Standardisierte Mehrwegverpackungen für alle Lebensmittel
Alle Einweg-Plastikverpackungen durch standardisierte Mehrwegbehälter ersetzen? Wahrscheinlich nicht praktikabel, aber ein Gedankenspiel.
Vor kurzem las ich ein interessantes Buch über Abfall: »Wasteland«1. Ein Journalist beschreibt die Reise des Mülls nach den Mülltonnen; die Deponien, Müllverbrennungsanlagen, Recycling und »Recycling«. Es war wirklich ernüchternd.
Ein großes Problem sind die ganzen Verbundverpackungen. Das kann ein Jogurtbecher aus Kunststoff sein, dessen Deckel aber aus Metall ist. Wenn man die nicht komplett voneinander trennt, so kann weder das eine, noch das andere, wiederverwertet werden. Es wird dann »thermisch verwertet«, also verbrannt. Noch schlimmer ist das beispielsweise bei den Verpackungen von Scheibenkäse. Da ist die Tiefziehschale aus PET, die Folie aber aus PP. Man muss die auch komplett trennen, damit das PET wiedergewonnen werden kann. Die trenne ich eigentlich nie, somit kann da auch nichts recycelt werden, obwohl beides ja »Plastik« ist.
Durch unser Pfandsystem wird weniger dafür gesorgt, dass die Flaschen als Müll im Wald landen, sondern vielmehr dass sie sortenrein gesammelt werden. Und so kann PET dann ziemlich gut wiederverwertet werden. Beim Erhitzen und Kneten brechen viele der Fasern, man muss also neues PET beimischen. Aber insgesamt klappt das recht gut.
Eine Möglichkeit wäre Mehrweg, allerdings hat man dann direkt das Problem, dass man leere Gebinde durch die Gegend transportieren muss. Durch die ganzen Transporte von schweren Glasflaschen sind Saftflaschen und Getränkekartons ungefähr gleichauf bezüglich Ressourceneinsatz. Auch wenn sich Glasflaschen gut anfühlen, ist ihr Transport ein Problem.
Bei so etwas wie Käse könnte man mit der eigenen Brotdose an die Käsetheke kommen. Allerdings wird man die eigene Dose aus hygienischen Gründen nicht über die Theke reichen können. Und das darf auch gerne so bleiben. Man könnte den Käse dann im Papier gereicht bekommen und selbst reintun. Aber auch das ist irgendwie unpraktisch, weil man so immer Personal auf der anderen Seite braucht.
So hatte ich die nicht umsetzbare Idee der »Volksdose«. Die gibt es dann, analog zum Papier, in Formaten wie A4, A5, B4, C5 und so. Aber wirklich nur eine handvoll. Die sind alle dicht für Flüssigkeiten. Also entweder aus dickem Kunststoff mit Silikondichtung, oder aus Metall mit Silikondichtung. Und alle Produkte werden dann darin verkauft. Das Etikett muss standardisiert geklebt oder gesteckt werden. Somit sehen alle Produkte grob gleich aus.
Allerdings kann man diese Boxen dann zuhause spülen und wieder im Laden abgeben, wie PET- oder Glasflaschen. Dort werden sie dann wieder gespült und zurück an die Hersteller verteilt. Zuhause hätte man auch deutlich weniger Müll, weil die ganzen Einwegverpackungen entfallen.
Das ganze System wäre schon ziemlich unpraktisch im Vergleich zu Einweg-Plastikverpackungen. Auch wäre unklar, wer verschlissene Dosen ersetzt. Oder ob das hygienisch darstellbar wäre.
Es wäre definitiv weniger komfortabel. Aber möglicherweise lassen sich damit Ressourcen einsparen. Und ich finde es zumindest als Gedankenexperiment interessant, weil man daran ablesen kann, wie sehr Komfort über Ressourcenschutz steht.
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Franklin-Wallis, O. Wasteland: The Secret World of Waste and the Urgent Search for a Cleaner Future. (Simon and Schuster, 2023). ↩