb eines Herstellers größer ist als die Unterschiede zwischen den Herstellern.

Papier auspacken

Ich habe die Papiere online bestellt, weil ich bisher keinen Kunstladen mit derart vielen Papiersorten in der Nähe gefunden hatte. Und dann hatte ich vier neue Blöcke sowie die beiden Skizzenbücher.

Amazon hat die einfach nur so in den Karton geworfen. Und somit hatten die dann einige kleine Macken. Die tun dem Papier jetzt nicht weg, aber so richtig toll fühlt sich das nicht an. Der eine Block ist etwas angemackt:

Und beim hellweißen »1557« ist ein Schmierfleck auf der ersten Seite:

Die obere Ecke ist an zwei Blöcken schon etwas abgenutzt:

Nur der »Graduate Sketching« wurde von einem anderen Unternehmer verschickt. Der war in Plastikfolie eingeschweißt und kam tadellos hier an.

Papierfarbe

Dann habe ich von jedem Papier eines genommen und einen Stapel gebildet. So kann man gut sehen, welche Farben die so haben. Hier einmal bei Tageslicht an einem bewölkten Tag:

Hier ist schön zu sehen, dass das Kopierpapier und das »1557« hellweiß sind, die anderen eierschalen, häufig auch »naturweiß« genannt. Beim Einscannen ist mir das herzlich egal, weil ich eh in Graustufen konvertiere und den Kontrast so justiere, dass das Papier am Ende weiß ist. Für Zeichnungen, die ich verschenke oder in Rahmen packe, macht es aber einen Unterschied.

Je nach Beleuchtung sind die Unterschiede stärker oder schwächer. Mit dem warmen Licht der LED-Schreibtischlampe sieht man eigentlich keinen Unterschied mehr.

Mit dem kalten Licht irgendwie anders:

Die Schreibtischlampe ist aber auch etwas merkwürdig, dazu schreibe ich auch nochmal was.

Oberfläche im Profil

Dann habe ich drei Kategorien gebildet und jeweils im Profil fotografiert. Einmal die gröbsten Papiere, das »C à grain« und das »XL Sketch«:

Dann die drei mittleren, »1557«, »One« und »Graduate Sketching«:

Und die beiden glatten Papiere, »Nostalgie« und das Kopierpapier:

Wenn man genau hinschaut kann man den Unterschied schon ein bisschen ahnen.

Test der Oberflächen mit Schraffur

Dann habe ich auf jedem Papier ein Rechteck schraffiert, einmal mir horizontalen und einmal mit vertikalen Strichen. Bei manchen habe ich noch eine Kugel gezeichnet.

Das mit jedem Papier gibt mir Vergleichsmöglichkeiten.

Und hier nur einmal die fünf Papiere von Canson:

Aus jedem dieser mit 600 DPI eingescannten Bilder habe ich dann ein 600×600 Pixel großen Ausschnitt genommen. Diese sind hier in dieser Zusammenstellung sichtbar:

Dabei habe ich die Farben und Kontraste nicht verändert. Man kann beim »Parchment Rosé« von Rössler die Farbe gut erkennen. Bei einigen Papieren kann man auch gut die Körnung erkennen, bei manchen auch noch eine große Wellenstruktur.

Ich gehe die einzelnen Papiere einmal in der Reihenfolge durch, wie ich mit ihnen Erfahrung gesammelt habe.

Kopierpapier

Das Kopierpapier ist so glatt, dass vom Bleistift nur wenig abgetragen wird. Dadurch ist das alles sehr blass. Man kann schraffieren ohne dass eine grobe Struktur entsteht. Allerdings nimmt das Papier schnell nichts mehr auf. Bei der rechten Kugel habe ich verwischt, das geht etwas zu gut. Dadurch verwischt schnell alles. Die Pigmente werden vom Papier nicht so ganz gebunden.

Davon ab ist es mit 80 g/m² auch etwas dünn und scheint durch. Auch nicht so optimal.

Rössler Parchment Rosé

Dann hatte ich ein deutlich raueres Papier. Das ist mit 100 g/m² etwas schwerer, scheint aber trotzdem durch. Hier habe ich beim Schraffieren eine deutliche Körnung. Das gefällt mir nicht so gut.

Dafür war das Papier für Kohlestifte, die deutlich mehr Abrieb brauchen, ziemlich gut. Aber für Bleistifte ist es mir zu rau.

Canson One

Dann habe ich mir das erste Papier selbst gekauft, das Canson One. Das hat eine sehr angenehme Oberfläche. Rau genug um Abrieb zu haben, aber fein genug um keine heftige Struktur zu sehen.

Bisher mein Lieblingspapier. Mit 100 g/m² auch etwas dicker als Kopierpapier. Aber eben auch nicht so richtig und teuer, als dass ich mich nicht trauen würde damit zu üben.

Hahnemühle Nostalgie

Dann kam das Hahnemühle Nostalgie mit 190 g/m². Das fühlt sich sehr edel und wertig an. Aber es konnte mich nicht so recht überzeugen, weil es zu glatt ist. Ich habe etwas zu wenig Abrieb, nach zwei Schichten ist dann leider schon Schluss.

Aber dann hat es noch so eine Wellenstruktur, die beim Schraffieren rauskommt. Damit habe ich irgendwie zwei Nachteile: Zu feine Mikrostruktur um guten Abrieb zu haben aber dann auch noch eine sichtbare Makrostruktur.

Canson 1557

Das 1557 von Canson ist mit eher feiner, das gefällt mir. Es hat mit 120 g/m² auch eine gute Dicke, mit 0,13 EUR/Blatt auch eher günstig. Die reinweiße Farbe hat etwas.

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich auf diesem Papier Zeichnungen mache, die gut werden sollen. Die eine Zeichnung, die ich damit angefertigt habe, gefällt mir jedenfalls ziemlich gut darauf.

Canson C à grain

Das C à grain ist mit 125 g/m² ähnlich dick, allerdings spürbar rauer. Das ist vielleicht für Kohlestifte nochmal besser, mit denen zeichne ich aktuell aber nicht. Mit 0,25 EUR/Blatt ist es doppelt so teuer. So richtig den Mehrwert spüre ich nicht.

Vielleicht kann ich hiermit mehr Schichten machen, das muss ich noch herausfinden. Aber es fühlt sich etwas zu grob an für meinen Geschmack.

Canson Graduate Sketching

Mit 96 g/m² ist das Papier wieder eher dünneres Skizzenpapier. Mit 0,17 EUR/Blatt liegt es preislich zwischen den beiden vorherigen. Es ist, wie das 1557, fein gekörnt und daher eher glatt. Zwischen diesen beiden Papieren finde ich es noch schwer einen echten Unterschied jenseits der Dicke zu spüren.

Mir ist nicht so ganz klar, warum dieses Papier teurer ist als das 1557. Da sich beide ungefähr gleich anfühlen, würde ich wohl eher das 1557 nehmen als das hier, weil das andere günstiger ist.

Canson XL Skizze

Das XL Sketch ist mit 0,08 EUR/Blatt das günstigste von allen. Mit 90 g/m² auch das dünnste. Es ist, ähnlich wie das »C à grain« eher rau. Mir ist das vielleicht ein klein bisschen zu rau.

Dieses Papier habe ich in letzter Zeit viel zum Üben genutzt. Ich finde für Skizzen das etwas rauere Papier tatsächlich ziemlich cool, weil ich damit gefühlt etwas schneller zeichnen kann. Der erhöhte Abrieb macht das Schattieren schneller und einfacher zu dosieren. Dass die Skizze am Ende diese Körnung aufweist ist mir beim Üben nicht weiter wichtig.

Zusammenfassung

In der folgenden Tabelle habe ich die Bilder nochmal in groß und alphabetisch sortiert zusammengestellt:

Papier Horizontal Vertikal
Canson C à grain
Canson 1557
Canson Graduate Sketching
Canson One
Canson XL Sketch
Hahnemühle Nostalgie
Kopierpapier
Malblock recycling
Pinkes Skizzenbuch
Rösler Parchment Rosé

Fazit

Die Papiere haben alle so viele verschiedene Eigenschaften, dass man sie nur schwer quantitativ vergleichen kann. Der Preis ist durchaus ein Punkt, die Rauigkeit auch. Aber welche Rauigkeit gut ist, muss ich noch ein bisschen herausfinden.

Bei Canson habe ich jetzt jedenfalls vier Papiere die ganz interessant sind. Und schon nach einigen Wochen Erfahrungen habe ich da gewisse Präferenzen herausgefunden.

So gefällt mir das XL Skizze zum Üben richtig gut. Ich kann darauf schnell zeichnen, die Körnung sorgt für ordentlich Abrieb und ich kann zügig die Schattierungen dosieren. Mit einer Grammatur von 90 g/m² ist es nicht unnötig viel Material, fühlt sich aber noch ordentlich an. Im Ringblock kann ich den Deckel komplett umschlagen und auch viele Skizzen anfertigen und umschlagen.

Für Zeichnungen, bei denen ich mir mehr Mühe gebe, ist das 1557 mein Favorit. Dort habe ich eine feinere Oberfläche, bei der ich beim Schattieren etwas länger brauche. Aber so kann ich dann sanfter die Verläufe erzeugen, die ich möchte. Es ist noch rau genug um viele Schichten aufzunehmen (im Gegensatz zu Hahnemühle Nostalgie). Durch seine reinweiße Farbe hat es noch mehr Kontrast als alle anderen Papiere.

Das C à grain hat mich nicht so angesprochen, das ist mir zu grob für Zeichnungen. Es als Skizzenpapier zu nehmen wäre Verschwendung, von daher bleibt es im Schrank, bis ich eine Verwendung dafür finde. Vielleicht irgendwann mit Kohlestiften.

Das Graduate Sketching ist etwas dicker und auch feiner als das XL Skizze. Die Kombination macht es eher Zeichen- als Skizzenpapier für mich. Zumal es auch eher teurer ist, sehe ich nicht den Mehrwert für mich.

Somit habe ich jetzt XL Skizze und 1557 als Favoriten für zwei verschiedene Anwendungen gefunden.