Tipps für Bewerbungen

Immer wieder einmal werde ich zu Tipps für Bewerbungen gefragt. In diesem Artikel möchte ich einmal jene Ratschläge sammeln. Für das Suchen nach Stellen hatte ich schon einmal aus der Perspektive von Computerphysik geschrieben. Dieser Artikel nimmt an, dass schon konkrete Stellen zur Bewerbung vorliegen.

Ausschreibungen haben immer eine ähnliche Struktur. Die Firma stellt sich vor, dann wird die Stelle vorgestellt und zuletzt werden noch die Anforderungen an Bewerber*innen aufgeführt. Im eigenen Anschreiben spiegelt man die Ausschreibung. Man fängt damit an die Stelle zu benennen, auf die man sich bewirbt. Dann erklärt man, warum man sich für diese Stelle interessiert. Meist sind das spannende Aufgaben und die Überzeugung für das Unternehmen Mehrwerte realisieren zu können.

Als nächstes kommt ein Absatz mit den "hard skills", also den konkreten Fähigkeiten. Steht in der Stellenausschreibung etwas von "Erfahrung mit Python", so beschreibt man prägnant die Projekte, die man bisher mit Python durchgeführt hat. Insbesondere sollte man Herausforderungen und ihre Lösungen benennen. Bitte daran denken, dass die erste Person in der Personalabteilung sitzen wird und daher meist nur eine Liste mit Stichwörtern abhakt als eigene Erfahrung mit der Technik zu haben.

Im dritten Absatz beschreibt man noch die "soft skills", also Kommunikation und Teamfähigkeit. Auch diese muss man mit Beispielen belegen. Ich zum Beispiel habe durch Zusammenarbeit mit Kolleg*innen, das Tutorien an der Uni sowie dem Geben von Nachhilfe an Schüler die adressatengerechte Kommunikation komplexer Sachzusammenhänge gelernt; entsprechend schreibe ich das. Teamfähigkeit kann ebenso belegt werden, seien es gemeinsame Projekte an der Uni oder im Ehrenamt. Hier sollte man seine Rolle im Team erwähnen, damit es glaubhaft wird.

Jeder Punkt aus der Ausschreibung sollte im Anschreiben oder Lebenslauf zu finden sein, egal wie offensichtlich es scheint. Es stellt sich nämlich heraus, dass nichts offensichtlich ist. Wenn ich Bewerbungen durchschaue, weiß ich nichts über die Personen. Ich schaue mir Lebenslauf und Anschreiben an. Das ist das einzige was ich habe, um zu entscheiden, ob ich die Person zum Gespräch einladen möchte. Ich weiß nicht, wie gut sie Englisch sprechen können. Schreibt jemand "verhandlungssicher" (besser als "fließend"), dann ist das ein guter Hinweis. Hat diese Person im englischsprachigen Ausland studiert oder gearbeitet ist die Sache auch klar.

Fehlen einem Fähigkeiten, kann man sich trotzdem bewerben. Frauen trauen sich erst eine Bewerbung zu schicken, wenn sie fast alles erfüllen. Männer sind da meist schon bei der Hälfte mit sich zufrieden. Wird zum Beispiel eine Person für PyTorch (Bibliothek für Maschinenlernen) gesucht, hat bisher aber nur Erfahrung mit TensorFlow (andere Bibliothek), würde ich gerne etwas dazu lesen. Zum Beispiel, dass die Person sich sicher ist die Kenntnis der abstrakten Konzepte auch auf eine andere Bibliothek übertragen zu können und so schnell produktiv mitarbeiten kann.

Der Lebenslauf wird immer auf die gewünschte Stelle abgestimmt. So gibt es manche Dinge, die nicht für alles relevant sind. Oder man möchte gewisse Dinge etwas mehr betonen. Möchte man in die freie Wirtschaft wechseln, so wird in der Regel nicht publiziert. Man sollte daher seine Veröffentlichungen nicht so prominent platzieren, sonst entsteht der Eindruck weiter Grundlagenforschung machen zu wollen. Vielmehr kann man gewisse Tätigkeiten aus der Uni aber aus Geschäftssicht darstellen. Ich habe zum Beispiel die verstreuten Skripte zur Datenanalyse und eine bestehende R-Bibliothek konsolidiert und das Paket an der offiziellen Stelle veröffentlicht. Dies ist eine Professionalisierung der Arbeitsabläufe gewesen, und so habe ich das auch als Punkt im Lebenslauf dargestellt.

Schreibt man an der Uni eine Promotion, so ist man in der Regel auch als wissenschaftliche Mitarbeiter*in eingestellt. Dies kann man als Berufserfahrung ganz nach oben stellen und dort Stichpunkte wie gerade beschrieben auflisten. Bei der Ausbildung kann man dann die Promotion inhaltlich auflisten. Ich habe dort den Titel der Arbeit, fachliche Erfolge und Konferenzvorträge notiert.

Leider sind viele Firmen ziemlich lahm in ihren Prozessen. Man wartet ewig und bekommt dann nur eine einzeilige Absage. Man wird viele Bewerbungen parallel unterwegs haben. Ich kann hier nur empfehlen den Status jeder Bewerbung zu notieren und verfolgen. Am besten ein Kanban-Board (zum Beispiel bei Trello). Dann kann man dort bei jeder neuen Entwicklung den Status hinterlegen und es in eine neue Spalte schieben. Diese Spalten würde ich erstellen:

  1. Interessante Ausschreibungen
  2. Anschreiben in Arbeit
  3. Abgeschickt
  4. Vorstellungsgespräch terminiert
  5. Warten auf Angebot
  6. Angebot liegt vor
  7. Absage erhalten

Bei den meisten Stellen wird man einfach gar nichts mehr hören. Bei den anderen wird man eine Absage bekommen. Das ist ganz normal, die Quote ist einfach deprimierend gering. Die Absagen werden auch immer nur eine oder zwei Zeilen sein. Die Firmen möchten sich hier nicht angreifbar machen. In Schriftform wird man nie erfahren, warum man nicht genommen worden ist. Man kann aber per Telefon anrufen, da erfährt man ein bisschen mehr. Hier sollte man taktisch klug vorgehen und nicht fragen, woran es gelegen hat. Man sollte sich für die Rückmeldung bedanken und fragen, was man bei der nächsten Bewerbung besser machen kann. Man wird dann ungefähr die Gründe für die Ablehnung gesagt bekommen und kann so ein bisschen mehr dazulernen.

Bewerbungen sollte man in der Regel möglichst zeitnah abschicken. Viele Leute haben Suchbenachrichtigungen bei Portalen wie LinkedIn oder Indeed und auch schon ihre Anschreiben vorbereitet für die Stelle davor. Als ich damals ein bisschen Übung hatte, habe ich auch innerhalb von einer halben Stunde nach der Benachrichtigung eine Bewerbung abschicken können. Die FIrmen werden manchmal etwas überrollt von den Bewerbungen und nehmen die Anzeige wieder offline. Daher lohnt es sich, innerhalb von einigen Tagen die Bewerbung dann auch abzuschicken.

Für die eigene Dokumentation kann ich auch empfehlen die Ausschreibungen als PDF zu speichern. Die Portale mit den Ausschreibungen sind notorisch instabil, Stellen werden wieder heruntergenommen. Damit man später für eine ähnliche Stelle noch Dinge wiederverwenden kann, lohnt es sich immer die Ausschreibung noch einmal anschauen zu können. Ich mache einen Ordner pro Stelle, und da kommt dann alles rein.

Generell sind Bewerbungsverfahren wirklich kräftezehrend und frustrierend. Man hat viele Verfahren parallel laufen und bekommt wenig Rückmeldung. Hier hilft es ruhig zu bleiben und sich klarzumachen, dass jede Bewerbung unabhängig von den anderen ist. Jede könnte klappen, eine Serie von Absagen heißt nicht unbedingt, dass man nie einen Job finden wird. Mit der Zeit baut man ein Verständnis für den Markt auf, für die eigenen Fähigkeiten. Es braucht einige Zig Bewerbungen, bis man da die Routine hat.