Umfrage zum Warntag

Am 08.12.2022 war der Warntag, bei dem einmal alle Apps, Cell-Broadcast und Sirenen getestet worden sind. Um die Reichweite der Warnungen zu erfassen, hat das BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) eine Umfrage erstellt, die allerdings unter der total unseriösen Domain warntag-umfrage.de verfügbar ist. Immerhin wird sie von der offiziellen Webseite des BBK verlinkt, das mit bbk.bund.de eine seriöse URL hat, deren Seriosität auch ohne Recherche zu erfassen ist.

Bei der URL bleibt es aber nicht, die Umfrage ist methodisch auch sehr zweifelhaft. Denn die ersten Fragen der Umfrage haben scheinbar nichts mit den Warnungen zu tun:

  • Wie alt sind Sie?
  • Welchem Geschlecht ordnen Sie sich zu?
  • Welchen allgemeinbildenden Schulabschluss haben Sie?
  • Welche beruflichen Ausbildungsabschlüsse haben Sie?

Wozu sind diese Fragen bitte relevant? Insbesondere das Geschlecht?

Ich kann mir vorstellen, dass sie damit einfach nur die Stichprobe ihrer Umfrage verstehen wollen. Denn diese Online-Umfrage wird ja wohl eher von jüngeren und technikaffinen Personen ausgefüllt. Von daher verzerrt das dann schon, wenn man das auf die Bevölkerung umrechnen möchte. Hat man aber diese Daten über die teilnehmenden Personen, so kann man das besser wieder hochrechnen auf die Gesamtbevölkerung, über die man diese Daten per Zensus hat.

Also an sich wirkt es zweifelhaft, ich kann es allerdings nachvollziehen wozu es dienen soll.

Auf der zweiten Seite der Umfrage

Auf der dritten Seite wird gefragt, welche Warnungen man vernommen hatte:

Am bundesweiten Warntag wurden verschiedene Warnmittel erprobt. Über welche Warnmittel haben Sie eine Probewarnung erhalten bzw. wahrgenommen?

Dabei gibt es dann diverse Antwortmöglichkeiten:

  • Probewarnung im Radio
  • Probewarnung im Fernsehen
  • Probewarnung auf Internetseiten
  • Probewarnung in sozialen Medien wie Facebook, Twitter, Instagram usw.
  • Probewarnung auf digitalen Stadtinformationstafeln
  • Probewarnung über Warn-Apps (z.B. NINA oder KATWARN)
  • Probewarnung aus Lautsprecherwagen
  • Sirenensignale
  • Probewarnmeldung über Cell Broadcast auf mein Mobiltelefon
  • Persönliche Mitteilung durch andere Personen
  • Sonstige Warnmittel:

Bei all diesen Möglichkeiten kann man Ja/Nein ankreuzen und dann noch eine Uhrzeit angeben.

Als nächstes wollen sie noch wissen, wo man zum Warnzeitpunkt war. Also Zuhause, Arbeiten, auf dem Land, in der Stadt, im Bus.

Dann noch die Frage nach der Marke des Mobiltelefons und dem Mobilfunkanbieter.

Das klingt erstmal sinnvoll. Aber wenn ich länger darüber nachdenke, dann ist es das plötzlich nicht mehr. Nehmen wir den Cell Broadcast. Da kann es diese Möglichkeiten geben:

  • Handy hat direkt um 11:00 Uhr geklingelt und die Warnung angezeigt.
  • Warnung wurde zwar angezeigt, aber ohne Ton.
  • Das Handy war an, hat die Warnung aber nicht angezeigt.
  • Das Handy war ausgeschaltet und hat entsprechend nichts anzeigen können.
  • Nach dem Einschalten des Handys wurde die Warnung noch nachgereicht.
  • Das Handy war an, aber die Warnung kam erst verzögert an.

Wenn man jetzt »Ja« und »11:00 Uhr« antwortet, ist es soweit eigentlich alles klar und gut. Aber wenn das Handy jetzt nicht geklingelt hat, dann hat man die Warnung ja erst später dort gesehen. Das ist also von der Umfrage her nicht zu unterscheiden von dem Fall, dass es in der Funkzelle Verzögerungen gab. Und wenn das Handy ausgeschaltet oder in einem Funkloch war, dann ist die Verzögerung ebenfalls erklärbar.

Aus den Antworten wird also nicht klar werden, warum es nicht funktioniert hat. Und somit kann das BBK dann auch keine Handlungsempfehlungen aus der Umfrage ableiten.

Ebenfalls beim Fernsehen oder Radio. Ich schaue während der Arbeit kein Fernsehen, daher hätte ich da »Nein« angeklickt. Aber was sagt das jetzt aus?

Oder die Warn-Apps: Es wird gar nicht gefragt, ob ich die überhaupt installiert habe. Und somit kann man auch nicht den wichtigen Fall kommunizieren, dass man die Warn-App installiert hat, jedoch keine Nachricht angezeigt worden ist.

Wegen dieser Kompensation aus methodischen Schwächen ist mir dann die Lust an dieser Umfrage vergangen und ich habe sie wieder geschlossen.