Trip nach Brüssel

Für heute war unsere Exkursion nach Brüssel angesetzt. Brüssel klingt ja nach einer potentiell interessanten Stadt. Und was soll schon schief gehen, wenn sich 12 Physiker, Mathematiker, Chemiker und Informatiker mit dem Auto auf den Weg machen?

Spannenderweise hat sich erst gestern spät abends geklärt, wann wir eigentlich heute losfahren wollen. Irgendwann setzte einer einfach 9:00 fest.

Am nächsten Morgen bin ich irgendwann wach geworden und es war 8:25. „Verdammt" dachte ich und machte mich fertig. Für Frühstück war dann allerdings keine Zeit mehr. Für frisches Brot holen erst recht nicht mehr. Also habe ich mir Knäckebrot für die Fahrt geschmiert. Später habe ich herausgefunden, dass der Wecker nicht geklingelt hatte, weil der eigentlich nur für Wochentage (die ich normalerweise in Bonn bin) aktiv war. Gut, mein Fehler.

Um 9:01 war ich dann unten vor dem Gästehaus. Jedoch waren nur drei andere Gaststudenten dort -- nicht die ganze Gruppe. Super, dann hätte ich ja noch in Ruhe frühstücken können. Dann kamen so nach und nach die Leute herunter. Der eine hatte nur ein T-Shirt an. Seine Freundin wies ihn dann darauf hin, dass er sich doch vielleicht noch etwas anziehen sollte. Also ist er dann mit dem Aufzug erstmal nach oben gefahren …

So um 9:14 fiel einigen dann auf, dass sie sich noch Bargeld holen müssen. Da der dritte Fahrer noch nicht da ist, sind die dann einfach noch mal zur Bank los. Um 9:16 kam dann der letzte Fahrer nach unten. Nun mussten wir auf die warten, die zur Bank waren.

Irgendwann bin ich noch mal zur Toilette und natürlich kamen gerade in der Zeit die von der Bank wieder, so dass mir dann (scherzhaft) vorgeworfen wurde, den Betrieb aufzuhalten. Alles klar.

So um 9:30 sind wir dann in die Autos. Das Auto, in dem ich mitgefahren bin, hatte keine Nackenstützen hinten und auch war der Anschnaller in der Rückbank verschwunden. Ich musste mehrfach darum bitten den Anschnaller vor Fahrtantritt zu suchen. Am Ende musste mein Sitznachbar noch mal richtig aufstehen um den herausfrickeln zu können.

Jedoch wusste so keiner richtig den Weg. Das ist ja alles klein, würde man meinen. Smartphones, Offlinekarten und so weiter. Ich hatte eigentlich alles dabei. Die anderen hatten eigentlich auch immer je einen, der den Weg in Erfahrung bringen könnte. Es wurde auch kein Treffpunkt in Brüssel ausgemacht. Es wurde einfach einem, und zwar sinnigerweise dem mit dem stärksten Auto, nachgefahren. Während der Fahrt stellte sich heraus, dass keiner so richtig an die anderen gedacht hat und gelbe Ampeln dann doch überfahren worden sind.

Zwischendurch haben wir zur Toilettenpause gehalten. Leider war dort das Café mit den Toiletten komplett geschlossen (so mit Holz vor den Fenstern) und im Gebüsch lag überall schon Klopapier. Wer denkt sich sowas aus?

Das Parkhaus

Nach weiterer Fahrt sind wir gegen 11 Uhr in Brüssel angekommen. Etwas kopflos wurde nach einem Parkhaus gesucht. Dort stellte sich dann aber heraus, dass der VW-Bus wohl nicht in das Parkhaus passt, was nur zwei Meter Durchfahrtshöhe hatte. Zwei Autos wurden dann da geparkt. Wir sind dann so verblieben, dass wir vor dem Parkhaus warten und die anderen sich irgendwo einen Parkplatz suchen.

Dann standen wir jedoch irgendwie so eine Stunde dort dumm herum und haben nichts wirklich gemacht. Schleichend bildete sich der Konsens, dass man doch mal Kaffee holen wolle. Also sind wir irgendwie Richtung Innenstadt und haben dort Kaffee geholt.

Am Parkhaus hatte in der Zwischenzeit niemand uns vermisst. Nach weiterer Wartezeit dort kam dann die Nachricht, dass das noch ein bisschen dauern könnte, wir sollen doch schon mal losgehen.

Umherirren

Ab da sind wir dann mehr oder weniger als „random walk", vielleicht noch einen Hauch „self avoiding random walk", durch die Stadt gelaufen. Wir trafen die anderen dann so gegen 13 Uhr.

Der erste Programmpunkt war die Touristeninformation. Dort gab es allerdings nichts hilfreiches. Also Pommes. Belgische Pommes. Wir diffundierten irgendwann an einer Pommesbude vorbei, jedoch war die Schlange von 7 Leuten irgendwie zu lange. Also tingelten wir weiter, einige mit dem Magen in den Knien. Die nächste Bude hatte schon dreißig Leute in der Schlange. Also die auch nicht. Die nächste hatte gar keine Schlange. Dort waren aber die Rezensionen im Internet schlecht. Die dann lieber nicht. Letztlich sind wir dann wieder bei der ersten herausgekommen. Die Schlange war dort dann auch zwanzig Leute groß.

Die haben sich angestellt, ich habe schon mal Pralinen gekauft. Witzigerweise wurden die dann auch noch in Wärmedämmfolie verpackt, damit die nicht schmelzen. Resourcenverschwendung sondergleichen aber ein netter Service.

Die Gruppe war in der Zwischenzeit noch nicht verschwunden, wahrscheinlich aber nur, weil sie noch in der Schlange standen. Interessanterweise ist in meinem neuen Handyvertrag das Roaming noch nicht aktiv, so dass ich wirklich niemanden hätte anrufen können. Wer denkt sich das eigentlich aus?

Von der Frittenbude aus sind wir Richtung EU-Viertel gelaufen. Dort angekommen konnte wieder keine Entscheidung getroffen werden. Am Ende ist eine Gruppe in ein Wissenschaftsmuseum gegangen, die anderen haben irgendwie stundenlang Kaffee gesucht.

Das Museum hatte jede Menge Kristalle, denen man teilweise ihre Kristallstruktur grob ansehen konnte. So etwas ist mit Physikern und Chemikern wirklich lustig, da fachsimpelt man dann über fcc-Gitter anstelle sich einfach das schimmernde Katzengold anzuschauen.

Die Ausstellung ging über Evolution, durchaus ganz nett. Vor allem beeindruckend war der Zeitstrahl, der sieben Millionen Jahre in die Vergangenheit ging. Die verschiedenen Evolutionsstufen waren doch eingetragen. Das Universum ist um die 14 Milliarden Jahre alt, also ist die Menschheitsgeschichte schon extrem Jung. Aber verglichen mit dem Alter der Römer ist das schon extrem lange.

Atomium

Danach hätte ich eigentlich mal was essen können, aber wir entschieden uns dann irgendwie zum Atomium zu fahren, etwas zu essen und dann wieder zurück nach Jülich zu fahren. Und obwohl in jedem Auto einer mit einem Geoinformationssystem saß, wurde wieder versucht in Kolonne zu fahren. In unserem Auto wurde Google Maps Navigation der Route von OsmAnd\~ vorgezogen. Wir sind irgendwie durch viele kleine Straßen mit Kopfsteinpflaster gefahren und hatten fast ein paar Unfälle dazwischen.

Am Atomium fanden wir erstaunlich schnell einen Parkplatz, was wahrscheinlich daran lag, dass wir nach der Öffnungszeit da waren. Wir betrachteten das Atomium von außen, und das sieht wirklich imposant aus. Wenn man davor steht, ist es einfach noch mal deutlich größer als auf Bildern.

Die anderen, die nicht im Museum waren, warteten dort schon knapp zwei Stunden auf uns. Irgendwie wusste keiner so recht, was wir als nächstes machen wollten. Ich wollte was essen, andere sich noch Bier kaufen, andere lieber direkt wieder nach Jülich. Nach weiteren 20 Minuten ohne Entscheidung zeichnete sich dann ab, dass der, der mich mitgenommen hat, eh nichts mehr essen wollte. Gut, dann wird wir halt wieder zurück.

Eschweiler

Obwohl Zurückfinden durchaus in den Möglichkeiten von vier uns stehen, sind wir wieder so im kleinen Konvoi losgefahren. Der eine steckte dann allerdings im Verkehr fest, hatte uns nicht gesehen und ist einfach irgendwohin gefahren.

Bis kurz vor der deutschen Grenze ist nichts spannendes passiert. Ich wollte dann direkt nach Bonn, so dass Aachen oder Eschweiler ein idealer Bahnhof für mich gewesen ist. Wir haben uns dann für Eschweiler entschieden weil es dort nicht so viel Stadt gibt, in die man reinfahren muss. Jedoch hatten Fahrer und Beifahrer sind dann lieber an Google Maps Navigation als die wirklichen Schilder gehalten und ignorierten „A4 Köln" und sind dann irgendwie später erst abgefahren. Am Ende waren wir so gegen 21:10 am Bahnhof, der Zug fuhr 21:05. Schön. Schön, schön.

Vom mobilen Internet verhoffte ich mir Zugang zu einer Pizza. Jedoch waren alle Läden außer Laufreichweite und geliefert hätten die erst ab 10 EUR. Das hätte ich mit einer einfachen Bestellung nicht vollbekommen.

Am Bahnhof Eschweiler konnte ich jedenfalls hautnah die betrunkene Jugend miterleben, die sich im lautesten Rülpser aus ihrem Bier messen.

Nach fast einer Stunde Wartezeit kam dann der nächste Zug, sogar ziemlich pünktlich. Die Toilette war jedoch mit einem Kunstwerk an Klopapier hoffnungslos verstopft. Wie kann man nur so asozial sein?

Irgendwann stiegen zwei so um die 20 ein, die darüber diskutierten, welche Haltestellen als nächstes kommen. Ich musste sie ein wenig desillusionieren da der RE nicht bei Köln Hansaring hält. Sie fragten mich dann, ob ich wüsste, wie man denn sinnvoll zum Pascha käme. Das war ziemlich witzig. Die beiden waren noch nüchtern, wussten wohin sie wollten und wirkten durchaus freundlich. Pascha ist zwar nicht der Laden, wo ich feiern gehen würde, aber die wirkten doch deutlich weniger asozial als die Horde am Bahnhof in Eschweiler.

Ich suchte ihnen also kurz raus mit welcher S-Bahn sie dahin fahren können. Sie fragten mich, ob ich nicht mitkommen wollte. Ich lehnte lachend ab, sie wünschten mir einen netten Abend und ich ihnen viel Spaß bei Tabledance und Flatratesaufen. Es ist wirklich merkwürdig, aber das waren so mit die aufgeräumtesten Leute, die ich bei der Rückreise gesehen hatte.

In Köln holte ich mir ein paar Pizzastücke. Kurz bevor ich da ankam hatte ein Trupp feiernder Betrunkene eine Colaflasche nach dem Schütteln aufzumachen und einen ganzen Tisch mit brauner Plörre zu überziehen. Die entschuldigten sich zwar lautstark, aber hatten auch nicht wirklich die Muße da zu helfen. Der Verkäufer freute sich offensichtlich darüber, dass ich nüchtern war und sagte mir, dass das Nachts teilweise richtig furchtbar mit solchen Leuten ist.

In der MRB nach Bonn war vor mir eine Frau mit einem Koffer der so groß wie ein Sarg wirkte. Die versuchte den irgendwie an einen Sitzplatz zu manövrieren, was gar nicht so einfach ist. Schließlich ist die Bahn gar nicht für Gepäck ausgelegt. Schon gar nicht im Nahverkehr.

Die Rückfahrt erinnert mich an ein Gespräch mit drei Zugbegleitern, mit denen ich mich mal zwischen Köln und Düren unterhalten habe. Der eine meinte, dass NRW wirklich das schlimmste Bundesland ist, wenn um die Bahnen geht. Überall sonst würden die Leute ihre Kaffeebecher mitnehmen. An den Endstationen gibt es wohl immer jemanden, der mal kurz durch den Zug geht und den ganzen Müll rausräumt. Normalerweise schafft der den ganzen Zug, weil der nicht so zugemüllt ist. In NRW schafft der allerdings immer nur ein paar Wagons.