Umweltstreifen an Oxfordstraße

Die Oxfordstraße hat eine Deckensanierung bekommen. Und weil damit auch der Bestandsschutz weggefallen ist, konnte diese Straße neu gestaltet werden. Dabei herausgekommen ist ein Radfahrstreifen Richtung Stadthaus, und ein Umweltstreifen in die andere Richtung. Die Sanierung passierte in mehreren Abschnitten, sodass es zuerst weniger nutzbaren Platz gab:

Auch bei der Einfahrt von Beuel kommend sah man ganz viel Baumaschinen.

Hinter dem Bertha-von-Suttner-Platz war die Fahrbahn gesperrt, man musste über die Straßenbahnschienen fahren:

Von der anderen Richtung sah das auch entsprechend wild aus:

Aber der Verkehr lief noch echt brauchbar, wenn man bedenkt, dass dies eine massive Baustelle entlang der B 56 ist, die eine wichtige West-Ost-Verbindung der Stadt ist.

Lange hat die Baustelle nicht gedauert und inzwischen ist alles fertig. Hier zeige ich einmal, wie es jetzt aussieht.

Richtung Osten

Wir fangen beim Alten Friedhof an. Dort gibt es vom Kreisverkehr kommend jetzt einen geschützten Radfahrstreifen.

Man kann schon gut erkennen, wie da ganz viel Platz für den Radverkehr ist, und die Leute da mit dem Auto jetzt weniger Fläche zustellen. Solche Bilder werden von der Pro-Auto-Fraktion immer gerne genutzt, um eine ideologische Förderung des Radverkehrs zu unterstellen. Schließlich würde man hier ganz viel Autoverkehr sehen, der sich staut, und fast keine Personen auf dem Fahrrad. Daher wäre es rational nicht zu erklären, dass man dem Autoverkehr nicht die beiden Fahrstreifen geben würde, das bisschen Radverkehr könnte sich ja zwischen die Autos quetschen. Das wäre dann auch noch besser für die Umwelt, weil die Autos da nicht so lange im Leerlauf laufen müssten.

Man kann das aber auch anders sehen. Der Platz für das Fahrrad ist erst kürzlich dazugekommen. Außerdem fehlen noch wichtige Lückenschlüsse in der Thomastraße und dem Bertha-von-Suttner-Platz. Daher ist es wenig verwunderlich, dass noch nicht alle auf das Fahrrad umgestiegen sind. Und wenn wir schon dabei sind: Warum steigen die Personen, die dort im Stau stehen, nicht auch auf das Fahrrad um? Es gibt dort ja massiv Platz für den Radverkehr, und man kann den Vorteil ja auch für sich nutzen.

Dazu kommt, dass die Anzahl der Personen in den Autos ja gering sind. Autos sind lang, und so kommen vielleicht alle 7 bis 10 Meter die nächste Person. Das ist sehr ineffizient. Mit dem Fahrrad braucht man deutlich weniger Platz, und der Radfahrstreifen kann viel mehr Personen pro Zeit transportieren.

Hier wurde für den Verkehr gebaut, den man haben wollte. Und somit ist es sowohl Push- als auch Pull-Maßnahme. Die Autofahrer*innen können jetzt auch umsteigen, sie brauchen ja auch an der Stelle keine Angst mehr vor dem Autoverkehr zu haben.

Weiter Richtung Stadthaus fängt dann der Umweltstreifen an, also ein Busstreifen mit Fahrradfreigabe. So ganz verstanden haben es noch nicht alle, und nutzen den Streifen auch zum Rechtsabbiegen. Ich finde das tatsächlich gar nicht so wild. Zum einen verhindert das sogar Konflikte beim Abbiegen, zum anderen fließt es dort deutlich schneller und sie stehen dem Radverkehr nicht im weg. Hier entsteht also kein wirklicher Schaden.

Und es ist natürlich verlockend, wenn man dann nicht in der langen Schlange stehen muss. Ist nicht erlaubt, ist nicht perfekt, aber kann ich schon verstehen.

Nachdem der Busverkehr nach rechts abgebogen ist, beginnt ein reiner Radfahrstreifen.

Dieser hat keinen baulichen Schutz, allerdings sind die Breiten total zufriedenstellend und ich mache mir da keine Sorgen. bezüglich Überholabstand. Ob sich da jemand mit dem Auto vordrängelt, weiß ich nicht. Aber insgesamt finde ich das gut so.

Als nächstes steht man dann an der Ampel. Schöne Aufstellfläche, keine Konflikte. Sehr angenehm.

Hinter der Kreuzung kommt die Einfahrt in das Parkhaus. Hier ist der Radfahrstreifen rot unterlegt, das sollte also hoffentlich halbwegs klappen. Diesen Konflikt wird man auch nicht komplett entfernen können.

An der Einmündung aus dem Friedensplatz hat man auch wieder sehr viel Platz. Für den Radverkehr wurde ein indirektes Linksabbiegen eingerichtet. Der Kraftverkehr darf dort gar nicht nach links. Indirektes Linksabbiegen dort, wo das direkte Abbiegen verboten ist, ist schon okay.

Zu Konflikten mit dem Busverkehr kommt es interessanterweise nicht. Die Busse kommen über den Friedensplatz, und müssen zum Rechtsabbiegen auf die Oxfordstraße an einer Ampel warten. Somit wird der Umweltstreifen abwechselnd von Bus- und Radverkehr genutzt, aber nicht gleichzeitig.

Der Umweltstreifen ist dann sehr breit, und die Busse sollen einen nicht überholen. Das ist bisher ganz problemlos und sehr angenehm gewesen.

Natürlich hört der Umweltstreifen aktuell vor dem Bertha auf, es wird nicht alles gleichzeitig geplant und gebaut. Aber es zeigt, dass ein Fahrsteifen auf der Oxfordstraße entbehrlich ist, vielleicht eröffnet das neue Möglichkeiten für den Bertha.

Die Richtung gefällt mir sehr gut! Auch wurde dem Fußverkehr nichts genommen, auch das gefällt mir gut. Es wurde dem Autoverkehr genommen, und das ist zeitgemäß.

Richtung Westen

Kommt man vom Bertha-von-Suttner-Platz, so hat man jetzt anstelle des Schutzstreifens einen richtigen Radfahrstreifen:

Der ist etwas breiter, als der Streifen, den man vorher dort hatte.

Im hinteren Teil fängt die rote Markierung dann ein bisschen an.

Es wurde auch noch eine Ladezone eingerichtet, sodass dort die Fahrzeuge nicht auf dem Radstreifen stehen müssen. Ob die ausreicht, wird sich natürlich zeigen.

Die Kreuzung zur Wilhelmstraße scheint auch übersichtlich genug zu sein.

Vor dem Landgericht ist dann wieder ganz viel Platz für den Bus- und Radverkehr.

Die Rechtsabbieger müssen dort queren, aber das sollte hinreichend sinnvoll laufen. Die rote Fläche hilft hoffentlich.

Auch von der anderen Seite ist schön zu sehen, wie viel Platz der Umweltverbund jetzt hat. Und der Fußverkehr hat einen üppigen Gehweg, auch hier stimmt die Aufteilung jetzt.

Auf der Richtung wird man wohl ein bisschen die Busse im Nacken haben. Überholen geht dort auch nicht. Da muss sich zeigen, wie angenehm das dann wird.

Zumindest sieht es besser aus, als wenn man den ganzen MIV im Nacken hat. Die Busfahrer*innen der SWB sind auch entsprechend geschult, das sollte also ziemlich gut laufen.

An der nächsten Kreuzung gibt es den »Schwebebalken«, den Radstreifen in Mittellage. Das war früher immer sehr gruselig. Aber da man jetzt rechts den Umweltstreifen hat, ist es nicht mehr wirklich schlimm.

Und der Streifen beginnt auch erst relativ spät, sodass man noch maximal lange auf dem Umweltstreifen verbleiben kann.

Man hat jetzt genug Platz, um nach links auf den mittleren Fahrstreifen zu kommen.

Also auch hier eine deutliche Verbesserung zu vorher.

Fazit

Ich finde die Umgestaltung echt richtig gut. Sie führt dazu, dass ich das Fahren dort angenehmer finde. Damals bezeichnete ich die Strecke als Stressfaktor. Auch im Bekanntenkreis fahren jetzt Personen dort, die sich das vorher nicht getraut haben. Das sehe ich als deutlichen Schritt für mehr Radverkehr in Bonn.

Man muss sich auch überlegen, dass die B 56 dort eine der wichtigsten Straßen für den Kraftverkehr ist. Und Politik und Verwaltung haben sich getraut, dort dem MIV die Hälfte zu nehmen und es dem Rad- und Busverkehr zu geben. In der Lokalpresse führt das natürlich zu einem Sturm an Leserbriefen, Endzeitprophezeiungen seitens der autoaffinen Lobbyverbände wie IHK und Einzelhandelsverband. Trotzdem wurde es gemacht. Und das empfinde ich als sehr positives Zeichen, dass es in Bonn jetzt in die richtige Richtung geht.