Tolle Radverkehrsführung auf der Viktoriabrücke

Ich war schon länger nicht mehr auf der Viktoriabrücke. Im Sommer 2020 schrieb ich einen Artikel zum zweiten Bauabschnitt der Brücke, damals noch mit Zweirichtungsradweg auf der östlichen Seite. Das ist inzwischen alles fertig, und die Radverkehrsführung ist wirklich richtig toll. Ich bin ziemlich beeindruckt, wie viel Platz da für den Radverkehr geschaffen worden ist.

Einmal der Reihe nach. Wir starten auf der Nordseite an der Bornheimer Straße und fahren in Richtung Süden über die Brücke. Von dort aus hat man erstmal eine rote Radfurt, die einen zur Brücke leitet.

Dort weitet sich der Radfahrstreifen enorm auf.

Ich habe den Verdacht, dass sie hier in der Planung ursprünglich deutlich weniger Platz für den Radverkehr vorgesehen hatten, nur einen Schutzstreifen. Das deckt sich dann auch mit der kleinen Rampe, die auf das Hochbord leitet. Mir scheint, als hätte da der Radverkehr auf dem Hochbord geführt werden sollen. Durch die Sperrfläche wird diese Rampe deaktiviert, das gesamte Hochbord ist für den Fußverkehr reserviert.

Der Radstreifen wird dann etwas enger, aber noch immer akzeptabel breit. Man fürchtet hier nicht um sein Leben, der Fahrstreifen für KFZ ist auch hinreichend breit. Mit solchen Breiten klappt es dann. Weil es eine durchgezogene Linie ist, gilt der Radfahrstreifen als Sonderstreifen und damit ist es auch kein Überholen, wenn der Autoverkehr passiert, es ist ein Vorbeifahren. Der Sicherheitsabstand von 1,5 m entfällt. Das ist etwas fragwürdig, aber die Gesetzeslage.

Hinter der anderen Rampe vom Hochbord runter teilt sich der Radfahrstreifen dann auf, es gibt einen dedizierten Rechtsabbieger für den Radverkehr.

Der Kraftverkehr, der nach rechts möchte, muss den Radverkehr queren. Irgendwo muss das passieren. Dadurch, dass diese Fahrstreifen aber so lange sind, und auch klar ist, welche Radfahrer*innen geradeaus fahren, sollte das ziemlich klar sein.

Es ist genügend Platz, damit hier das Queren passieren kann. Auf dem Fahrrad muss man auch nur auf die Autos direkt links von einem achten, es gibt eine klare Kreuzungsstelle. Ich finde das sehr machbar und fühle mich da inzwischen auch sicher.

Vor der Ampel haben sie dann ganz viel Raum einfach gesperrt. Hier waren vorher mehrere Fahrstreifen für den Kraftverkehr. Das ist entfallen, jetzt gibt es viel Platz für das Rad.

Ab der Ampel ist dann wieder die alte Führung, die dagegen deutlich schlechter aussieht.

Diese Richtung gefällt mir echt gut, da kann man jetzt angenehm fahren.

Andere Richtung

Nun können wir uns die andere Richtung einmal anschauen. Da haben wir einen Radfahrstreifen, dessen Breite auch wieder sehr gut ist. Der Kraftfahrstreifen daneben ist breit genug, sodass es zu keinen knappen Vorbeifahrten kommt.

Eines der krassesten Dinge ist das nun verbotene Rechtsabbiegen in die Bornheimer Straße, für den Kraftverkehr! Es gab immer wieder Unfälle, bei denen eine Person auf dem Fahrrad geradeaus fahren wollte und jemand mit dem Auto nach rechts in die Bornheimer Straße einbiegen wollte. Nach StVO § 9(3) hat die Person geradeaus klar Vorfahrt, das hilft aber nicht gegen die Tonne Blech. So um 2018 gab es auch schon diverse Unfälle und brenzlige Situationen auf der Viktoriabrücke. Und die Polizei hat damals dann das Radfahren auf der Brücke verbieten lassen. Man schützte den Radverkehr, indem man ihn verboten hat.

Nun spüre ich aber echt eine Wende. Man hat bei dieser Kreuzung dem Kraftverkehr verboten dort rechts abzubiegen, um den Radverkehr zu schützen. Das ist eine deutliche Abkehr von dem »Auto First«, was man 2018 während der Baustelle noch spüren konnte. Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich krass, weil sich das wirklich nach einem strategischen Umdenken in den eher konservativ besetzten Entscheidungsstrukturen anfühlt.

Weiter geht es dann auf dem Radfahrstreifen.

Der Kraftverkehr wird dann etwas vom Radverkehr entfernt.

Es gibt eine ganze Sperrfläche, die Abstand zwischen den Rad- und Kraftverkehr bringt.

Nach rechts ist da noch die Vorbereitung einer Abzweigung nach Rechts. Weil der Kraftverkehr nach links verschwenkt und der Radweg nach rechts verschwenkt wurde, werden diese irgendwann in einem weniger spitzen Winkel aufeinander treffen. Das erhöht die Sicherheit für den Radverkehr.

Da kommt noch eine dritte Rampe hin, die dann runter zur Thomastraße führen wird.

Weiter geradeaus hat man einen üppigen Radfahrstreifen, der einen an dem Stau vorbeiführt.

Weiter unten beginnt dann ein baulicher Schutz des Radfahrstreifens. Früher war das nämlich der freie Rechtsabbieger für den Kraftverkehr, aber das ist er nicht mehr.

Vielmehr ist das jetzt ein Rechtsabbieger ausschließlich für den Radverkehr. Und weil das natürlich zu verlockend ist, hat man den etwas geschützt.

Von der anderen Seite kann man noch erkennen, wie das früher einmal war.

Auch in diese Richtung ist das toll zu fahren. Ich gehe davon aus, dass sich die dritte Rampe zur Thomastraße dort vernünftig einfügen wird.

Ich bin total begeistert, dass dem Radverkehr so viel Platz eingeräumt worden ist. Dem Autoverkehr standen früher drei Fahrstreifen zur Verfügung, man hat das auch zwei Fahrstreifen reduziert. Dieser Platz ist dem Rad- und Fußverkehr gegeben worden. Somit ist die Viktoriabrücke für mich nicht mehr eine heikle Stelle, sondern ein wirklich toller Abschnitt.

Die Verkehrswende wird Jahrzehnte dauern. Aber hier kann man sehen, welches Umdenken es in den letzten Jahren gab. Das macht mir Hoffnung, dass es in die richtige Richtung geht. Und es gibt mir den Mut mich weiter für die Verkehrswende einzusetzen, weil es von der Stadt nicht mehr alles blockiert wird.