Vendor Lock-In bei EPOS Headset
Für Videokonferenzen habe ich ein Headset bekommen, und zwar ein EPOS IMPACT SC 75 USB. Sennheiser hat seine Headsets an EPOS verkauft, die machen das aktuell im Co-Branding. Das Headset selbst hat einen Klinkenstecker, und dabei ist noch eine USB-Soundkarte, die unten eine Klinkenbuchse hat. Irgendwann hatte das Headset dann einen Kabelbruch, ich wollte dann ein anderes Headset anschließen. Das ging aber nicht, der Stecker wollte nicht so richtig.
Dann habe ich mir die Buchse mal ganz genau angeschaut:
Die hat extra so dreieckige Verengungen, damit da nicht einfach jeder normale runde Stecker reinpasst.
Schaut man sich dann den Stecker vom Headset an, dann sieht man die entsprechende Form dort auch:
Das ist also mit voller Absicht so gemacht, damit nur dieses Headset auch mit der USB-Soundkarte kompatibel ist. Das Headset selbst kann man problemlos auch mit anderen Geräten nutzen, der Stecker ist ganz normaler vierpoliger Klinkenstecker. Aber diese USB-Soundkarte ist mit nichts anderem kompatibel.
Mein erster Verdacht ist, dass das eine Einschränkung der Kund*innen sein soll. Man soll auch brav wieder ein EPOS Headset kaufen, wenn es kaputt geht. Eventuell sind auch zukünftige Modelle damit nicht mehr kompatibel.
Kopfhörer haben unterschiedliche Impedanzen. Möchte man es am PC nutzen braucht man eine andere Impedanz als an einem Tischtelefon oder an einer Stereoanlage mit Kopfhörerverstärker. Man könnte es wohlwollend so auslegend, dass die Steckerformen die Impedanz kodieren, sodass man nur kompatible Produkte kombinieren kann. Trotzdem bleibt, dass man keine Kopfhörer anderer Hersteller mit der USB-Soundkarte nutzen kann.
Mein Ersatz ist ein IMPACT SC 665 USB. Das kostet satte 219 EUR, für ein Videotelefonie-Headset. Das kann man sich echt nicht ausdenken. Wenn es jetzt so richtig gut wäre, könnte ich das ja verstehen. Aber das Teil hat keinen gepolsterten Kopfbügel. Schon wenige Sekunden nach dem Aufsetzen drückt das unangenehm auf den Schädel. Der Hersteller schreibt das auf der Webseite:
Außergewöhnlicher Tragekomfort
Weiche, dicke Kunstleder-Ohrpolster für ganztägigen Komfort und Geräuschdämpfung
Das ist schon korrekt, die Ohrpolster sind wirklich ganz angenehm:
Sie haben nur vergessen zu erwähnen, dass der Kopfbügel überhaupt nicht gepolstert ist. Und dazu ist er auch noch schmal.
Das ist schon direkt nach dem Aufsetzen unangenehm, und mit der Zeit wird es schlimmer.
Und davon abgesehen kann man diesem hochpreisigen Headset den Mikrofonausleger nicht verstellen. Weil ich abstehende Ohren habe, wird die Ohrmuschel nach innen gekippt, und ich habe das Mikrofon im Bart hängen. Also für mich komplett unbenutzbar. Ich habe versucht mit dem Support das ganze zu klären. Angeblich kann man den Ausleger verbiegen, bei mir hat das auch mit viel Gewalt nicht funktioniert.
Ich habe am Ende das Headset wieder zurückgegeben und mir eins von Jabra geben lassen. Das sitzt jetzt deutlich komfortabler, und ich habe das Mikrofon nicht mehr im Mund. Und dazu ist es auch noch günstiger als dieses von EPOS.
Ich frage mich echt, was an diesem EPOS Headset so toll sein soll …